Dax-Vorschau Nervöse Woche erwartet
13.02.2010, 06:00 UhrDie finanzielle Schieflage Griechenlands sorgt weiterhin für Gesprächsstoff. Die Blicke der Anleger gehen nach Brüssel: Sollten Hilfen der EU für das angeschlagene Mittelmeerland an Kontur gewinnen, könnte das Bewegung in den Dax bringen.
Eine nervöse Handelswoche mit der Tendenz zur Bodenbildung steht Anlegern kommende Woche bevor. Sie dürfte am besten zum Stockpicking genutzt werden. Die großen Themen sind überwiegend abgearbeitet, der Überraschungseffekt ist raus. Die Emotionalität der Börsenreaktionen dürfte nachlassen und damit auch das Abwärtsmomentum, falls wieder eine schlechte Nachricht auf den Markt treffen sollte. Mit Kursen um 5300/5400 Punkte im Dax halten technische Analysten die Kursziele nach unten ohnehin für erreicht.
Mit dem Bekenntnis der EU zur "politischen Unterstützung" für Griechenland und ähnlicher Aussagen vom Internationalen Währungsfonds IWF ist das Fundament für spätere Rettungsaktionen gelegt. Die große Wette angelsächsischer Anleger auf ein Ausscheiden Griechenlands aus der Währungsunion oder gar einer unkontrollierten Staatspleite geht damit zu Ende. Auch die Revision der griechischen BIP-Daten nach unten ist keine neue Information mehr, sondern vielmehr das Spiegelbild ihres erhöhten Finanzbedarfs.
Allein die Eindeckungsoperationen der vielen Leerverkäufer an Europas Aktienmärkten sollten daher zu einer Beruhigung der Märkte beitragen. Die Zeichen stehen gut, dass "Griechenland" ein ähnlich kurzlebiges Schlagwort wie "Dubai" wird. Der Markt wird sich wohl damit abfinden müssen, dass eine neue Normalität in Form unterschiedlicher Bewertungen von EU-Staatsanleihen einzieht.
Euro im Fokus
Auch der seit Monaten anhaltende Kapitalabzug der "Carry Trader" dürfte sich seinem Ende zuneigen. Wichtigstes Barometer für die Aktienmärkte bleibt damit der Euro. Die Fortsetzung seiner Abwertung, womöglich in Richtung 1,30 Dollar, wäre ein schlechtes Omen für die Aktienmärkte. Vom Devisenhandel ist jedoch zu hören, die großen Verkaufsorders seien am Markt nicht mehr zu sehen. Die Warnzeichen für eine dauerhafte Fortsetzung des Kapitalabzuges aus Europa nehmen damit ab.
Eine weitere Indikation für den Aktienmarkt könnte die Entspannung bei Kreditversicherungen (Credit Default Swaps, CDS) geben. Sollten die Wetten gegen Griechenland und andere Südeuropäer abnehmen, werden auch die Risikoprämien für einen Ausfall griechischer Anleihen deutlich zurückgehen und den Aktienmärkten neue Zuversicht signalisieren.
Neue und harte Fakten aus Griechenland sind nicht vor Ende Februar und dann noch einmal Ende März zu erwarten. Dann stehen nämlich die ersten Anleihe-Auktionen im Land der Hellenen an, die zur Ablösung von Altschulden gedacht sind. Ein Scheitern der Auktionen kann nicht riskiert werden, da sonst ein unerwünschtes Kreditereignis mit Auszahlungspflicht bei den CDS-Versicherungen entstehen würde. Marktteilnehmer halten daher ein Eingreifen der EU vor diesen Terminen für wahrscheinlich.
Die Angst vor einem Staatsbankrott Griechenlands sei zwar gewichen, urteilen die Analysten der LBB. Hoffnungen auf konkrete Beschlüsse seien aber enttäuscht worden. Die Anleger blicken nun gespannt auf das Treffen der Finanzminister der Eurogruppe am Montag und das Meeting der EU-Finanzminister (Ecofin) am Dienstag. Sie hoffen auf Hinweise darauf, wie es mit Griechenland weitergeht. Doch diese Hoffnung wird wohl enttäuscht, konkrete Entscheidungen über Finanzhilfen werden dem Vernehmen nach nicht getroffen.
Flut von Quartalszahlen
Auf kürzere Wochensicht hat damit die Berichtssaison eine Chance, wieder stärker in den Fokus zu geraten. Schließlich neigt sie sich bald dem Ende zu, und Anleger ziehen bereits erste Resümees - natürlich gefolgt von Anlageentscheidungen. Faktisch ist auch diese Saison besser als erwartet gelaufen. Und von den Konjunkturindikatoren gibt es keine Signale für einen erneuten Einbruch der Wirtschaft. Per Saldo dürften die Märkte gute Zahlen daher auch honorieren.
Die Handelsumsätze der kommenden Woche dürften etwas allerdings geringer ausfallen, da Deutschland Karneval und China das Neujahrsfest feiert. MAN, Tui (beide Montag), Deutsche Börse (Dienstag) und Daimler (Donnerstag) legen Quartalszahlen vor. Mit den bisher vorgelegten Bilanzen zeigen sich die Analysten zufrieden. "Die Ergebnisse sahen vernünftig aus", sagt auch Heinz-Gerd Sonnenschein, Aktienstratege bei der Postbank. "Aber der Markt hat nicht davon profitieren können, weil sich die Anleger offenbar mehr erhofft haben."
Auch wichtige Konjunkturdaten könnten den Markt in der neuen Woche bewegen. Am Montag bleiben die US-Börsen wegen eines Feiertages geschlossen, am Mittwoch veröffentlicht die US-Notenbank das Protokoll zur Sitzung des Offenmarktausschusses (FOMC-Protokoll) von Ende Januar. Außerdem werden die Daten zur Industrieproduktion bekanntgegeben. Am Donnerstag steht der Konjunkturindex der Fed von Philadelphia (Philly Fed) an, am Freitag die Statistik zur Entwicklung der Verbraucherpreise. Zum Wochenstart legt Japan sein BIP zum ersten Quartal vor.
In Deutschland wird am Dienstag der ZEW-Konjunkturbericht veröffentlicht. Christoph Weil von der Commerzbank schließt auch Enttäuschungen bei den Zahlen aus Deutschland und Europa nicht aus. "Die Phase der positiv überraschenden Konjunkturdaten dürfte vorerst vorbei sein."
Quelle: ntv.de, jga/DJ/rts