Verluste in Asien Nikkei dreht ins Minus
12.08.2011, 09:45 UhrNach einer turbulenten Handelswoche müssen die asiatischen Börsen zum Ausklang überwiegend Verluste hinnehmen. Obwohl an der Wall Street am Vortag ein Plus von rund vier Prozent verzeichnet wird, halten sich die Käufer in Fernost zurück. In Japan stehen vor allem Exportwerte unter Druck.
Belastet vom festen Yen und Sorgen über konjunkturelle Entwicklung bricht die Börse in Tokio ihren Erholungsversuch ab und schließt nach festerem Start im negativen Bereich. Der Nikkei gab 0,2 Prozent auf 8964 Zähler nach, während der breiter aufgestellte Topix 0,3 Prozent auf 768 Zähler verlor.
Händler führten das auf mehrere Gründe zurück. So hatte die japanische Regierung angesichts der Erdbeben- und Tsunami-Katastrophe ihre Wachstumsprognose für das laufende Jahr deutlich gesenkt. Tokio rechnet nunmehr damit, dass das BIP 2011 lediglich 0,5 Prozent zulegt. Bislang war die Regierung von einem Wachstum in Höhe von 1,5 Prozent ausgegangen.
Die Industrieproduktion ist im Juni mit einem Anstieg um 3,8 Prozent gegenüber dem Vormonat geringfügig schwächer gewachsen als zunächst berichtet. Zuvor war ein Anstieg um 3,9 Prozent ausgewiesen worden.
Banger Blick nach Europa
Händler begründeten die Verluste auch mit Sorgen um eine Ausweitung der Schuldenkrise in Europa. Zuletzt hatten Gerüchte über den Zustand europäischer Banken an den Börsen für Unruhe gesorgt: So machten etwa Spekulationen über angebliche Zahlungsschwierigkeiten der französischen Großbank Societe Generale die Runde – und lösten eine regelrechte Verkaufslawine an den europäischen Aktienmärkten aus. Am Donnerstagabend kündigte die europäische Finanzmarktaufsicht ESMA deshalb ein ab Freitag geltendes Leerverkaufsverbot von Finanztiteln in Frankreich, Italien, Spanien und Belgien an. Mit diesem Schritt sollen die zuletzt heftigen Marktturbulenzen eingedämmt werden.
Bei Leerverkäufen wetten Investoren auf fallende Kurse. Sie leihen sich Aktien und verkaufen diese, um sie zu einem niedrigeren Kurs zurückzukaufen und dem Verleiher zurückzugeben. Leerverkäufe können Kursausschläge einer Aktie drastisch beschleunigen.
Mehrere Händler in Tokio sagten aber, insgesamt beruhige sich der Markt. Die Zeichen stünden auf Erholung. Allerdings wollten viele Anleger vor dem Wochenende noch Gewinne einstreichen. "Wir bleiben optimistisch, dass Risiko-Werte wieder auf die Beine kommen, wenn die derzeitige Periode der Turbulenzen nachlässt", sagte Win Thin von Brown Brothers Harriman.
Exporteure verlieren
In Japan litten Exportwerte weiterhin unter dem festen Yen. So fielen Nintendo um 4,7 Prozent, während Sony 2 Prozent verloren. Toyota büßten 1,1 Prozent ein, Honda 2,8 Prozent.
Elpida Memory schlossen mit einem Abschlag von 4,2 Prozent, belastet von gesunkenen Preisen für Computerchips und einem sich eintrübenden Geschäftsumfeld.
Gesucht waren unterdessen die Papiere von Fast Retailing, die um 2,8 Prozent zulegten. Aktien von Unternehmen, die sich vor allem auf den Heimatmarkt konzentrierten seien weniger stark den Schwankungen des Yen unterworfen als Exporttitel und daher aktuell verstärkt gesucht, so Analysten.
Canon verteuerten sich dennoch um 5,6 Prozent. Das Unternehmen hatte angekündigt, eigene Aktien zurückzukaufen.
Nach gut ausgefallenen Zahlen zum ersten Quartal zogen Dai-ichi Life Insurance um 2,2 Prozent an
Kospi im Minus
Auch die Börse in Seoul büßte die Gewinne aus dem frühen Geschäft wieder ein und schloss schwächer. Angesichts der anhaltenden Sorgen über die Weltkonjunktur hätten vor allem ausländische Anleger weiter massiv Positionen abgebaut, hieß es. Der Kospi verlor 1,3 Prozent auf 1793 Punkte.
Im frühen Geschäft habe unter anderem das jüngste Verbot von Leerverkäufen den Markt gestützt, so Analysten. Nachdem die japanische Regierung ihre Wachstumsprognose für das laufende Fiskaljahr jedoch deutlich gesenkt habe, hätten sich die Sorgen über die Entwicklung der Weltkonjunktur erneut verschärft.
Zu den stärksten Verlierern zählten Hynix Semiconductor, die mit einem Abschlag von 9,6 Prozent schlossen. Angesichts der stark gesunkenen Speicherchippreise hätten sich die Furcht vor einem möglichen Verlust des Unternehmens im dritten Quartal verschärft, hieß es. Samsung Electronics zeigten sich mit einem Abschlag von 0,1 allerdings sehr viel robuster.
Gewinne in China
Die Börse in Shanghai schloss mit leichten Aufschlägen, gestützt von positiven Vorgaben der Wall Street. Der Shanghai Composite legte um 0,5 Prozent auf 2593 Punkte zu, während der HSI in Hongkong mit einem Aufschlag von 0,1 Prozent aus dem Handel ging.
"Im Vergleich zum Beginn der Woche ist das Handelsinteresse wieder angestiegen", beobachtete ein Analyst von Southwest Securities. Verantwortlich dafür seien eine Reihe positiver Nachrichten, wie etwa die niedriger als erwartet ausgefallenen Anträge auf Arbeitslosenhilfe in den USA sowie das Verbot von Leerverkäufen an einigen europäischen Märkten. Insgesamt zeigt sich der Analyst aber pessimistisch für den chinesischen Markt: Eine erwartete Abschwächung der Weltkonjunktur dürfte auch die chinesische Wirtschaft und den Handel an den chinesischen Börsen belasten.
Aktien von Papierherstellern entwickelten sich in Shanghai besser als der Gesamtmarkt, gestützt von der Hoffnung auf sinkende Importpreise für Zellstoff im Zuge einer Aufwertung des Yuan. Seit Beginn der Woche hat sich der Yuan gegenüber dem Dollar um 0,7 Prozent verteuert, verglichen mit einer Aufwertung um 3 Prozent in den vergangenen sechs Monaten. Chenming Paper gewannen 5,3 Prozent, Fujian Nanzhi 2,9 Prozent und Meili Paper 6,8 Prozent.
Quelle: ntv.de, jga/rts/DJ