Inside Wall Street Neue Köpfe müssen her
09.09.2009, 17:00 UhrAn der Wall Street fahren in dieser Woche die Scheinwerfer-Trucks vor, die Garderoben- und Toilettenwagen. Regiestühle werden aufgestellt, die erste Klappe fällt: Oliver Stone dreht "Wall Street 2" mit dem Untertitel "Money Never Sleeps". Mit dabei: Michael Douglas, der seine Rolle als Gordon Gekko aufleben lässt - doch die Finanzbranche hat längst neue Helden gefunden.
So sehr "Wall Street" vor rund 20 Jahren den Charakter der Wall Street widergespiegelt hat, so ausgelaugt ist das Klischee vom gerissenen Money Manager. Zudem taugten Gewinner nicht mehr als Sympathieträger, denn das Land hat zum Wohle der Finanzbranche zu viel ertragen müssen. Neue Köpfe müssen her, mit denen man sich identifizieren kann - Gewinner mit "street cred", der Glaubwürdigkeit der einfachen Leute, kurz: Rapper und Hiphop-Stars.
Gleich zwei von ihnen machen in dieser Woche an der Wall Street Schlagzeilen: Ludacris, der 31-jährige Star mit dem bürgerlichen Namen Christopher Brian Bridges, wird in den US-Medien als "Ein-Mann-Stimuluspaket" gefeiert. Zwischen Arbeitsmarktinitiativen und der Abwrackprämie hat er seine eigene Aktion gestartet: Am Wochenende verschenkte er in seiner Heimatstadt Atlante 20 Neuwagen an in Not geratene Bürger. Der Grund: "Ohne Auto findest du keinen Job", so Ludacris. Zumindest ein paar Leuten räumte er diese Hürde kurzerhand aus dem Weg.
Wie auch bei der offiziellen Abwrackprämie profitierten von der Ludacris-Aktion übrigens nicht die einheimischen US-Hersteller. Der Rapper verschenkte 20 Nissan, in direkter Zusammenarbeit mit einem befreundeten Händler.
Sein New Yorker Kollege 50 Cent, der mit bürgerlichem Namen Curtis James Jackson heißt, beehrte unterdessen den Wirtschaftssender CNBC, um in einer der quotenreichsten Finanznachrichtenshows über sein Vermögen, die Rezession und ein neues Buch zu plaudern. In Sachen Vermögen weiß 50 Cent wovon er spricht: Der Mann ist nicht nur mit seinen Alben erfolgreich, sondern auch als Geschäftsmann außerhalb der Rap-Kreise.
Als einer der ersten Investoren in "Vitamin Water" machte er satte 100 Mio. Dollar als das Produkt von Coca-Cola übernommen wurde. 50 Cents hat zudem seine eigene Klamotten-Linie, zu der ein mehrere Millionen Dollar schwerer Deal mit Reebok gehört, sowie Deodorant und Kondome mit seinem Konterfei.
Seinen Unternehmergeist will 50 Cent nun auf Amerikaner übertragen, die unter der Wirtschaftskrise leiden. "Der größte Teil der 500 weltgrößten Unternehmen wurden während einer Rezession gegründet", ließ er die Moderatoren wissen und schlussfolgerte: Keine Angst zeigen, Chancen nutzen. So einfach ist das manchmal.
Quelle: ntv.de