Marktberichte

Ägypten sorgt für Unruhe Öl-Händler starren nach Kairo

Tahrir-Platz in Kairo: Die Masse fordert Präsident Mursi zum Rücktritt auf.

Tahrir-Platz in Kairo: Die Masse fordert Präsident Mursi zum Rücktritt auf.

(Foto: REUTERS)

Die jüngsten Entwicklungen am Nil verfolgen Beobachter an den Rohstoffmärkten mit wachsender Sorge: Sollte die Kairo-Krise eskalieren, droht Ägypten zu einem weiteren Unsicherheitsfaktor in einer ohnehin bereits fragilen Weltregion zu werden.

Die Furcht vor Angebotsengpässen hat den Ölpreis gestützt. WTI verteuerte sich um bis zu 0,4 Prozent auf 98,36 Dollar je Fass. Brent kostete mit 103,48 Dollar je Barrel 0,5 Prozent mehr. Händler sprachen von einem überwiegend impulslosen Handel. Bisher fehlen Konjunkturdaten, die für Bewegung am Ölmarkt sorgen könnten. Erst am Nachmittag steht in der USA die Veröffentlichung der Daten zum Auftragseingang in der Industrie auf dem Programm.

Kopfschmerzen bereitet Anlegern derzeit aber die sich zuspitzende Situation in Ägypten. Präsident Mohammed Mursi hatte in der Nacht ein von der Armeeführung zuvor gesetztes 48-Stunden-Ultimatum zur Verständigung mit der Opposition zurückgewiesen. Das Militär hatte mit einem baldigen Eingreifen gedroht, sollte nicht schnell eine Lösung des Konflikts gefunden werden.

Beobachter fürchten eine Eskalation der Krise und ein mögliches Übergreifen auf die ölreiche Region im Nahen Osten. Einige Minister Mursis traten zurück, darunter auch Außenminister Mohamed Kamel Amr. Bei den Massenprotesten in verschiedenen Städten des Landes gab es zuletzt mehrere Tote und zahlreiche Verletzte. "Diese Spannungen treiben den Ölpreis", sagte Händler Carl Larry von Oil Outlooks and Opinions.

"Ägypten ist zwar kein Ölexporteur, aufgrund des Suezkanals und einiger Pipelines aber ein wichtiges Transitland für Öl aus Nordafrika und der Golfregion", hieß es in einem Kommentar der Commerzbank. Für Unruhe sorgte zuletzt aber auch Libyen. Aufgrund von Protesten und Sicherheitsbedenken wurden mehrere Ölfelder geschlossen, was die Ölproduktion in Libyen auf gut eine Million Barrel pro Tag gedrückt hat.

Der Preis für Rohöl der Organisation Erdöl exportierender Länder (Opec) ging zuletzt leicht zurück. Nach Berechnungen des Opec-Sekretariats vom Dienstag kostete ein Barrel (159 Liter) am Montag im Durchschnitt 100,10 US-Dollar. Das waren 68 Cent weniger als am Freitag. Die Opec berechnet ihren Korbpreis auf Basis der zwölf wichtigsten Sorten des Kartells.

Gold wird teurer

Die Feinunze Gold kostete derweil wieder 1258 Dollar, nachdem sei zuletzt bis auf 1180 Dollar zurückgefallen war. Geopolitische Sorgen mit Blick auf Ägypten sorgten hier für Käufe, hieß es von Händlern. Andere belächelten das und meinten, nach dem freien Fall des Edelmetalls im zweiten Quartal gebe es nun lediglich einen Erholungsansatz, ausgelöst durch terminmarktorientierte Käufe derjenigen Anleger, die bisher auf fallende Kurse gesetzt hatten.

Bei den Agrarrohstoffen ging es dagegen bewegter zu: Die Aussicht auf eine reiche Ernte drückte den Preis für Mais am Dienstag zeitweise auf den tiefsten Stand seit Oktober 2011. Der Dezember-Kontrakt fiel um 0,2 Prozent auf 5,0025 Dollar je Scheffel. Das International Grains Council rechnet für die Saison 2013/2014 mit einer weltweiten Rekord-Maisernte von 946 Mio. Tonnen, nach 854 Mio. Tonnen in der Vorsaison.

"Die Angebotslage sieht sehr rosig aus, da die durchschnittlichen Erträge über den Markterwartungen liegen", sagte Analystin Joyce Liu von Phillip Futures. "Für einen kräftigen Preisanstieg wäre widriges Wetter oder ein Anstieg der Nachfrage notwendig." Andernfalls werde sich der Preis auf dem aktuellen Niveau einpendeln.

Quelle: ntv.de, jga/mmo/dpa/rts

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