Exporttitel unter Druck Nikkei setzt Talfahrt fort
21.05.2010, 10:35 UhrDie Fernostbörsen setzen ihre Talfahrt auch zum Wochenausklang fort. Die anhaltenden Sorgen um die Euro-Zone verschärfen sich noch. Der Nikkei verliert auf Wochensicht 6,5 Prozent.

Das Wochenminus fällt mit 6,5 Prozent so groß aus wie seit Januar 2009 nicht mehr.
(Foto: ASSOCIATED PRESS)
Im Sog des Kurseinbruchs an der Wall Street ist auch an Japans Börsen zu starkenKursverlusten gekommen. Wie auch an den US-Börsen wurden Sorgen vor negativen Folgen für das Wirtschaftswachstum angesichts der Schuldenkrise in Europa und Befürchtungen weiterer Regulierungsmaßnahmen an den Finanzmärkten zur Begründung für die Abgaben angeführt. Dazu sei der festere Yen gekommen, der als Fluchtwährung in Krisenzeiten gesucht sei, und vor allem für exportorientierte Werte negativ sei.
Die Anleger fürchten nun auch Uneinigkeit unter den europäischen Staats- und Regierungschefs darüber, wie sie die Schuldenkrise in den Griff bekommen können. Auch die Bank of Japan erklärte, die weltweiten Auswirkungen der Turbulenzen in Europa müssten genau beobachtet werden.
In Tokio schloss der Nikkei-Index auf dem niedrigsten Stand seit mehr als fünf Monaten. Das Wochenminus fiel mit 6,5 Prozent so groß aus wie seit Januar 2009 nicht mehr.
Der 225 Werte umfassende Nikkei-Index schloss in Tokio 2,4 Prozent im Minus bei 9784 Zählern, zeigte sich damit aber von seinem bei 9.696 Punkten liegenden Tagestief zum Ende des Handels wieder etwas erholt. Der Index war damit erstmals seit Dezember 2009 wieder unter die 9700er Marke zurückgefallen.
Der breiter gefasste Topix-Index verlor 2,1 Prozent auf 879 Punkte. Auch die Börsen in Taiwan, Singapur und Korea gaben jeweils um die zwei Prozent ab. Die Märkte und Hongkong und Shanghai kamen etwas glimpflicher davon: Hongkong mit einem nur leichten Minus, die Börse in Shanghai mit einem knappen Plus.
Der Euro legte auf 1,2583 US-Dollar zu von 1,2507 US-Dollar im späten US-Handel. Vor allem Spekulationen über eine geldpolitische Intervention zur Stärkung des Euro gaben der europäischen Gemeinschaftswährung im Vergleich zum US-Dollar Auftrieb. Der stärkere Yen lastete auf japanischen Exporttiteln.
"Anleger verkaufen japanische Aktien wegen zunehmender Sorgen darüber, dass die Schuldenkrise das globale Finanzsystem stören könnte", sagte Analyst Masaru Hamasaki von Toyota Asset Management. Es herrsche Unsicherheit über die möglichen Auswirkungen der Krise. Die Investoren bevorzugten daher derzeit eher Bares. Zunehmende Sorgen um die Erholung der Weltwirtschaft angesichts der Turbulenzen in Europa hatten am Vorabend schon die Wall Street in die Tiefe gerissen. Alle drei großen Indizes stürzten um mehr als 3,5 Prozent ab, der Nasdaq-Index gar um mehr als vier Prozent.
Unter den Einzelwerten verloren Unter den Einzelwerten verloren Dai-ichi Life 2,1 Prozent auf 150.300 Yen, womit die Aktie den niedrigsten Kurs seit ihrem Börsengang am 1. April erreichte. Händler begründeten das Minus mit Sorgen vor Bewertungsverlusten angesichts des relativ hohen Aktienanteils im Portfolio des Versicherers. Tokio Marine Holdings konnten sich trotz gut ausgefallener Geschäftszahlen dem Abwärtssog nicht entziehen und verloren 2,2 Prozent. Die Geschäftsergebnisse des Versicherers hatten ebenso die Erwartungen übertroffen wie der Ausblick.
