Schlechte Vorgaben und starker Yen Nikkei blickt nach Süden
30.09.2010, 11:10 UhrIm Zuge von Gewinnmitnahmen an der Wall Street geben die meisten asiatischen Aktienmärkte nach. Händler sprechen von einer Verschnaufpause nach der jüngsten Rally. Die Tokioter Börse wird zusätzlich von einem Anstieg des Yen belastet.
Nach einem Start um die Vortagesschlussstände hat die Börse in Tokio im Verlauf immer deutlicher ins Minus gedreht und mit erheblichen Abschlägen geschlossen. Der Nikkei-Index der 225 führenden Werte gab 2 Prozent auf 9369 Punkte nach. Der breiter gefasste Topix-Index fiel um 2,1 Prozent auf 829 Zähler. Dennoch ist der Nikkei auf dem Weg, den besten Monat seit einem halben Jahr hinzulegen.
Die Anleger setzten Börsianern zufolge darauf, dass die japanische Notenbank die Geldpolitik weiter lockert und der Staat nochmals am Devisenmarkt gegen den Yen-Höhenflug interveniert. "Der große Wendepunkt im September war die Intervention", sagte Masayuki Otani, Chef-Analyst bei Securities Japan. Weder die USA noch Japan hätten ihre Grundhaltung zur Lockerung der Geldpolitik geändert. Das helfe dem Markt.
Doch am Berichtstag ging es für die Börse zunächst nach unten. "Die Gründe für die Abschläge sind vielfältig", sagte ein Marktteilnehmer und verwies auf die Schwäche im Bankensektor, die Kapitalerhöhung von Tepco und einmal mehr die Stärke des Yen, die vor allem im späten Geschäft für weitere Abgaben sorgte. Die japanische Landeswährung wertete vor allem zum Euro auf.
"Zusätzlich zur Yen-Stärke sind es in erster Linie die Bankenwerte, die mit ihren Jahrestiefs den Gesamtmarkt nach unten ziehen", sagte Analyst Hideki Horikawa von Himawari Securities. Die entsprechenden Sektortitel gehörten zu den klaren Verlierern der Sitzung. Der Anstieg der Kreditausfallversicherungen (CDS) für die Verbraucherkreditanbieter der Banken im Zusammenhang mit der Takefuji-Insolvenz wurde als Hauptgrund für Talfahrt im Sektor genannt. Allerdings hätten auch erneut angefachte Sorgen über die europäische Schuldenkrise belastet, hieß es weiter. Mitsubishi UFJ (MUFG) sanken um 3,7 Prozent und Sumitomo Mitsui (SMFG) um 3,9 Prozent. Beide Werte markierten damit neue Jahrestiefs. Acom gaben 3,1 Prozent und Promise 6,4 Prozent ab.
In Tokio brachen die Aktien von Nintendo mehr als 9 Prozent ein, nachdem der Videospiele-Hersteller angekündigt hatte, dass er seine neue tragbare 3D-Konsole nicht rechtzeitig zum Weihnachtsgeschäft anbieten kann. Der Gameboy-Nachfolger wird nun erst im Februar in Japan und im März in den USA in den Handel kommen.
Tokyo Electric Power (Tepco) verbilligten sich um 3,3 Prozent, nachdem der Konzern Einzelheiten seiner massiven Kapitalerhöhung mitgeteilt hatte. Das Papier war in den letzten drei Sitzungen um 13 Prozent abgestürzt.
Die Papiere von Japans führendem Ölkonzern Inpex gaben fast 4 Prozent nach. Die Zeitung "Nikkei" berichtete, dass sich der Konzern auf Druck der US-Regierung aus der Erschließung eines Ölfeldes im Iran zurückzieht. Mitsui O.S.K. Lines verloren 4 Prozent, nachdem die Citigroup die Aktie abgestuft hatte.
