Inside Wall Street Nike im Olympia-Rausch
22.04.2008, 19:12 UhrDer Rauch des Olympischen Feuers ist in Amerika mittlerweile verzogen. Der einzige Stopp, den die Fackelläufer in den USA einlegten, geriet zur PR-Katastrophe für die Organisatoren der Spiele in Peking: In San Francisco hagelte es Proteste wie zuvor schon in Paris und London. Doch manche freuen sich trotz allem auf die Olympiade.
Für den amerikanischen Sportartikler Nike sind die Spiele in Peking der unumstrittene Höhepunkt des Jahres. Drei Jahrzehnte lang hat man sich auf diesen Moment vorbereitet, denn seit drei Jahrzehnten ist der Konzern in China präsent. Seit Jahren wächst das Geschäft dort steil; gerade hat der Jahresumsatz die Grenze von einer Milliarde Dollar überschritten.
Damit ist der chinesische Markt für Nike der zweitwichtigste überhaupt und rangiert gleich hinter dem heimischen Geschäft in den USA.
Entsprechend ist das Management in Feierlaune: "Die Olympischen Spiele sind bei weitem das wichtigste Sportereignis der Welt", jubelt Nike-Präsident Charlie Denson. "Alle vier Jahre feiern wir die Athleten und ihre Leistungen und stellen neue und innovative Produkte vor." Sport und Kommerz gehen Hand in Hand.
Dass der deutsche Konkurrent Adidas der offizielle Sponsor und Ausstatter der Olympischen Spiele ist, stört Nike nur ein kleines bisschen. Denn in Bezug auf Markenpräsenz und Umsatz liegt man kaum zurück. In diesem Sommer werden Nike-Produkte in 28 Sportarten eine Rolle spielen. Von den klassischen Fußball- und Basketballschuhen über Leichtathletikartikel und Trikots bis hin zu Nischenprodukten für Beach-Volleyballer und BMX-Fahrer stellt der Konzern alles her, was das durchtrainierte Sportlerherz begehrt.
Nicht alle Produkte scheinen dabei profitabel zu sein. Nike gibt keine Zahlen zu einzelnen Sportarten aus, doch betont Präsident Denson, dass es dem Unternehmen nicht in allen Segmenten um Gewinn gehe, sondern vor allem darum, in allen Bereichen vorne mitzuspielen und die Marke überall präsent zu haben.
Mehr denn je gibt man in diesem Jahr aber auch Acht, die Marke Nike zu schützen. Denn ein massives Angebot in Peking birgt Gefahren in einer Zeit, in der die halbe Welt gegen die Spiele demonstriert, weil sie in einem Land mit bedenklichen Menschenrechtsverletzungen abgehalten werden. Wie groß ein Image-Schaden sein kann, weiß Nike aus eigener Erfahrung nur zu gut. In den Neunzigerjahren hatte man schwer zu kämpfen, nachdem die Arbeitsbedingungen in asiatischen Sweatshops bekannt geworden waren, in denen Nike seine Produkte herstellen ließ.
Solche Rückschläge zu vermeiden ist die Aufgabe von Hannah Jones, der Vizepräsidentin für Corporate Responsibility. Doch die gibt sich vier Monate vor den Spielen zurückhaltend: Man wolle sich in erster Linie auf den Sport konzentrieren und nicht auf die Politik. Zur Zeit beschränke man sich darauf, den einzelnen Sportlern Proteste zu erlauben, ansonsten arbeite man eng mit der chinesischen Regierung zusammen. Die Wachstumschancen auf dem chinesischen Markt sind eben zu groß, als dass man sie mit leichtfertigen Protestaktionen gefährden wolle.
Quelle: ntv.de