Marktberichte

Inside Wall Street Mr. Buffett goes to Washington

"Mr. Smith goes to Washington" ist bis heute einer der wichtigsten politischen Filme Amerikas. Regisseur Frank Capra klagte damit 1939 die Korruption im amerikanischen Senat an und gab doch einen Hoffnungsschimmer: Ein einziger ehrlicher Mann - James Stewart als Mr. Smith - kann das Böse im System ausmerzen.

Genau das versuchte dieser Tage Warren Buffett. Der hat einen anderen Hintergrund als der fiktive Mr. Smith. Letzterer ist ein einfacher Pfadfinderführer, dessen Naivität seine korrupten Hintermänner ausnutzen wollen, als sie ihn in die Hauptstadt schicken. Warren Buffet wiederum ist der drittreichste Mann der Welt, legendäres Investment-Genie und gewiss keiner, der sich von irgendwelchen Hintermännern kontrollieren lassen würde.

Im Gegenteil: Trotz seiner Position als einer der einflussreichsten Amerikaner aller Zeiten und eines Milliarden-Vermögens stand Buffett schon immer auf der Seite des kleinen Mannes - und der braucht mächtige Freunde in Washington. So machte sich das Orakel von Omaha jüngst auf den Weg zum Senat, um dort in Sachen Steuerpolitik auszusagen. Er sprach dabei den Demokraten aus dem Herzen, die seit jeher gegen die ungerechte Lastenverteilung in den USA ankämpfen.

Aktuell wird in Washington über die "Death Tax" gestritten - die "Todessteuer". Dabei verbittet sich Buffett schon dieses Wort; es sei "so irreführend wie clever" und damit fast wie von George Orwell erfunden. Hinter der "Death Tax" verbirgt sich nicht mehr als eine Erbschaftssteuer, die ausschließlich die in den USA steuerlich nicht allzu strapazierte Oberschicht betrifft.

Laut der aktuellen Regelung wird die Steuer nämlich nur auf Erbschaften von mehr als zwei Millionen Dollar fällig, ab 2009 soll der Freibetrag sogar auf 3,5 Millionen Dollar steigen. Alles was darüber fällt, soll mit einem Satz zwischen 18 und 55 Prozent versteuert werden.

Für Buffett ist das nur gerecht: "Du wirst nicht Quarterback nur weil dein Vater Quaterback war", meint der Mann, der nach diesem Grundsatz auch privat lebt. So hat er sein Milliardenvermögen bereits der wohltätigen Gates-Stiftung vermacht, anstatt es unter seinen Kindern aufzuteilen - die sollen nicht Milliardäre sein, nur weil der Vater Milliardär ist. Den Buffett-Kindern ist das ganz recht so. Sie fühlen sich auch ohne die Milliarden privilegiert und haben nie auf das Erbe geschielt. Im Gegenteil: Die (durchaus stattlichen) Beträge, mit denen ihr Vater sie abgesichert hat, haben sie in eigene wohltätige Stiftungen eingebracht, ihr Einkommen bestreiten sie aus normalen Berufen.

Nach diesem Prinzip solle auch Washington verfahren, meint Buffett. Der Staat solle nicht länger die Privilegierten immer mehr schützen, sondern die Steuereinnahmen bei den Reichen ausbauen und mit dem Gewinn die Armen im Lande unterstützen. Da ist der Bedarf groß: Etwa 50 Millionen US-Haushalte leben von weniger als 20 000 Dollar im Jahr, etwa 15 Prozent der Amerikaner haben nicht einmal eine Krankenversicherung.

Dem sei allerdings nicht nur über eine Beibehaltung der Erbschaftssteuer beizukommen, sondern durch eine allgemein top-lastigere Steuerpolitik. Die sei schlicht unfair, meint Buffett, der im Geschäftsjahr 2006 einen Steuersatz von 17 Prozent abgeführt hat. Der durchschnittliche Steuersatz seiner Angestellten - vom Management bis zur Putzkraft - habe hingegen bei 34 Prozent gelegen.

Die Demokraten applaudieren Buffet's Vorschlägen, doch für die Republikaner ist die Botschaft im laufenden Wahlkampf klar: Ob Hillary oder Obama, mit einer demokratischen Regierung kämen die Steuererhöhungen. Das wiederum ist so richtig wie notwendig, immerhin haben die Steuersenkungen der Bush-Regierung das Land in ein Rekord-Defizit gebracht und den Dollar versenkt. Doch ob die Demokraten diese Botschaft im Wahlkampf verkaufen können, bleibt abzuwarten.

Quelle: ntv.de

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