"Prügel von zwei Seiten" Nikkei geht in Deckung
26.04.2011, 13:00 UhrIm japanischen Aktienmarkt macht sich am Tag vor der mit Spannung erwarteten Zinsentscheidung in Washington große Vorsicht breit. Anleger befassen sich zudem mit den Ergebnissen und Perspektiven von Schwergewichten wie Nintendo und Sony.

Das sind sie, die Tablets von Sony: Die beiden Bildschirmrechner S1 und S2 (rechts) sollen dem iPad Konkurrenz machen, kommen aber reichlich spät auf den Markt.
(Foto: REUTERS)
Die Aktienmärkte in Fernost haben am Dienstag Boden verloren. In Tokio bremste der starke Yen Exportwerte wie Toshiba und Sony aus, die die wichtigsten Indizes ins Minus drückten. Autobauer wie Toyota litten zusätzlich unter einem Bericht der Wirtschaftszeitung "Nikkei", die den Herstellern hohe Umsatzeinbußen durch die jüngsten Erdbeben-Produktionsausfälle prognostizierte. Viele Börsenhändler übten sich allerdings in Zurückhaltung, während sie mit Spannung auf neue Bilanzen und die Pressekonferenz von US-Notenbankchef Ben Bernanke am Mittwoch warteten. Aus Bernankes genauer Wortwahl erhoffen sie sich Hinweise auf die künftige Zinspolitik der Federal Reserve.
In Tokio schloss der 225 Werte umfassende Nikkei-Index 1,2 Prozent im Minus bei 9558 Zählern. Der breiter gefasste Topix-Index verlor 0,8 Prozent auf 833 Punkte. Auch die Börsen in Singapur, Korea, Hongkong und Shanghai gaben nach. Der Aktienmarkt in Taiwan trat auf der Stelle.
In Tokio büßte der Autobauer Toyota 2,4 Prozent an Wert ein. Für den Rivalen Honda ging es 1,6 Prozent bergab. "Die Autohersteller beziehen gleich von zwei Seiten Prügel: Durch den Zeitungsartikel und den stärkeren Yen", sagte Kenichi Hirano, Aktienstratege bei Tachibana Securities.
Ein hoher Yen schmälert den Auslandsgewinn japanischer Exporteure. Darunter litten am Montag vor allem die Elektronikhersteller Sony und Toshiba. Sony-Papiere notierten 2,1 Prozent leichter. Sony kündigte an, im Herbst erstmals eigene Tablet-Computer auf den Markt zu bringen und damit dem iPad von Marktführer Apple Konkurrenz machen zu wollen. Doch die Japaner sind Nachzügler auf dem Markt, auf dem sich längst andere - auch asiatische - Anbieter tummeln. Die Aktien von Toshiba gaben 2,8 Prozent nach.
Nach enttäuschenden Geschäftszahlen rutschten die Titel von Nintendo 1,6 Prozent ins Minus. Unter der Konkurrenz von Smartphones und Tablet-PC lässt der Verkauf der Spielekonsole Wii immer mehr nach und brockte dem Konzern den zweiten Rückgang des Jahresgewinns in Folge ein.
Seoul schließt schwächer
Gewinnmitnahmen nach dem jüngsten Rekordhoch sorgten für etwas leichtere Kurse an der Börse in Seoul. Analysten verwiesen darauf, dass Anleger sich vor der US-Notenbanksitzung am Mittwoch vorsichtiger zeigten. Nachdem der Kospi zwischenzeitlich kurz im Plus notierte, ging er am Ende mit einem Minus von 0,4 Prozent aus dem Handel.
Gewinnmitnahmen waren vor allem im Technologie- und im Chemiesektor zu verzeichnen. Diese Titel seien zuletzt gut gelaufen, merkten Börsianer an. Hynix Semiconductor verloren 4,7 Prozent, LG Display gaben 2,7 Prozent nach und SK Innovation verbilligten sich um 2,2 Prozent.
KIA Motors hätten dagegen ihren Höhenflug in Erwartung starker Erstquartalszahlen weiter fortgesetzt, hieß es. Die Aktie kletterte um 2,4 Prozent.
Verluste in China
Sorgen von Investoren, dass eine geplante internationale Handelsplattform der Börse in Shanghai schneller eingerichtet wird als erwartet, haben dort die Aktienkurse belastet.
Der Shanghai Composite schloss 0,9 Prozent im Minus mit 2939 Punkten. In Hongkong ging der HSI mit einem Minus von 0,7 Prozent bei einem Stand von 23.980 Punkten aus dem Handel.
Anleger befürchten unter anderem, dass dann Kapital von der bisherigen Handelsplattform abgezogen werde und die Bewertung chinesischer A-Aktien dadurch nach unten gedrückt werde, hieß es aus dem Handel.
Aktien mit geringer Marktkapitalisierung gaben angesichts ihrer extrem hohen Bewertung nach, wie Teilnehmer sagten. Zhejiang Ming Jewelry verloren 9,4 Prozent, Jiangsu Tongding Optic-Electric rutschten 7,2 Prozent ins Minus.
China Life Insurance verbilligten sich um 2,6 Prozent. Analysten verwiesen darauf, dass der Nettogewinn des Unternehmens im ersten Quartal um 22 Prozent zum Vorjahr zurückgegangen sei.
Analysten sehen den Shanghai Composite Index bei 2900 Zählern unterstützt. Die schwer gewichteten Titel sehen sie aktuell günstig bewertet, was den Markt nach unten absichere. Allerdings gebe es auch nach oben wenig Potenzial, da bei den zuletzt gestiegenen kleineren Werten eine Korrektur vonnöten sei, hieß es bei China Securities Information.
Quelle: ntv.de, rts/DJ