Marktberichte

Nach dem Schwarzen Dienstag Nikkei steigt deutlich

Der japanische Aktienmarkt holt nach den drastischen Kursverlusten des Vortages wieder deutlich auf. Die Situation im Atomkraftwerk Fukushima gerät zwar außer Kontrolle, dennoch ist am Markt von überzogenen Panikverkäufen die Rede. Die meisten Börsen der Golf-Staaten verzeichnen unter dem Eindruck der Ereignisse in Bahrain Verluste.

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(Foto: REUTERS)

Nach einem Ausverkauf an der Tokioter Börse mit einem Kursrutsch um mehr als zehn Prozent hat der Nikkei-Index am Mittwoch einen Teil der Verluste wettgemacht. Der Leitindex legte um 5,7 Prozent auf 9093,72 Punkte zu. Beim breiter gefassten Topix betrug der Zuwachs 6,6 Prozent auf 817,63 Punkte.

Nach dem schweren Tsunami mit mindestens 10.000 Toten treibt die Märkte vor allem die Angst vor einer Strahlenkatastrophe nur 240 Kilometer nördlich von Tokio um. Seit dem Erbeben sind mehrere Kühlsysteme nicht mehr einsetzbar. Dennoch stiegen die Kurse.

Die Lage ist sehr fragil und die Informationen über die Entwicklung an den Unglücksreaktoren beunruhigt. Der Markt kann jederzeit einbrechen", beschrieb ein Händler die Stimmung während des Handels. "Es gibt eine Grundüberzeugung, dass die japanischen Industriekonzerne und die Konjunktur zu alter Stärke zurückfinden", erläuterte Analyst Hisatsune Kobayashi von Nikko Cordial Securities. "Die Erholung ist ziemlich stark, weil Investoren gemerkt haben, dass sie gestern ein bisschen zu viel Panik bekommen haben", sagte Fujio Ando von Chibagin Asset Management.

Die japanische Notenbank stützte das Finanzsystem erneut mit Geldspritzen in Milliardenhöhe. Angesichts des hohen Bedarfs an Liquidität der heimischen Banken stellte die Notenbank als kurzfristige Notfall-Liquidität 3,5 Billionen Yen zur Verfügung, umgerechnet rund 30 Mrd. Euro. Schon am Montag und Dienstag hatte die Bank of Japan Milliardenbeträge in das System gepumpt.

Pluszeichen in allen Branchen

Die Gewinne waren breit gestreut. Selbst Werte mit Bezug zur Atomwirtschaft drehten zum Teil ins Plus. So stiegen Toshiba nach zeitweisen Verlusten um 2,1 Prozent, das Unternehmen vertreibt unter anderem Nukleartechnik. Bei Tepco, dem Betreiber des Unglücksmeilers Fukushima, hielt der freie Fall dagegen an. Nach Volatilitätsaussetzungen brach der Kurs um weitere 24,6 Prozent ein und halbierte sich damit innerhalb von zwei Sitzungen.

Gewinne von 8,8 Prozent gab es etwa für den Elektronikkonzern Sony. Das Unternehmen hatte bekanntgegeben, Teile seiner Produktion ins Ausland zu verlagern, weil mehrere japanische Fabriken nach dem Erbeben nicht in Betrieb sind.

Auch bei Toyota gab es ein kräftiges Plus, und zwar von 9,1 Prozent. Der Autobauer will sieben seiner Autoteilefabriken wieder in Betrieb nehmen. Die Werke sollen zunächst die Produktion von Ersatzteilen wieder aufnehmen, heißt es in der Zeitung "Yomiuri Shimbun", unter Berufung auf eine Unternehmensquelle. Danach solle die Herstellung von Teilen zum Export in Toyotas Werke in Übersee wieder anlaufen. Für die Inbetriebnahme der Karosseriewerke einschließlich einer durch das Beben beschädigten Fabrik gebe es noch keinen Zeitrahmen.

Erholt zeigten sich auch Versicherungs- und Immobilientitel. Die Papiere des Einzelhändlers Takashimaya gaben dagegen weitere 4 Prozent ab, nachdem sie im Verlauf auf ein Achtjahrestief gefallen waren. Hier drückte die Sorge, dass sich Verbraucher bei ihren Konsumausgaben auf die Dinge des täglichen Gebrauchs konzentrieren werden.