Auch die Börsen in Hongkong, Taiwan, Singapur und Australien verzeichneten Kursverluste, die allerdings geringer ausfielen als in Tokio. Der Markt in Südkorea schloss dagegen leicht im Plus. Der chinesische Leitindex in Shanghai notierte angetrieben von Immobilienwerten sogar 1,5 Prozent fester.
Gewinne in Südkorea
Die Börse in Seoul ging etwas fester aus dem Handel. Erneut fungierten die Technologiewerte als Stütze des südkoreanischen Aktienmarktes, was Händler mit der Erwartung guter Drittquartalszahlen begründeten. Der Kospi legte um 0,3 Prozent auf 1873 zu und schloss damit auf dem höchsten Stand seit Mai 2008.
Marktteilnehmer rechnen kurzfristig mit einem Test der Marke von 1900 Zählern, sollten die Indexschwergewichte im kommenden Monat mit positiven Drittquartalszahlen aufwarten. Markt bewegende Nachrichten aus Südkorea habe es aber kaum gegeben, sagte ein Marktbeobachter.
Samsung Electronics zogen um 0,7 Prozent, Hynix Semiconductor um 1,4 Prozent und Samsung Electro-Mechanics um 0,8 Prozent an. Aktien von Schiffsbauern, Stahlkochern, Automobilproduzenten, Fluggesellschaften und Reedereien standen ebenfalls auf den Einkaufzetteln der Investoren. Auch hier trieb die hohe Erwartung hinsichtlich der anstehenden Berichtssaison.
So schnellten STX Offshore & Shipbuilding um 8,4 Prozent nordwärts. Analysten sprachen von Nachholbedarf und einer positiven Geschäftsentwicklung der Niederlassungen in Europa und China. Posco gewannen 0,8 Prozent, Hyundai Motor 0,7 Prozent, Korean Air Lines 2,1 Prozentund STX Pan Ocean 1,7 Prozent.
Dagegen verloren Hyundai Heavy Industries nach Gewinnmitnahmen 0,5 Prozent. Zu Beginn des Handels hatten die Papiere nach einem verbesserten Ausblick noch zugelegt.
Chinas Börsen uneinheitlich
Mit deutlichen Gewinnen auf dem Festland und Verlusten in Hongkong haben sich die chinesischen Aktienmärkte in die Ferien im Zuge des Nationalfeiertages verabschiedet. Der Shanghai-Composite legte um 1,7 Prozent auf 2656 zu und erreichte damit den höchsten Schlussstand seit Mitte September. Auf Wochensicht stand ein Plus von 2,5 Prozent zu Buche. Der Shenzhen-Composite stieg um 1,7 Prozent auf 1169 Zähler. In Hongkong ging es dagegen für den HSI um 0,1 Prozent auf 22.358 Punkte nach unten.
Grund für die Euphorie an den Festlandsbörsen waren die deutlich milder als befürchtet ausgefallenen neuen Regulierungsbestimmungen für den Immobilienmarkt. Die Behörden haben die Eigenkapitalquote für den Kauf der ersten Immobilie auf 30 Prozent von zuvor 20 Prozent angehoben. Außerdem wurden Hypotheken für die dritte erworbene Immobilie und für nicht am Ort ansässige Käufer untersagt. Darüber hinaus wurden steuerliche Anreize zum Häuserkauf zum Teil gestrichen.
"Nachdem die neuen Bestimmungen für den Immobilienmarkt nun endlich veröffentlicht worden sind, können Anleger durchatmen. Für die nächsten Monate dürfte es das erst einmal gewesen sein, dies nimmt den Druck vom Aktienmarkt", erläuterte Händler Wang Fan von Donghai Securities die Stimmung unter Marktteilnehmern. Auch Analysten äußerten sich erleichtert über die angekündigten Schritte. Man habe am Markt mit erheblich drastischeren Maßnahmen gerechnet, so ein Marktstratege. China Vanke schnellten um 7,6 Prozent und Poly Real Estate Group um 8,9 Prozent empor. Gemdale kletterten um 5,3 Prozent.
Quelle: ntv.de, rts/dpa