Marktberichte

Öl, Dollar, Europa und die Banken Nikkei schließt im Minus

Regenwetter in Tokio: Der Nikkei hängt schwach im Minus.

Regenwetter in Tokio: Der Nikkei hängt schwach im Minus.

(Foto: AP)

Im asiatischen Aktienhandel überwiegen kurz vor dem Wochenende die Sorgen vor einem weltweiten Konjunkturabschwung: Das Banken-Rating von Moody's belastet die Finanzwerte. In Australien gehen die Rohstoff-Aktien in die Knie. In Shanghai feiern Anleger das "Drachenbootfest".

Nach dem zweitgrößten Tagesminus des Jahres an Wall Street haben die neu erwachten Konjunkturängste den Anlegern in Asien die Stimmung verhagelt. Schwache Konjunkturdaten aus den USA und zuvor bereits aus China machten sich vor allem in deutlich sinkenden Rohstoffpreisen bemerkbar. Ängste vor einer nachlassenden Nachfrage drückten neben den Ölpreisen auch die Notierungen von Metallen wie Kupfer und Nickel deutlich nach unten.

Vor allem an Börsen in Japan und Südkorea gaben die Konjunkturpessimisten den Ton an: Für sinkende Kurse sorgten hier insbesondere enttäuschende Industriedaten aus China, Europa und den USA. "Es war erwartet worden, dass der Markt nach den jüngsten Aufschlägen eine Korrektur erlebt", sagte Analyst Lee Seung Woo von KDB Daewoo Securities in Seoul. "Die schwachen Daten gaben ihm nun einen Anlass."

Zusätzlich auf die Stimmung drückte die - allerdings lange erwartete - Entscheidung der Ratingagentur Moody's, 15 internationale Großbanken herabzustufen. Im Blick der Märkte stand ferner das Treffen von Bundeskanzlerin Angela Merkel mit Frankreichs Präsident Francois Hollande, Spaniens Regierungschef Mariano Rajoy und Italiens Ministerpräsident Mario Monti am Nachmittag in Rom. Ziel war es, eine Wachstumsagenda für die EU abzustecken.

In Tokio ging der 225 Werte umfassende Nikkei-Index mit 8798 Punkten 0,3 Prozent tiefer aus dem Handel. Der breiter gefasste Topix-Index büßte 0,4 Prozent ein auf 751 Zähler. Zu den Verlierern zählten konjunkturabhängige Titel wie Rohstoff- und Transportwerte. Aufwärts ging es dagegen bei exportorientierten Unternehmen, die vom schwächeren Yen profitieren. Sony legten 5,6 Prozent zu, Panasonic 1,5 Prozent. Kreisen zufolge wollen beide Unternehmen kommende Woche eine Kooperation bekanntgeben. Einem Bericht zufolge stehen die beiden Unternehmen in abschließenden Verhandlungen über eine Partnerschaft im Volumen von 50 Mrd. Yen, mit der Sony Olympus nach dem Bilanzskandal wieder auf die Beine helfen will.

Die Aktie von HSBC, eine der von Moody's heruntergestuften Banken, verlor in Hongkong rund 1 Prozent an Wert.

Auch die anderen maßgeblichen Börsen in Fernost gaben nach. Der MSCI-Index für Aktien der Asien-Pazifik-Region mit Ausnahme Japans lag 1,5 Prozent im Minus. Das stärkste Minus verzeichnete Seoul. Dort sank der Kospi um mehr als 2 Prozent. In Sydney verlor das Marktbarometer knapp 1 Prozent, in Hongkong ging es ähnlich stark bergab. Nicht gehandelt wird an der Börse in Schanghai: Dort hatte das Wochenende für Anleger bereits am Vortag wegen des "Drachenbootfestes" begonnen.

Unter Druck standen angesichts der deutlich gesunkenen Rohstoffpreise die Papiere der Minenbetreiber und Ölförderer. Rio Tinto und BHP Billiton gaben in Sydney um jeweils rund 2 Prozent nach, Newcrest Mining verloren 2,7 Prozent. In Tokio büßten Inpex knapp 3 Prozent ein, Petrochina und CNOOC kamen um 2,3 Prozent zurück.

An den Devisenmärkten war der Dollar gefragt, den die Investoren als relativ sicheren Anlagehafen betrachten. Der Euro notierte mit 1,2557 Dollar, nachdem er zu Wochenbeginn noch bis auf 1,2748 Dollar geklettert war.

Händlern zufolge wirkte an den Finanzmärkten auch die Enttäuschung darüber noch nach, dass die US-Notenbank am Mittwoch keine aggressiveren Maßnahmen zur Stützung der Konjunktur ergriffen hat. "Wenn die Regierungen nichts tun - so wie die USA und China zögerlich sind mit groß angelegten Stimulierungsmaßnahmen - bedeutet das, dass das Wachstum bei den Metallen nicht so stark ausfallen wird, wie erwartet", sagt Helen Lau, auf Metalle und Minenbetreiber spezialisierte Analystin bei UOB Kay Hian in Hongkong.

Am Vortag hatten die Märkte in Ostasien hatten am Vortag mit Enttäuschung auf die geldpolitische Entscheidung der US-Notenbank (Fed) reagiert. Belastet wurde die Stimmung aber auch von Signalen einer weiteren Konjunkturabkühlung in China. Lediglich in Tokio legten die Kurse am Aktienmarkt zu. Hier sorgte die Schwäche des Yen für Käufe.

Mit der Verlängerung der so genannten Operation Twist, bei der kurzfristige gegen langfristige Anleihen getauscht werden, mit dem Ziel, die langfristigen Zinsen zu drücken, habe die US-Notenbank lediglich das Minimum dessen geliefert, was der Markt erwartet habe, hieß es. Auch wenn die Fed angekündigt habe, Gewehr bei Fuß zu stehen, sollte sich die wirtschaftliche Situation verschlechtern, so hätten sich viele Marktakteure doch bereits am Mittwoch aggressivere Schritte erhofft. Vor allem beim Ölpreis sorgte dies für Enttäuschung.

An den US-Börsen hatte zudem am Vorabend eine Verkaufsempfehlung von Goldman Sachs für den S&P-500-Index für sinkende Kurse gesorgt. Die Experten sehen für den wichtigsten breiten US-Aktienindex ein Verlustpotenzial von 5 Prozent.

Quelle: ntv.de, DJ/rts

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