Bahrain-Krise belastet

Die meisten Börsen der Golf-Staaten verzeichnete unter dem Eindruck der Ereignisse in Bahrain Verluste. Händler berichteten von relativ niedrigen Umsätzen. Die Anleger hätten vorsichtig agiert, hieß es unter Verweis auf die eskalierenden Unruhen in Bahrain. Die vom japanischen Aktienmarkt angeführte Erholung der Börsen in der übrigen Welt habe am Persischen Golf aber größere Verluste verhindert.

In Bahrain blieb der Aktienmarkt wegen des von der Regierung ausgerufenen Ausnahmezustands geschlossen. An der Börse Abu Dhabi fiel der Leitindex um 0,6 Prozent auf 2.600 Punkte. Kuweit fiel um 1,2 Prozent auf 6.251 Punkte, Doha um 0,8 Prozent auf 8.123 Punkte und Maskat um 0,7 Prozent auf 6.247 Punkte.

In Dubai stieg der Aktienmarkt um 0,5 Prozent auf 1.455 Punkte, nachdem er am Dienstag um 1,9 Prozent nachgegeben hatte. Saudi-arabische Aktien stiegen um 1,6 Prozent auf 6.108 Punkte, nach einem Minus von 3,1 Prozent in der vorigen Sitzung.

Schanghai etwas fester

Die chinesischen Aktien gingen etwas fester aus dem Handel gegangen. Der Shanghai-Composite-Index stieg um 0,5 Prozent bzw 14 auf 2.919 Punkte. Nach Meinung von Beobachtern wird der Markt seine Gewinne in den kommenden Tagen ausbauen. Bei 2.950 Punkten treffe der Shanghai-Composite jedoch auf einen Widerstand. Die ungewisse Entwicklung der Rohstoffpreise bremse den Anstieg.

Hoffnungen auf eine schwächere Inflation stützten den Markt ebenfalls. Die Nachrichtenagentur Xinhua hatte Aussagen des Direktors der chinesischen Entwicklungs- und Reformkommission zitiert, wonach die chinesischen Verbraucherpreise im Februar weniger stark als im Januar gestiegen sind. Wenn dies zuträfe, würden Zinserhöhungen weniger wahrscheinlich, sagte ein Beobachter. Davon wiederum würde der Aktienmarkt profitieren.

Mit Blick auf die Zinspolitik der chinesischen Notenbank wurde auch der HSBC-Einkaufsmanagerindex für Februar positiv aufgenommen, obwohl dieser im Vergleich zu Januar niedriger ausgefallen war. Der Rückgang zerstreue Bedenken wegen einer möglichen Überhitzung der Wirtschaft, ohne Wachstumsfantasien abzuwürgen, hieß es.

Immobilienwerte gesucht

Von der nachlassenden Angst vor Zinserhöhungen profitierten Immobilienwerte, die auch wegen optimistischer Ertragserwartungen gesucht waren. Poly Real Estate Group stiegen um 3,5 Prozent auf 12,80 CNY und Gemdale um 2,2 Prozent auf 6,61 CNY. China Vanke legten um 1,7 Prozent auf 8,30 CNY zu.

Banken waren ebenfalls gesucht, nachdem die Bank of Ningbo für 2012 überzeugende Geschäftszahlen vorgelegt hatte. Bank of Ningbo gewannen 1,8% auf 12,79 CNY und Shanghai Pudong Development Bank 1,9% auf 12,95 CNY. China Merchants Bank legten um 1,8% auf 13,10 CNY zu.

In Hongkong bremste dagegen der Kursverlust von Schwergewicht HSBC den Markt. Der Hang-Seng-Index stieg um 0,2 Prozent bzw 38 Punkte auf 23.396. HSBC verloren 5,1 Prozent auf 85,75 HKD. Die Bank hatte am Montag nach Börsenschluss in Hongkong enttäuschende Geschäftszahlen vorgelegt. Die Zahlen der Hang Seng Bank (+3 Prozent auf 127,90 HKD) hatten dagegen überzeugt. Cheung Kong Holdings schlossen um 4 Prozent höher bei 126 HKD. Laut einem Bericht der "Sunday Times" bietet das Unternehmen für das britische Stromnetz von E.ON. Cheung Kong wollte das nicht kommentieren.

Quelle: ntv.de, nne/ddi/DJ/dpa/rts

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