Automobilwerte litten besonders unter der ungünstigen Entwicklung auf der Währungsseite. Honda Motor kamen um 2,5 Prozent zurück, Nissan Motor verloren 3,4 Prozent, Mazda büßten 2,9 Prozent ein und Daihatsu Motor verbilligten sich um 3,5 Prozent. Toyota schnitten mit 1,9 Prozent kaum besser ab. Das Unternehmen hatte mitgeteilt, mit dem Elektroautohersteller Tesla zusammenzuarbeiten, um eigene Fortschritte bei der Herstellung von Elektroautos zu erzielen.
Sumitomo Metal Mining verloren den sechsten Handelstag in Folge vor dem Hintergrund nachgebender Preise für Nichteisenmetalle. Diesmal ging es um 1,7 Prozent nach unten. Mitsui Mining gaben um 0,4 Prozent nach, Mitsubishi Materials um 1,6 Prozent.
Nippon Electric Glass machte neben den allgemeinen Konjunktursorgen für Europa und die USA eine Abstufung auf "Neutral" von "Outperform" durch Credit Suisse zu schaffen. Der Kurs wurde um 3,9 Prozent nach unten gesetzt.
Der Finanzsektor wurde stimmungsmäßig belastet von den sich abzeichnenden Verschärfungen der Regularien im US-Finanzsektor, nachdem der US-Senat den Gesetzentwurf für eine umfassende Reform des Finanzsektors in den USA gebilligt hat. Direkt betreffe dies die japanischen Banken zwar nicht, es sorge aber dennoch dafür, dass Bankenaktien derzeit eher gemieden würden, so Marktteilnehmer. MUFG kamen um 1,1 Prozent zurück, Mizuho FG um 1,2 Prozent und SMFG gewannen 0,3 Prozent.
Sony stemmten sich gegen den Abwärtsdruck und gewannen 0,6 Prozent. Der japanische Elektronikkonzern will gemeinsam mit Google mittels einer neuen Technologie Internet und Fernsehen zusammenführen.
Shanghai im Plus
Die Börse in Shanghai zeigte sich nur anfänglich vom Kurseinbruch an Wall Street beeindruckt. Nach einem schwachen Start erholten sich die Kurse im Verlauf kontinuierlich und der Shanghai Composite Index ging mit einem deutlichen Plus von 1,1 Prozent auf 2584 Zähler aus dem Handel. Im Tief hatte er bei 2481 Zählern gelegen.
Der Markt sorge sich um die weitere Konjunkturerholung in den USA und damit verbunden die Exporte Chinas, hatte es zunächst mit Blick auf die schwachen US-Börsen geheißen. Schnäppchenkäufe hätten im Verlauf dann aber dafür gesorgt, dass die anfänglichen Verluste von über 2 Prozent mehr als wettgemacht worden seien. Gestützt habe die Erwartung, dass es zumindest zu einer Verlangsamung der von der Regierung verhängten geldpolitisch restriktiven Maßnahmen kommen dürfte, sagten Händler.
Besonders gefragt waren Aktien von Unternehmen aus der Provinz Xinjiang angesichts der Ankündigung eines Konjunkturstimulierungspakets für die Region. Xinjiang Tianye verteuerten sich um die für einen Börsentag maximal zulässigen 10 Prozent. Xinjiang Urban Construction Group legten ebenfalls 10 Prozent zu.
Angetrieben wurde die Tendenzwende im Tagesverlauf daneben von Käufen im Immobiliensektor. Die jüngste Korrektur im Immobiliensektor habe die vom Markt negativ aufgenommenen restriktiven geldpolitischen Maßnahmen der Regierung ausreichend eingepreist, meinte ein Analyst von Guoyuan Securities.
Bank of China gewannen 1,8 Prozent, nachdem die Regulierungsbehörde angekündigt hatte, den Antrag des Unternehmens, das Kapital mittels einer Wandelanleihe um 40 Mrd. Yuan erhöhen zu wollen, zu prüfen.
An der Börse in Hongkong fand wegen eines Feiertags kein Handel statt.
Quelle: ntv.de, rts/DJ