Was macht der Yen? Nikkei fällt weiter zurück
29.07.2013, 10:50 Uhr
Der Nikkei-Index büßt weiter ein und fällt unter die 14.000er Marke. Dennoch ging es seit Jahresbeginn kräftig hinauf.
(Foto: REUTERS)
In Japan geht es an der Börse weiter bergab. Ein festerer Yen, die Abkühlung der chinesischen Wirtschaft sowie die bevorstehenden Sitzungen wichtiger Notenbanken drücken die Stimmung oder sorgen zumindest für Zurückhaltung. In Korea und Australien treten die Aktienmärkte auf der Stelle.
Die Talfahrt an der Tokioter Börse geht weiter. Dem Minus von drei Prozent des 225 Werte umfassenden Nikkei-Index' zum Ende der vergangenen Woche folgte am Montag ein weiterer herber Abschlag von 3,2 Prozent auf 13.661 Punkte. Damit hat das Marktbarometer bereits den vierten Handelstag in Folge mit Verlusten geschlossen und ist unter die 14.000er Marke gerutscht. Seit vergangenem Montag hat der Index rund 1.000 Punkte und somit fast sieben Prozent eingebüßt - allerdings steht für 2013 noch immer ein Plus von 31 Prozent.
Erneut führten Marktteilnehmer das Minus auf den Yen zurück, der sich zum Dollar weiter erholte. Der Dollar kostete zuletzt 97,90 Yen, nachdem er am Freitag noch deutlich über 99 Yen gelegen hatte. Hinter der Erholung stehe vor allem die Erwartung einer zunächst unverändert expansiven US-Geldpolitik, über die der Offenmarktausschuss der US-Notenbank am Dienstag und Mittwoch befinden wird, hieß es im Handel.
"Viele haben darauf gewettet, dass die US-Zinsen steigen werden und damit auch der Dollar zum Yen zulegt. Damit könnten in den kommenden Tagen nun Positionsanpassungen notwendig werden", sagte Stratege Hideyuki Ishiguro von Okasan Securities. Vor diesem Hintergrund würden diverse im Laufe der Woche anstehende US-Konjunkturdaten mit besonderer Spannung erwartet. Je nachdem wie diese ausfielen, könnten sie die Erwartungshaltung an die US-Notenbank verändern.
Export-Unternehmen profitieren von "Abenomics"
Wie wichtig die Entwicklung des Yen für die Ergebnisse der Unternehmen ist, lässt sich an den Prognosen für die durchschnittlich erwarteten Gewinnzuwächse der Unternehmen ablesen: Bei multinationalen Unternehmen werde im Konsens ein Anstieg um 75 Prozent, bei mehr binnenmarktorientierten Unternehmen von lediglich 33 Prozent erwartet, sagte Marktstratege Evan Lucas von IG Markets. Er betont, dass die "Abenomics" genannte Politik von Ministerpräsident Shinzo Abe den Yen zum Dollar in den vergangenen zwölf Monaten um 25 Prozent gedrückt habe und zum Euro sogar um 34 Prozent. Damit habe sich die Wettbewerbssituation exportstarker Unternehmen deutlich verbessert.
Zu den größeren Verlierern am Aktienmarkt gehörten zum Wochenstart Toshiba und Japan Tobacco mit Verlusten um fünf Prozent. JFE Holdings gaben um knapp sechs Prozent nach, nachdem das Stahlunternehmen einen enttäuschenden Gewinnausblick abgegeben hat. Kobe Steel verloren 2,4 Prozent, nachdem sie zwischenzeitlich noch von einem angehobenen Ausblick profitiert hatten.
Ein Bericht über eine angebliche Schließung eines Chipwerkes drückte den Kurs von Renesas Electronics um 8,5 Prozent. Unter Druck standen auch Nomura Holdings. Die Aktie des Finanzinstituts litt unter dem negativen Umfeld und verlor sechs Prozent, obwohl Nomura einen starken Gewinnanstieg gemeldet hatte, der sich im Rahmen der Erwartungen bewegte. Seit Jahresbeginn liegt die Aktie allerdings auch über 50 Prozent im Plus. Über den Erwartungen liegende Geschäftszahlen beflügelten den Kurs des Maschinenbauers Fanuc, der um gut zwei Prozent anzog.
Im Laufe der Woche berichten in Japan noch Unternehmensschwergewichte wie Toyota Motor, Honda Motor, Sony und Softbank.
Konjunktursorgen belasten chinesische Börsen
An den chinesischen Börsen machten Konjunktursorgen die Kurse. Der Index in Schanghai verlor 1,7 Prozent, in Hongkong ging es um 0,5 Prozent abwärts. Neuesten Daten zufolge sind die Gewinne der chinesischen Industrie im Juni zum Vorjahr um 6,3 Prozent gestiegen, nachdem der Anstieg im Mai noch bei 15,5 Prozent gelegen hatte. Nach Einschätzung von Dariusz Kowalczyk von der Credit Agricole passt dies ins Bild einer sich abschwächenden Dynamik der chinesischen Konjunktur. Am Donnerstag werden die Daten zur Entwicklung des Verarbeitenden Gewerbes in China erwartet, die ersten Indikationen zufolge eine Schrumpfung zeigen dürften.
Für Vorsicht sorgte daneben, dass der chinesische Rechnungshof offenbar eine Erhebung über die Gesamtschuldenlage des Landes durchführt. Beobachtern zufolge deutet dies auf zunehmende Befürchtungen Pekings bezüglich potenzieller Risiken im Finanzsektor hin. Finanzwerte wie Hua Xia Bank und Bank of Beijing gehörten mit Verlusten von mehr als drei Prozent denn auch zu den größten Verlierern.
Wenig tat sich indes an den Börsen in Seoul und Sydney. In Seoul gewannen die Aktien von Hyundai Motor zwei Prozent, nachdem der Autobauer einen zuversichtlichen Ausblick gegeben hatte. Rio Tinto gaben in einem gut behaupteten Markt um 0,2 Prozent nach. Der Minenbetreiber hat mitgeteilt, seinen 80-Prozent-Anteil an einer Kupfer- und Goldmine in Australien für 820 Millionen US-Dollar an China Molybdenum zu verkaufen.
Quelle: ntv.de, jwu/rts/DJ