Asien-Börsen trotzen Industriedaten Nikkei profitiert von schwächerem Yen
30.07.2013, 10:50 Uhr
Ein blitzendes Logo: Toyota nutzt der schwachen Yen.
(Foto: picture alliance / dpa)
Die japanische Börse hat ihre Abwärtsbewegung gestoppt. Vor allem Exporttitel stützen die Erholung. Auch die anderen Aktienmärkte der Region legten zumindest leicht zu.
Die wichtigsten asiatischen Börsen haben sich am Dienstag etwas von der zuletzt mehrheitlich schwächeren Entwicklung erholt. In Japan sorgten gute Daten vom Arbeitsmarkt für ein klares Plus: Die Arbeitslosenquote sank im Juni erstmals seit der globalen Finanzkrise 2008 unter die Marke von vier Prozent. Zudem half der Yen, der seine jüngste Aufwärtsbewegung gegenüber dem Dollar unterbrochen hatte. Die stärker als erwartet gesunkene Industrieproduktion machte sich dagegen nicht weiter bemerkbar.
Der Stoxx Asia/Pacific 600, der die 600 größten Unternehmen der Börsen in Australien, Hongkong, Japan, Neuseeland und Singapur enthält, gewann 0,5 Prozent auf 133 Punkte.
Analyst: Erholung heißt nicht zwangsläufig Rally
Der japanische Leitindex Nikkei 225 schloss 1,5 Prozent fester bei 13.870 Punkten. Die Aktien des exportstarken Autobauers Toyota profitierten mit plus 2,9 Prozent vom schwächelnden Yen. Die Titel der Konkurrenten Honda und Nissan legten um 1,0 beziehungsweise 0,4 Prozent zu. Der schwächere Yen verhalf auch anderen Exporttitel zu gewinnen: Sony legten 2,9 Prozent, Panasonic 2,3 und Olympus 6,5 Prozent zu.
Bei Daiwa Securities sorgten besser als erwartet ausgefallene Quartalszahlen für ein Kursplus von 3,3 Prozent. Das Unternehmen hatte für das erste Quartal einen Rekord-Nettogewinn gemeldet. Die Aktien des Milchprodukte-Herstellers Yakult Honsha schossen nach der Bilanzvorlage um 17 Prozent hoch.
"Nur weil die Verkäufe zuletzt besonders stark ausgefallen sind, bedeutet das nicht zwingend, dass nun eine Rally vorgezeichnet ist", sagte Chefstratege Tatsunori Kawais von kabu.com Securities. "Bei den Unternehmensgewinnen fehlt die Konstanz und das unterminiert das fundamentale Vertrauen in den Markt."
Marktexperten sprachen insgesamt von einer abwartenden Grundhaltung. Vor der Veröffentlichung wichtiger Konjunkturdaten im weiteren Wochenverlauf und besonders der Notenbanksitzungen in den USA, Großbritannien und der Eurozone sei aber auch keine ausgeprägte Kaufneigung zu erwarten gewesen.
Yen kommt nach Konjunkturdaten etwas zurück
Der Dollar erholte sich zwischenzeitlich auf 98,40 Yen, nachdem er am Montag unter 98 Yen gelegen hatte. Zuletzt wurde die US-Devise mit 98,15 Yen gehandelt. Händler erklärten den nachgebenden Yen mit schwächer als erwartet ausgefallenen Daten zur japanischen Industrieproduktion. Überraschend niedrig waren zudem die Ausgaben privater Haushalte in Japan ausgefallen.
Die meiste Musik am Devisenmarkt spielte aber beim Austral-Dollar. Aussagen des australischen Notenbankchefs Glenn Stevens setzten die eigene Währung unter Druck. Nach Ansicht von Stevens haben die letzten Verbraucherpreisdaten nichts daran geändert, dass die Reserve Bank of Australia (RBA) über eine weitere Zinssenkung nachdenkt. Auch die jüngste Abwertung des Aussie sei - gemessen an den wirtschaftlichen Perspektiven - angemessen. Der Australische Dollar gab daraufhin von 0,9160 auf zuletzt 0,9067 US-Dollar deutlich nach. An der Börse in Sydney verpuffte die Zinssenkungsfantasie allerdings.
Der ASX 200 in Sydney, der sich bereits am Vortag gegen den negativen Gesamttrend gestemmt hatte, trat bei 5.047 Punkten auf der Stelle. Woolworth verloren in einem gut behaupteten Markt 1,6 Prozent, nachdem der Einzelhändler für sein viertes Quartal nur ein moderates Umsatzwachstum gemeldet hatte.
Moderate Erholung in China
In China konnten sich die Märkte moderat erholen. Ein Aktienstratege verwies auf Maßnahmen der chinesischen Notenbank zur Erhöhung der Liquidität als Kursstütze. Zum Wochenauftakt hatte die Nachricht belastet, dass China versucht, den Kreditboom zu zügeln, und dafür die ausufernden Schulden seiner lokalen Regierungen unter die Lupe nimmt. Der CSI 300, der die Aktien der 300 größten festlandchinesischen Unternehmen mit einer Börsennotierung in Shanghai oder Shenzhen enthält, gewann 0,6 Prozent auf 2.189 Punkte. In Hongkong stieg der Hang-Seng-Index um 0,2 Prozent auf 21.898 Zähler.
Das Indexplus in Schanghai erklärten Teilnehmer zum einen mit einer Gegenbewegung auf die jüngsten Verluste, zum anderen damit, dass die chinesische Notenbank erstmals seit fast einem halben Jahr die Geldversorgung des Finanzsystems wieder erhöht hatte. Nach Angaben von Händlern gab die PBoC erstmal seit Februar Liquidität in den Markt.
Um 2,1 Prozent abwärts ging es in Hongkong mit dem Kurs des Autobauers Brilliance, nachdem BMW und sein chinesischer Joint-Venture-Partner Brilliance in China eine Schlappe erlitten haben. Die Umweltbehörde untersagte den Ausbau einer Produktionsanlage. Damit wird der Plan auf Eis gelegt, die Produktionskapazität auf 400.000 Autos im Jahr hochzuschrauben.
Quelle: ntv.de, jwu/dpa/rts