Schöne neue Welt? Nemax besserte sich
07.05.2002, 20:45 UhrNeuer Markt, neuer Tag, neues Glück? Danach sah es am Dienstag nach den schlechten Vorgaben aus den USA zunächst nicht aus. Im Laufe des Tages konnten die Indizes ihre Verluste aber deutlich reduzieren - wiederum dank guter Vorgaben aus den USA. Der Nemax All Share gab 1,4 Prozent ab auf 837 Zähler, der Nemax50 verlor 1,3 Prozent auf 788 Zähler.
Nach vorläufigen Berechnungen des Arbeitsministeriums in Washington ist die Produktivität in den USA außerhalb der Landwirtschaft im ersten Quartal 2002 gegenüber dem Vorquartal um 8,6 Prozent (hochgerechnet auf die Jahresrate) gestiegen. Dies wäre der stärkste Anstieg seit 1983. Analysten hatten im Vorfeld mit einem Anstieg um lediglich 6,9 Prozent gerechnet.
Bei den Lohnstückkosten außerhalb der Landwirtschaft wurde nach Angaben des Arbeitsministeriums im ersten Quartal ein Rückgang um 5,4 Prozent verzeichnet; rechnet man die Landwirtschaft mit ein, dann ergibt sich sogar ein Minus von 6,5 Prozent. Dies wäre der stärkste Rückgang seit 1961.
Die Freude über diese Rekordzahlen weicht allerdings rasch einer nüchternen Betrachtung. Denn die Produktivität hängt im wesentlichen von den Lohnstückkosten ab, die wiederum maßgeblich durch den Grad der Beschäftigung bestimmt werden. Dieser ist derzeit aber niedrig oder anders ausgedrückt: die Arbeitslosigkeit in den USA ist so hoch wie seit fast acht Jahren nicht mehr. Und wenn die Unternehmen wenig Menschen beschäftigen, sind ihre Lohnkosten niedrig, die Produktivität demzufolge hoch.
Weitere Konjunkturdaten vom US-Handelsministerium wurden von den Börsianern mit Enttäuschung aufgenommen. Die Lagerbestände im Großhandelsgewerbe sind im März unverändert geblieben; Volkswirte hatten dagegen einen Rückgang um 0,3 Prozent vorhergesagt. Die Umsätze der Branche gingen leicht um 0,1 Prozent zurück
Qiagen hat sich einen potenten Partner ins Boot geholt: Roche. Gegenstand der Kooperation wird nach eigenen Angaben ein integriertes Diagnostiksystem für Hepatitis- und Aids-Tests sein. Bereits am Vorabend hatten das Biotechnologie-Unternehmen und Leica Microsystems eine Zusammenarbeit zur Entwicklung und Vermarktung von Lasertechnologie angekündigt. Die Aktie von Qiagen konnte 2,9 Prozent zulegen auf 15,05 Euro.
Grund für diese Kursgewinne sind auch die Geschäftszahlen von Qiagen für das erste Quartal. Das Unternehmen konnte sein Betriebsergebnis nach Akquisitionskosten gegenüber dem entsprechenden Vorjahreszeitraum um 36 Prozent auf 15,7 Millionen US-Dollar steigern. Auch beim Umsatz legte Qiagen kräftig zu - hier konnten zwölf Prozent zugelegt werden auf 70,5 Millionen US-Dollar.
Gute Nachrichten kommen auch von Consors. Der kurz vor der Übernahme durch die französische Großbank BNP Paribas stehende Direktbroker hat im ersten Quartal 2002 seinen Nachsteuer- Verlust verringern können von 15,6 auf 13,5 Millionen Euro. Und das obwohl die Provisionsüberschüsse um 44 Prozent auf 23,4 Millionen Euro zurückgegangen sind. Auch die operativen Erträge fielen mit 34,3 Millionen Euro deutlich geringer aus als im Vergleichszeitraum des Vorjahres (56,4 Millionen Euro). Unterm Strich hat sich die Ertragssituation bei Consors also gebessert trotz rückläufiger Tradingaktivitäten. Der Kurs der Aktie reagiert nicht auf die Meldungen - die Consors-Aktie kostet unverändert 12,27 Euro.
Adva Optical hat im ersten Quartal 2002 auf operativer Basis nur noch einen kleinen Verlust ausgewiesen und damit die Prognosen von Analysten übertroffen. Nach einem Verlust von 2,7 Millionen Euro im ersten Quartal 2001 betrage der Fehlbetrag nach den ersten drei Monaten des laufenden Geschäftsjahres nur noch 100.000 Euro, teilte der Telekom-Ausrüster am Dienstag mit. Der Umsatz konnte den Angaben des Unternehmens zufolge um 19,6 Prozent auf 21,6 Millionen Euro gesteigert werden. Die Aktie verlor 3,1 Prozent auf 2,85 Euro.
Pfeiffer Vacuum hat in den ersten drei Monaten des laufenden Geschäftsjahres 2002 auf operativer Basis nach Steuern 48,2 Prozent weniger oder 2,9 Millionen Euro verdient. Die Umsätze haben sich ebenfalls rückläufig entwickelt - hier ging es um 20,8 Prozent abwärts auf 37 Millionen Euro. Der Hersteller von Vakuumpumpen und Messgeräten hat damit die konjunkturelle Flaute voll zu spüren bekommen. Und die Anteilseigner von Pfeiffer bekamen die rückläufigen Zahlen in Form von rückläufigen Kursen zu spüren - das Papier verlort 10,5 Prozent auf 32,15 Euro.
Unter einer Herabstufung litt die Aktie von Morphosys zwischenzeitlich. Der Kurs stürzte bis auf ein neues Jahrestief von 22,55 Euro. Die Analysten der WestLB Panmure haben ihre Einschätzung für das Papier des Biotechnologieunternehmens zurückgenommen von "Outperform" auf "Neutral". Zur Begründung heißt es, das Ziel von Morphosys, bis zum Jahr 2006 schwarze Zahlen zu schreiben, sei zu ehrgeizig. Das Engagement von Morphosys im Bereich Produktentwicklung bewerte man zwar generell positiv, "...einige der genannten strategischen Ziele seien aber skeptisch zu betrachten ", so die Anlage-Experten von WestLB Panmure. Im späten Handel drehte jedoch die Tendenz. Die Aktie schloss mit 8,60 Prozent bei 27,00 Euro im Plus.
Quelle: ntv.de