MobilCom auf Rekordtief Nemax im Keller
12.06.2002, 20:40 UhrDer Neue Markt konnte auch am Mittwoch sein Formtief nicht überwinden. Das Geschehen stand wieder ganz im Zeichen des Streits zwischen MobilCom und seinem Großaktionär France Telecom - und der bekam weder der MobilCom-Aktie noch den Indizes am Neuen Markt. Der Nemax 50 fiel 4,2 Prozent auf 682 Punkte, für den Nemax All Share ging es knapp 4 Prozent auf 734 Zähler nach unten.
Das deutsche Wachstumssegment notiert damit in der Nähe der Tiefstände vom September 2001. Fundamental dürfte weiteres Abwärtspotential bestehen, sagte ein Analyst. Auch aus technischer Sicht habe der Neue Markt wichtige Unterstützungsmarken nach unten durchbrochen.
Im Mittelpunkt standen die Aktien von MobilCom. Die France Telecom hatte am späten Dienstagnachmittag die Zusammenarbeit mit MobilCom zum Aufbau des UMTS-Mobilfunks in Deutschland für beendet erklärt und MobilCom-Chef Schmid Vertragsbruch vorgeworfen. Im Streit zwischen den beiden Unternehmen geht es unter anderem um als rechtswidrig eingestufte Aktiengeschäfte von Schmids Ehefrau mit MobilCom. Die Büdelsdorfer nannten den Schritt der Franzosen unbegründet. Beide Parteien würden aber weiter Gespräche führen, um den Streit zu klären, hieß es am Mittwoch.
Die Analysten der Investmentbank Credit Suisse Firts Boston haben die MobilCom-Aktie mittlerweile auf "Sell" von zuvor "Hold" heruntergestuft. Ohne die Unterstützung der France Telecom sei die MobilCom-Aktie möglicherweise wertlos, hieß es von den Analysten. Das Kursziel liege bei einem Euro.
MobilCom-Chef Gerhard Schmid rechnet trotz der Aufkündigung des Kooperationsabkommens durch France Telecom nicht mit einer Insolvenz des von ihm gegründeten Telekom-Anbieters. Unterdessen wurde aus Finanzkreisen bekannt, dass die Verhandlungen der France Telecom mit den Banken über eine Refinanzierung der MobilCom-Schulden über 4,7 Milliarden Euro offenbar konkrete Formen annehme. Die MobilCom-Aktie sackte nach einer Berg- und Talfahrt um knapp 16 Prozent auf 6,14 Euro ab.
Der Handy-Ausrüster Balda sieht trotz der Umsatzwarnung des weltgrößten Handy-Herstellers Nokia zur Zeit keinen Grund, die eigenen Planungen zu revidieren. Die Aktie, die am Dienstag zeitweise auf einen Tiefststand von 3,35 Euro gefallen war, verlor am Mittwoch nochmals 12,7 Prozent auf 3,10 Euro.
Unter Druck standen auch die Papiere des Softwareherstellers Broadvision, die knapp 10 Prozent auf 0,65 Euro fielen, nachdem der US-Konkurrent Siebel Systems am Dienstagabend einen pessimistischen Ausblick für das zweite Quartal gegeben hatte. Das zweite Quartal verlaufe nicht besser als das Vorquartal, das eines der schlechtesten gewesen sei, so Siebel. Auch Intershop litt unter den Siebel-Aussichten und gab knapp 8 Prozent auf 0,88 Euro nach. Auch ein Folge-Auftrag des Autobauers BMW für die Realisierung der E-Commerce-Plattform für den Mini konnte der Aktie nicht helfen.
Nach unten ging es auch für die Aktie von GPC Biotech, die 7,4 Prozent auf 4,49 Euro fiel, obwohl das Unternehmen seine Prognosen für das laufende Geschäftsjahr bekräftigte und zumindest eine weitere Allianz im Pharmabereich eingehen will.
Quelle: ntv.de