Oh Tannenbaum! Oh Wall Street!
23.12.2002, 22:00 UhrOh Wall Street, wie dünn sind deine Umsätze! Unter diesem Motto stand der Handel am Montag vor Weihnachten in New York. Dow Jones und Nasdaq boten ein gemischtes Bild, denn nicht alle Nachrichten lösten Begeisterung aus: die jüngsten Konjunkturdaten waren eher durchwachsen und der Einzelhandel klagte über ein schleppendes Geschäft.
Der Dow Jones Index büßte 0,2 Prozent ein auf 8.493 Zähler, der Nasdaq-Index konnte dagegen 1,4 Prozent zulegen und notierte bei 1.382 Zählern.
Händler zeigten sich mit der Kursentwicklung dennoch zufrieden, nicht zuletzt deshalb, weil sie nach dem festen Schluss vom Freitag mit stärker fallenden Notierungen gerechnet hatten. Gleichwohl hält sich der Optimismus auf dem Parkett in engen Grenzen: Angesichts der unveränderten Kriegsgefahr in Irak sehe es auch für die nächste Zukunft eher nach sinkenden Kursen aus.
Durchwachsene Nachrichten kamen von der Konjunkturseite: Das Vertrauen der US-Bürger in die Wirtschaft ihres Landes ist im Dezember nach endgültigen Berechnungen der Universität Michigan etwas geringer gestiegen als von Analysten erwartet. Der Index des Verbrauchervertrauens kletterte im November den Angaben zufolge auf 86,7 von 84,2 Zählern im Vormonat. In einer ersten Schätzung hatte die Universität Michigan den Index für November noch mit 87,0 Punkten veröffentlicht. Volkswirte hatten dagegen durchschnittlich mit einem Index-Stand von 86,9 Punkten gerechnet.
Etwas Trost boten die Daten zum persönlichen Einkommen der US-Amerikaner. Das US-Handelsministerium gab bekannt, dass die persönlichen Einkommen im November im Vergleich zum Vormonat um 0,3 Prozent gestiegen sind. Volkswirte hatten lediglich einen Zuwachs von 0,2 Prozent erwartet.
Bei Wal-Mart kam wenig Freude auf. Wie das Unternehmen mitteilte, lagen die Umsätze im Dezember am unteren Ende der Erwartungen - angesichts des Weihnachtsgeschäfts nicht gerade viel, befanden Anleger und verkauften das Papier umgehend. Wal-Mart verloren 2,4 Prozent auf 49,59 US-Dollar.
Mit verantwortlich für die dürftigen Umsätze bei Wal-Mart ist Experten zufolge das schwache Weihnachtsgeschäft. Die gesamte Einzelhandelsbranche sei mit den diesjährigen Verkäufen unzufrieden, hieß es in New York. Nicht nur mit dem schwachen Weihnachtsgeschäft zu kämpfen hat der zahlungsunfähige Einzelhandelskonzern Kmart. Das Unternehmen hat seine Verluste nach eigenen Angaben im dritten Quartal ausgeweitet auf insgesamt 383 Mio. US-Dollar bzw. 0,76 Dollar je Aktie. Im entsprechenden Vorjahreszeitraum lag Kmart noch bei einem Minus von 0,50 Dollar je Aktie. Das Papier von Kmart reagiert auf diese Meldungen allerdings nicht - der Kurs der Kmart-Aktie notierte ganz leicht fester bei 0,30 Dollar.
Verluste verzeichnete die Aktie von McDonald's. Das Papier büßte 1,3 Prozent auf 15,55 US-Dollar ein, nachdem auf dem Parkett Gerüchte kursierten, die Kreditwürdigkeit der weltgrößten Fast-Food-Kette könnte heruntergestuft werden. Die Verbraucher zeigen seit geraumer Zeit in Sachen "schnelles Essen " von McDonald's Appetitlosigkeit. Das wiederum nährt Befürchtungen, dass McDonald's in finanziellen Dingen möglicherweise Hunger leiden könnte.
Zu den Verlierern zählte auch die Aktie der Citigroup. Der Titel rutschte um 1,2 Prozent auf 37,68 US-Dollar, nachdem der größte US-Finanzkonzern für das vierte Quartal die Bildung von Rückstellungen in Höhe von über 1,5 Mrd. Dollar angekündigt hatte. Als Grund nannte Citigroup Belastungen aus dem Vergleich zur Beilegung des Vorwurfs irreführender Analystenempfehlungen, der Ende vergangener Woche zwischen zwölf Investmentbanken, darunter die Citigroup-Tochter Salomon Smith Barney, der New Yorker Börsenaufsicht SEC und US-Justizbehörden erzielt worden war.
Aber auch die gestiegenen Kreditausfälle lasteten auf dem Ergebnis, hieß es weiter. Ferner decke die genannte Summe Kosten in Verbindung mit behördlichen Untersuchungen der Beziehungen zum bankrotten Energiekonzern Enron sowie den damit zusammenhängenden Zivilprozessen ab.
An Heiligabend sind die New Yorker Börsen im Rahmen eines verkürzten Handels nur bis 19.00 Uhr (GMT) geöffnet, an den Weihnachtsfeiertagen bleiben sie vollständig geschlossen. Nächster regulärer Handelstag ist Freitag, der 27. Dezember 2002.
Quelle: ntv.de