Marktberichte

Schuh drückt bei der Regulierung Nikkei auf Dreimonats-Tief

Die japanischen Börsen erhalten einen kräftigen Dämpfer. Der schwache Euro, der erstarkte Yen und die Rohstoffmärkte belasten die Börsen auf breiter Front. Hinzu kommen die neuen Regularien zu ungedeckten Leerverkäufen in Deutschland.

Marktregulierung ist nicht nach dem Geschmack der Anleger.

Marktregulierung ist nicht nach dem Geschmack der Anleger.

(Foto: REUTERS)

Die Aktienmärkte in Fernost haben überwiegend Verluste hinnehmen müssen, der Euro setzte seine Talfahrt fort. Die überraschende Verbot bestimmter Leerverkäufe in Deutschland habe die Verunsicherung der Märkte verstärkt, sagte Aktienstratege Yumi Nishimura von Daiwa Securities. "Deutschland hat gerade die Lichter am europäischen Finanzmarkt ausgeknipst", schimpfte ein hochrangiger Devisenhändler einer europäischen Bank in Singapur.

Auch die Aussicht auf eine stärkere Markregulierung in den USA verdarb den Anlegern die Stimmung. Die Tokioter Börse fiel vorübergehend auf ein Drei-Monatstief. Analysten rechneten damit, dass es auch an Europas Börsen bergab gehen würde.

Der 225 Werte umfassende Nikkei-Index schloss in Tokio 0,5 Prozent im Minus bei 10.186 Zählern. Der breiter gefasste Topix-Index verlor 0,4 Prozent auf 910 Punkte. Die Indizes gingen aber deutlich erholt von ihren Tagestiefs aus dem Handel.

Zur späten teilweisen Erholung beigetragen habe der Euro, der sich im Verlauf von seinem Tagestief bei 111,32 Yen auf wieder klar über 112 Yen erholen konnte, hieß es. "Der Nikkei bewegt sich im Tandem mit dem Euro", fasste ein Börsianer das Geschehen zusammen. Teilnehmer berichteten zudem von einsetzende Schnäppchenkäufen angesichts der Widerstandsfähigkeit der chinesischen Börse sowie den als günstig eingeschätzten Bewertungen am Tokioter Markt.

Zwischenzeitlich war der Euro im asiatischen Handel auf 1,2143 Dollar gefallen und damit auf den tiefsten Stand seit April 2006. Damit büßte der Euro seit Jahresanfang bereits mehr als 15 Prozent an Wert ein.

"Keine Stärkung des Euro-Systems"

Händler kritisierten, das überraschend zu Mitternacht ausgesprochene deutsche Verbot bestimmter ungedeckter Leerverkäufe leiste keinen Beitrag zur Bewältigung der Schuldenkrise. "Das wird nur dazu beitragen, dass Investoren ihre Mittel nun andernorts einsetzen", sagte Tsutomu Soma von Okasan Securities. Die Märkte hätten sich eher Maßnahmen zur Stärkung des Euro-Systems gewünscht, erklärte Hideyuki Ishiguro von Okasan Securities. Die Enttäuschung habe den Ausverkauf ausgelöst. Auch Berichte über eine mögliche Mehrheit für die Markt-Regulierungspläne der Demokraten im US-Kongress hätten zur Verunsicherung beigetragen, sagten Händler. Die Investoren fürchteten, dass die Kombination dieser Maßnahmen die weltweite Konjunkturerholung aus dem Tritt bringen könnte.

Die Wall Street hatte am Vorabend ebenfalls mit Verlusten geschlossen. Auch hier belastete weiter die europäische Schuldenkrise und die Aussicht auf strengere Marktregulierung.

Exporteure uneinheitlich

Kursverluste gab es im Finanzsektor vor dem Hintergrund der kurzfristig verfügten Leerverkaufsverbote von Finanzaktien in Deutschland und der angestrebten strengen Kontrollen für Hedgefonds in der EU. Dies könnte zur Folge haben, dass die Provisionseinnahmen der Banken sinken, hieß es. Nomura Holdings verloren 1,2 Prozent und Daiwa Securities Group 0,5 Prozent. Mizuho FG schlossen unverändert. MUFG profitierten dagegen von am Vortag vorgelegten und besser als erwartet ausgefallenen Geschäftszahlen. Die Aktie zog um 0,7 Prozent an.

