Anleger meiden Aktien Nikkei auf Drei-Monatstief
17.06.2011, 10:49 UhrGriechenland bereitet den Anlegern auch in Japan kräftiges Bauchgrummeln. Zusätzlich belasten Berichte über Steuererhöhungen die Kurse. Auch die anderen Asien-Börsen lassen größtenteils Federn.
Die Griechenland-Krise hat zum Wochenausklang den Anlegern in Asien die Laune verdorben. Anhaltende Sorgen über den Schuldenberg in Athen überlagerten positive Impulse der Wall Street.
Berichte über in Japan geplante Steuererhöhungen drückten ebenfalls auf die Kauflaune. Eine Zeitung berichtete, die Regierung wolle Einkommens- und Unternehmenssteuern erhöhen, um den Wiederaufbau nach dem verheerenden Erdbeben im März zu finanzieren. "Das ist weder für die Stimmung ausländischer Investoren gut noch für das Verbrauchervertrauen", sagte Hideyuki Okoshi von Chibagin Securities. Gebremst wurde der Abwärtstrend von Investoren, die die Gunst der Stunde nutzen und sich mit niedrig bewerteten Aktien eindeckten.
In Tokio schloss der 225 Werte umfassende Nikkei-Index 0,7 Prozent im Minus bei 9351 Zählern, so niedrig wie seit drei Monaten nicht mehr. Der breiter gefasste Topix-Index verlor 0,9 Prozent auf 805 Punkte. Die Börsen in Singapur, Taiwan, Korea, Hongkong und Schanghai ließen ebenfalls Federn.
Insgesamt belastete der in Griechenland drohende Staatsbankrott den Handel in Asien. Die chinesische Regierung erklärte, die Lösung der Euro-Schuldenkrise stehe in ihrem eigenen, zentralen Interesse. Das Thema dürfte auch die Beratungen von Bundeskanzlerin Angela Merkel mit dem französischen Staatspräsident Nicolas Sarkozy dominieren. In Athen geriet die Regierung immer stärker unter Druck. Ministerpräsident Giorgos Papandreou baute sein Kabinett um, um Unterstützung für seinen Sparkurs zu bekommen. Griechenland braucht ein neues Hilfspaket von EU und Internationalem Währungsfonds (IWF), um eine Staatspleite zu verhindern.
In Japan gerieten vor allem Standardwerte wie Canon unter Druck. Der Kamerahersteller verbilligte sich um 1,3 Prozent. Auch die Papiere des größten japanischen Wohnungsbauunternehmens Sekisui House zogen die Indizes mit einem Minus von 5,7 Prozent nach unten. Das Unternehmen verschreckte die Investoren damit, dass es Geld für seine Expansion in China und den Schuldenabbau aufnehmen musste.
Japanische Halbleiterhersteller hatten unter dem enttäuschenden Gewinnausblick des südkoreanischen Rivalen Hynix Semiconductor zu leiden. Elpida Memory gab 2,8 Prozent nach, Rohm Co verlor 1,9 und Renesas Electronics verbilligte sich um 1,1 Prozent. Hynix lag in Seoul mehr als sechs Prozent im Minus.
Der japanische Autohersteller Mazda konnte dem Trend mit einem Plus von 1,6 Prozent trotzen. Das Unternehmen profitierte von Berichten über eine neue Fabrik in Mexiko. Nach Börsenschluss kündigte Mazda den Bau der neuen Anlage an, die 2013 in Betrieb gehen soll.
Schanghai lässt Federn
Die Börse in China schloss nach einer Schwäche im späten Geschäft ebenfalls leichter, belastet von Sorgen vor einer möglicherweise am Wochenende anstehenden Zinserhöhung, nachdem die jüngsten Inflationsdaten eine weiter hohe Teuerung gezeigt hatten. Der Shanghai Composite Index verlor 0,8 Porzent auf 2.645 Punkte und fiel damit auf das niedrigste Niveau seit Ende September 2010. Eine erste Unterstützung machen Analysten bei 2.600 Punkten aus.
Sorgen habe der durchschnittliche Reposatz im Interbankengeschäft hervorgerufen, der mit 6,71 Proozent den höchsten Stand seit Ende Mai erreichte, nachdem er im Anschluss an die jüngste Erhöhung des Satzes für die Mindestreserveanforderungen am Dienstag um 260 Basispunkte zugelegt hatte. Als Gradmesser für die Liquidität sei dies ein negatives Signal für den Aktienmarkt, hieß es.
Ein Analyst von China Minzu Securities sprach von einem intakten Abwärtstrend und verwies auf sinkende Gewinnschätzungen am Markt angesichts von Wachstumssorgen und höherer Kosten für Löhne, Refinanzierung und Rohstoffe.
Angeführt wurden die Verluste von den konjunktursensitven Sektoren Metalle und Automobile. Chalco verloren 6 Prozent und Zhuzhou Smelter Group 3 Prozent. Der Automobilsektor habe unter Sorgen vor einer schwachen Nachfrage gelitten angesichts ausgelaufener Kaufanreizprogramme der Regierung und steigender Ölpreise. SAIC Motor verloren 3,5 Prozent und Anhui Jianghuai Automobile 2,9 Prozent.
Quelle: ntv.de, rts/DJ