Marktberichte

China und Schäuble bremsen Nikkei schließt im Minus

"Ich dachte, der Rally würde erst nach dem EU-Gipfel die Puste ausgehen, es ist aber schneller gekommen."

"Ich dachte, der Rally würde erst nach dem EU-Gipfel die Puste ausgehen, es ist aber schneller gekommen."

(Foto: REUTERS)

Mäßige Konjunktursignale aus China und nüchterne Worte aus Europa dämpfen an den asiatischen Aktienmärkten die Euphorie: Von Tokio über Shanghai bis Seoul blicken die Anleger in Fernost auf leichte Kursverluste.

Zweifel an einer schnellen Lösung für die Schuldenkrise in der Eurozone haben die Börsen in Fernost belastet. Pessimistisch stimmten vor allem Äußerungen von Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble, der am Vortag erklärt hatte, es werde beim EU-Gipfel am Wochenende keine "endgültige Lösung" für die Euro-Krise geben.

Tokio am Abend des 18. Oktober: Die Trendpfeile weisen nach unten.

Tokio am Abend des 18. Oktober: Die Trendpfeile weisen nach unten.

(Foto: AP)

Darüber hinaus schürte ein etwas schwächeres Wirtschaftswachstum in China, die Sorgen um die Weltkonjunktur. Eine nachlassende Nachfrage aus dem Ausland und eine schärfere Geldpolitik bremsten den Anstieg der Wirtschaftsleistung in der zweitgrößten Volkswirtschaft im dritten Quartal auf 9,1 Prozent leicht. Anleger bewerteten die Zahlen zwar nicht als harte Landung, sahen sich jedoch veranlasst, Gewinne aus der vorigen Woche mitzunehmen. "Der Ausblick für die chinesische Wirtschaft hängt sehr stark davon ab, wie sich die Lage in Europa entwickelt", so ein Marktteilnehmer.

In Tokio schloss der 225 Werte umfassende Nikkei-Index mit einem Minus von knapp 1,6 Prozent auf 8741 Punkte. Der breiter gefasste Topix-Index fiel 1,4 Prozent auf 751 Punkte. Auch die Börsen in Shanghai, Hongkong, Taiwan, Singapur, Südkorea und Australien verzeichneten Verluste.

In Japan hätten sich die Blicke der Anleger vor allem auf die kommenden Schritte der europäischen Politiker zur Lösung der Schuldenkrise gerichtet, sagte ein Analyst von Chibagin Asset Management. "Wenn die europäischen Probleme gelöst sind, wird sich der Fokus wieder auf die fundamentale Entwicklung einzelner Unternehmen verschieben."Bis dahin dürfte die Schwankungsbreite des Nikkei jedoch begrenzt sein, so der Börsianer.

Am Dienstag gehörten vor allem Exporttitel zu den Verlierern, die am Vortag noch stark von der Zuversicht für eine Lösung der Schuldenkrise in Europa profitiert hatten. Mazda sanken um 1,8 Prozent und Sony um 1,2 Prozent.  "Die Hoffnungen auf Schritte der europäischen Politik waren für mehr als die Hälfte der Rally in diesem Monat verantwortlich", sagte Soichiro Monji, Chefstratege bei Daiwa SB Investments. "Ich dachte, der Rally würde erst nach dem EU-Gipfel die Puste ausgehen, es ist aber schneller gekommen."

Die Talfahrt der vorangegangenen beiden Handelstage setzten die Olympus-Aktien fort. Die Papiere des Kamera-Herstellers gaben um 8,9 Prozent nach. Ausgelöst worden war der Kurssturz durch die überraschende Entlassung von Unternehmenschef Michael Woodford. Hinzu kommen nun Unstimmigkeiten über Zahlungen im Zusammenhang mit mehreren Zukäufen.

Die Titel des Baukonzerns Obayashi verbilligten sich um 3,7 Prozent. Das Management hatte zuvor den Ausblick gesenkt.

Gegen den allgemeinen Trend des Marktes zogen Honda um 1,7 Prozent an. Einem Bericht der Wirtschaftszeitung "Nikkei" zufolge will das Unternehmen die Produktion in einem Motorradwerk in Bangkok wieder aufnehmen, das am 11. Oktober wegen der Hochwasserkatastrophe in dem Land geschlossen worden war.

Verluste in Südkorea

Belastet von negativen US-Vorgaben und Sorgen über Fortschritte bei den Verhandlungen zur Eindämmung der europäischen Schuldenkrise ging auch die Börse in Seoul schwach aus dem Hande. Der Kospi sank um 1,4 Prozent auf 1839 Punkte.

Vor allem zyklische Werte wie Aktien von Schiffbauunternehmen standen unter Abgabedruck. Hyundai Heavy fielen um 3,3 Prozent und Daewoo Shipbuilding um 3 Prozent.

Im Technologiesektor blieben die Verluste dank eines etwas schwächeren Won hingegen begrenzt. Samsung Electronics sanken um 0,8 Prozent und Hynix um 0,7 Prozent.

Ölwerte profitierten unterdessen von Schnäppchenkäufen und legten gegen den allgemeinen Trend zu. SK Innovation kletterten um 1,6 Prozent und S-Oil um 0,5 Prozent.

BIP prägt Chinas Börsen

Die Börse in Shanghai schloss in der Verlustzone. Angesichts der schwächer als erwartet ausgefallener BIP-Zahlen für das dritte Quartal hätten Sorgen über eine Abschwächung der chinesischen Konjunktur die Stimmung getrübt, sagten Händler.

Der Shanghai Composite Index sackte um 2,3 Prozent ab, während der Hang Seng in Hongkong um 4,2 Prozent einbrach. Hier verwiesen Händler zudem auf schwache US-Vorgaben und die anhaltenden Sorgen über die Euro-Schuldenkrise. "Der Markt dürfte angesichts der knappen Liquidität und anhaltender Konjunktursorgen bis zum Jahresende weiter unter Druck blieben", erwartete ein Analyst von Sinolink.

Zyklische Werte und Finanztitel zählten in Shanghai zu den stärksten Verlierern. So gaben Air China um 3 Prozent und China Eastern Airlines um 3,5 Prozent nach, während Citic Securities um 4,2 Prozent verloren.

Gesunkene Metallpreise drückten unterdessen bei Minenwerten auf die Kurse. Shandong Gold-Mining sanken um 3,9 Prozent und Jiangx Copper um 4,3 Prozent.

In Taiwan schauten die Anleger auf HTC. Der Mobilfunkkonzern liefert sich neben anderen namhaften Konkurrenten eine Patentschlacht mit Apple. In einer vorläufigen Entscheidung stellte sich die US-Handelskommission ITC auf die Seite von Apple und erklärte, bei dem iPhone-Hersteller keine Anzeichen für Verstöße gegen HTC-Patente festgestellt zu haben. Das HTC-Papier fiel um 4,7 Prozent.

Der Euro legte in Fernost zum Dollar leicht zu. Die europäische Gemeinschaftswährung wurde mit 1,3777 Dollar bewertet, nach 1,3730 Dollar im späten New Yorker Handel. Er blieb aber unter dem am Montag auf der Handelsplattform EBS erreichten Kurs von 1,3914 Dollar.

Quelle: ntv.de, jga/rts/DJ

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