Minuszeichen in Fernost Nikkei weitet Verluste aus
05.08.2011, 10:20 UhrDie Talfahrt der Weltbörsen setzt sich in Asien ungebremst fort. Nach dem Ausverkauf an den Aktienmärkten in Europa und den USA brechen die Kurse in Fernost auf breiter Front ein. Händler verweisen auf die Sorgen um die Weltwirtschaft und die europäische Schuldenkrise.
Belastet von Rezessions- und Schuldenängsten ist die Börse in Tokio mit massiven Abschlägen aus dem Handel gegangen. Der Markt folgte damit den Kurseinbrüchen an Wall Street und den europäischen Börsen. Ungeachtet der Devisenmarktintervention der japanischen Notenbank am Vortag zog der Yen wieder deutlich an und lastete auf den Kursen von exportorientierten Werten.
Der Nikkei fiel um 3,7 Prozent auf 9300 Punkte, während der breiter aufgestellte Topix um 3,1 Prozent auf 801 Zähler einbrach. Die Aktienmärkte in Südkorea, Taiwan und Singapur und Shanghai verloren ebenfalls deutlich.
Konjunktursorgen
Anleger stießen Aktien ab und retteten sich in die vermeintliche Sicherheit von Währungen und Staatsanleihen. "Das ist wie ein Kniereflex: Wir verlieren, weil alle Angst haben, dass Italien seine Schulden nicht mehr bezahlen kann", sagte Michael Heffernan von der australischen Austock Gruppe.
Am Donnerstag waren die Kurse an der Wall Street abgerutscht. Der Dow Jones fiel mehr als vier, der Nasdaq-Index sogar mehr als fünf Prozent. Auch die Börsen in Lateinamerika und Europa gaben kräftig nach. In Frankfurt sank der Dax um 3,4 Prozent. Gründe für die massiven Verluste an den Aktienmärkten sind Sorgen vor einer Ausweitung der Schuldenkrise in Europa und die Angst, dass die US-Wirtschaft in die Rezession zurückfallen könnte und damit auch die Weltwirtschaft mitreißt.
"So ist etwa die USA so stark verschuldet, dass eine mögliche weitere Lockerung der Geldpolitik lähmende Nebeneffekte haben dürfte. Viele Anleger gehen daher davon aus, dass der US-Regierung die Hände gebunden sind", so ein Analyst von Chibagin Asset Management. Die im weiteren Tagesverlauf anstehenden US-Arbeitsmarktzahlen würden zwar genau beobachtet, der Blick des Marktes sei aber in erster Linie auf die Schritte des Landes gegen die ausufernden Schulden und eine drohende Rezession gerichtet.
Exporteure verlieren
In Tokio kamen vor allem Export- und Finanzwerte unter die Räder. Ein institutioneller Fondmanager mit einem Portfolio von rund 400 Mrd. Yen sagte, er versuche, Papiere loszuwerden, die von einer ausländischen Nachfrage abhingen. Wie andere Anleger auch stieß er Aktien von Autoherstellern, Handelsunternehmen und Elektronik-Herstellern ab und versorgte sich mit Titeln von Einzelhändlern und Textilherstellern.
Die Papiere von Toyota gaben 3,2 Prozent nach. Die Papiere der Großbank Mizuho Financial fielen um 4,7 Prozent. Sony stürzten mit einem Minus von 5 Prozent auf den tiefsten Stand seit März 2009.
Belastet von dem schwachen Ölpreis standen auch Raffineriewerte unter deutlichem Abgabedruck. Inpex verbilligten sich um 6,8 Prozent, während JX Holdings 3,8 Prozent nachgaben.
Seoul verliert deutlich
Die Börse in Seoul verbuchte den prozentual größten Tagesverlust seit fast zwei Jahren, der Kospi rutschte 3,7 Prozent auf 1944 Punkte ab. "Der Markt ist in Panik, was Prognosen über die weitere Entwicklung sinnlos macht", hieß es von einem Analysten. Es sehe so aus, als durchlaufe der Markt drei Phasen: Erst "Verleugnung", dann "Angst" und am Ende "Kapitulation". "Ich denke, wir befinden uns gerade in der dritten Phase", so der Analyst.
Der Blick des Marktes habe sich zunehmend auf die im weiteren Tagesverlauf anstehenden Daten vom US-Arbeitsmarkt gerichtet. Die Zahlen könnten einen Wendepunkt markieren, sofern sie besser ausfielen als erwartet, hieß es von Beobachtern. Im Falle einer weiteren Enttäuschung von der Konjunkturfront dürfte die Stimmung aber weiter deutlich belastet werden. Im Interesse der Anleger hätten daneben Stützungskäufe durch staatliche Pensionskassen gestanden. Es bleibe abzuwarten, in wie weit diese Interventionen in den kommenden Handelstagen zu Gelegenheitskäufen am Markt führen würden, so Analysten weiter.
Zu den größten Verlierern zählten Titel der Bau- und Schiffbaubranche sowie Chemietitel, die unter dem gesunkenen Ölpreis litten. Daewoo Engineering & Construction fielen um 7,5 Prozent und Daewoo Shipbuilding & Marine Engineering 10,4 Prozent. SK Innovation sanken um 5,6 Prozent, während LG Chem 2,2 Prozent einbüßten. Hanwha Chemical verbilligten sich um 10 Prozent.
Shanghai im Minus
Belastet von den Kurseinbrüchen an Wall Street und in Europa ging die Börse in Shanghai sehr schwach aus dem Handel. Im Vergleich zu anderen asiatischen Indizes hielt sich der Composite mit einem Abschlag von 2,2 Prozent auf 2626 Punkte aber noch vergleichsweise gut. Analysten verwiesen zur Begründung auf das bereits niedrige Bewertungsniveau der Titel auf dem chinesischen Festland. Der HSI in Hongkong brach um 4,3 Prozent ein.
"In Shanghai waren es vor allem heimische Sorgen, die den Markt belasteten und weniger externe Faktoren" kommentierte ein Analyst von Everbright Securities. So hätten die hohe Inflation und mögliche weitere Straffungsmaßnahmen durch die Zentralbank im Vorfeld des in der kommenden Woche anstehenden Konsumentenpreisindex für Juli im Anlegerfokus gestanden, hieß es. Im Juni war der Index auf ein Drei-Jahres-Hoch von 6,4 Prozent gestiegen.
Bankenwerte zählten vor diesem Hintergrund zu den Tagesverlierern. China Minsheng Banking sanken um 1,9 Prozent und Industrial & Commercial Bank of China um 1,2 Prozent. Die in Hongkong gelisteten HSBC gaben 4,5 Prozent ab.
Quelle: ntv.de, jga/rts/DJ