Spekulationen über eine Aufnahme in den neuesten von Nomura Asset Management aufgelegten Fonds, der hauptsächlich in den Automobilsektor investiert, trieben Hino Motors um 3,2 Prozent und Isuzu um 4,5 Prozent nach oben.

Von der Erholung des Euro im Tagesverlauf profitierten unterdessen einige exportsensitive Titel, die zuvor kräftig unter der Schwäche der Einheitswährung gelitten hatten. So verteuerten sich Sony um 2,7 Prozent und Mazda um 2,1 Prozent. Nippon Sheet Glass verloren dagegen 3,2 Prozent. Das Unternehmen verfüge über ein relativ starkes Geschäft in Europa, sagten Händler. Zudem hatte Daiwa Securities die Aktie abgestuft.

Seoul im Minus

Negative Vorgaben der US-Börsen und die Nachrichten aus Deutschland trübten die Stimmung in Seoul. Der Kospi verlor 0,8 Prozent auf 1630 Punkte, schloss damit aber deutlich über seinem Tagestief von 1602 Zählern. Die gegen zu volatile Marktbewegungen gerichtete Maßnahme in Deutschland sei von einigen Akteuren als Indiz verstanden worden, dass das Marktumfeld in Europa schlechter sein könnte als bislang wahrgenommen, so ein Teilnehmer von Taurus Investment & Securities.

Andere Stimmen werteten den Schritt indes positiv - als Versuch die Finanzmärkte zu stabilisieren. In der Folge sei es zum Auftakt des Handels zu deutlicheren Kursverlusten gekommen, ehe im Verlauf dann allerdings Schnäppchenkäufe einheimischer institutioneller und privater Akteure unter anderem bei Automobilwerten eingesetzt hätten. Ausländischer Teilnehmer hätten dagegen stark verkauft. Eine psychologische Haltemarke liege bei 1600 Punkten, hieß es.

Kia Motors zogen um 2,2 Prozent und Hyundai Motor um 3,3 Prozent an. Der Autoteilezulieferer Mando erlebte mit einem Plus von 34 Prozent ein starkes Börsendebüt. LIG Investment & Securities hatte das Papier zum Kauf empfohlen.

Finanzwerte gehörten zu den Verlierern, belastet von möglichen negativen Rückwirkungen der schärferen Regulierungsvorschriften auf die Unternehmensergebnisse. Shinhan Financial Group büßten 0,8 Prozent ein und Woori Finance Holdings 0,3 Prozent.

Shanghai verliert

Gewinnmitnahmen im Immobiliensektor, negative US-Vorgaben und Sorgen vor geldpolitischen Straffungsmaßnahmen sorgten an der Börse in Shanghai für eine etwas leichtere Schlusstendenz. Der Shanghai Composite Index verlor 0,3 Prozent auf 2588 Punkte und schloss damit etwa in der Mitte seiner Handelsspanne des Berichtstages. Am Vortag hatte noch die Meldung, dass lokale Behörden keine Grundsteuern erheben dürfen, für steigende Kurse gesorgt. Nun hieß es, solange kein Ende der geldpolitisch restriktiven Maßnahmen in Sicht sei, werde das Kaufinteresse gedämpft bleiben. Einige Analysten bezeichneten das allerdings als übertrieben. Der Markt habe mittlerweile stark genug auf die diversen Maßnahmen zur Eindämmung des Preisauftriebs reagiert, so ein Experte von Shenyin Wanguo Securities.

Im Immobiliensektor verloren Poly Real Estate Group 1,7 Prozent und COFCO Property 2,4 Prozent.

In Hongkong gab der HSI unterdessen um 1,8 Prozent auf 19.579 Punkte nach und schloss damit nahe dem Tagestief, nachdem er im späten Handel wieder zurückgefallen war. Auch hier belasteten die negativen US-Vorgaben. Der Markt sei weiter fragil und von starker Volatilität geprägt, hieß es. Unter Druck standen Aktien von Unternehmen mit starken Geschäftsbeziehungen in die Eurozone wie Esprit.

Quelle: ntv.de, rts/DJ

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