Schwere Kursverluste in Japan Nikkei verliert 325 Punkte
31.08.2010, 08:30 UhrDie anhaltenden Sorgen um die Erholung der US-Wirtschaft drücken die asiatischen Aktienmärkte am Dienstag tief ins Minus. Der japanische Leitindex verbucht den größten Kursverlust seit drei Monaten. Der Export leidet, der Yen notiert unverändert hoch.

Der Yen erreicht bedrohliche Höhen: Außer Schmerzen im Nacken führt das vor allem im Export zu umfangreichen Beschwerden.
(Foto: REUTERS)
Japans Zentralbank hat den rasanten Yen-Höhenflug vorerst nicht stoppen können: Einen Tag nach der Entscheidung der Bank of Japan (BoJ), dem Bankensektor noch mehr Liquidität bereitzustellen, gab die Börse in Tokio wie von Ökonomen erwartet wieder deutlich nach. Der Nikkei-Index für 225 führende Werte stürzte um satte 325,20 Punkte oder 3,55 Prozent auf den Endstand von 8824,06 Punkten ab. Es war der größte Tagesverlust seit drei Monaten. Der breit gefasste Topix verlor 24,54 Punkte oder 2,96 Prozent auf 804,67 Zähler. Dazu trugen Händlern zufolge auch negative Vorgaben der Wall Street bei. Auch die Börsen in Shanghai, Hongkong, Seoul, Taiwan und Sydney folgten den negativen US-Vorgaben und lagen deutlich im Minus.
Volkswirte hatten bereits am Vortag bezweifelt, dass eine Aufstockung der Liquidität große Wirkung auf Yen und Wirtschaft haben wird, da sich die Nachfrage der Unternehmen nach zusätzlichen Mitteln für Investitionen wegen trüber Wachstumsaussichten in Grenzen halte. An den Aktien- und Devisenmärkten hatte sich denn auch schon kurz nach dem Beschluss und anfänglich teils kräftigen Ausschlägen Ernüchterung eingestellt, da die Maßnahme keinerlei Überraschung bot. Die Notenbank hat sich allerdings drastischere Mittel vorbehalten.
Der Euro notierte am Dienstagnachmittag zum Yen bei 106,41-44 Yen, nachdem er am späten Vortag noch mit 108,35-39 Yen gehandelt worden war. Zum Dollar lag der Euro bei 1,2641-44 Dollar nach 1,2731-33 Dollar am Vortag. Der Dollar notierte zum Yen bei 84,16-19 Yen nach 85,11-13 Yen am Vortag.
Die Enttäuschung über die am Markt verpufften Maßnahmen gegen den Höhenflug des Yen belasteten auch am Aktienmarkt die Stimmung erheblich. Zudem entschlossen sich viele Anleger nach zwei Handelstagen mit Kursaufschlägen zu Gewinnmitnahmen und flüchteten in Rentenpapiere.
"Am Markt werden scheinbar weitere Schritte von den japanischen Behörden eingefordert, nachdem die Maßnahmen der Notenbank den Yen-Anstieg nicht stoppen konnten", sagte Analyst Masayuki Otani von Securities Japan. Der nächste Schritt müsse dann wohl eine Intervention am Devisenmarkt sein. Die japanische Notenbank hatte zu Wochenbeginn ihre Finanzierungshilfen für Banken aufgestockt. Die Regierung kündigte ihrerseits Konjunkturstützen an und signalisierte die Bereitschaft, direkt in das Marktgeschehen einzugreifen. Die Maßnahmen zeigten jedoch kaum Wirkung. Der Yen verharrte zum Dollar weiter in der Nähe seines in der Vorwoche erreichten 15-Jahres-Hochs.
Auch die Sorgen vor einer erneuten Rezession in den USA vermiesten den Börsianern in Fernost den Handelstag. Viele Anleger trennten sich von Aktien, weil sie befürchteten, dass die US-Arbeitsmarktdaten am Freitag enttäuschen werden, sagte Analyst Takashi Ushio von Marusan Securities.
Der hohe Yen und die Sorgen um die US-Wirtschaft belasteten vor allem Exportwerte. Zu den Verlieren gehörten denn auch Unternehmen wie der Kamerahersteller Canon und der Unterhaltungselektronikriese Sony. Canon-Aktien büßten 4,5 Prozent ein, Sony-Titel verloren 3,7 Prozent. Die Papiere des weltgrößten Autobauers Toyota gaben 2,4 Prozent nach, die von Tokyo Steel fielen um 4,5 Prozent.
Quelle: ntv.de, dpa/rts