Gold "generell" im Vorteil Öl reagiert auf die US-Aktien
13.09.2011, 11:15 Uhr
Tag für Tag steigt die Ölnachfrage - allerdings weniger stark als bislang prognostiziert.
(Foto: dapd)
Die Unsicherheiten rund um die europäische Schuldenkrise treiben die Anleger weiter in die vermeintlich sicheren Häfen. Die Konjunktursorgen scheinen - gemessen am Ölpreis - nachzulassen. Händler warnen allerdings vor voreiligen Rückschlüssen.
Die Ölpreise haben sich am Dienstag leicht erholt. Das Fass US-Leichtöl der Sorte West Texas Intermediate (WTI) kostete mit 112,94 Dollar 0,6 Prozent mehr als am Vorabend. Nordseeöl der Sorte Brent notierte mit 112,88 Dollar ebenfalls 0,6 Prozent fester. Händler blieben jedoch skeptisch. "Das ist eine Erholung, die nur auf den Anstieg der Kurse an der Wall Street zurückzuführen ist", sagte Victor Say, Analyst bei Informa Global Markets in Singapur.
"Angesichts der großen Unsicherheiten weltweit würde ich nicht allzu viel darauf setzen." Schließlich wisse man nicht, wie sich die Schuldenkrise in Europa weiter entwickele. Eine Eskalation der Krise dürfte das Wirtschaftswachstum schwächen und damit auch die Nachfrage nach Öl.
Mit Blick auf die Perspektiven der Weltwirtschaft stellen sich die in der organisierten Ölförderstaaten auf eine geringere Ölnachfrage ein. Sollte sich die US-Konjunktur schlechter entwickeln als bislang erwartet, würde der Bedarf im kommenden Jahr noch weiter sinken, hatte die Gemeinschaft Erdöl exportierender Länder in ihrem Monatsbericht zu Wochenbeginn mitgeteilt. Die Sorgen vor einem Versorgungsengpass zu Jahresende hätten abgenommen. In Libyen werde die Produktion nach dem Sturz des langjährigen Machthabers Muammar Gaddafi in weniger als 18 Monaten wieder auf voller Kraft laufen.
Die Ölnachfrage werde 2012 um 1,27 Mio. Barrel am Tag (bpd) anziehen, erklärte die Opec. Das sind 40.000 bpd weniger als bislang veranschlagt. Sollte die US-Wirtschaft nicht anziehen, könnte das Wachstum um weitere 200.000 bpd geringer ausfallen. In diesem Jahr klettere die Nachfrage um 1,06 Mio. Fass täglich, 150.000 Fass weniger als noch im letzten Monat prognostiziert.
Die anhaltende Unsicherheit im Hinblick auf die Schuldenkrise in Europa trieb die Anleger wieder zurück ins Gold. Die Feinunze verteuerte sich am Morgen um 0,5 Prozent auf 1823,19 Dollar beziehungsweise um knapp 1 Prozent auf 1339,37 Euro. Zuletzt notierte Gold bei 1812,20 Dollar. Kurzzeitig war der Preis des Edelmetalls bis auf die Linie bei 1800 Dollar abgesackt. "Das ist ein Zugunglück in Zeitlupe, was da in Europa im Moment abgeht - und für den Goldpreis ist das generell ein Plus", erklärte Nick Trevethan, Rohstoffstratege bei ANZ, mit Blick auf den insgesamt anhaltenden Aufwärtstrend.
Allerdings könnten Anleger immer wieder auch ihr Gold in Bares verwandeln, um beispielsweise Verluste in anderen Vermögensklassen zu decken, fügte ein anderer Börsianer mit Blick auf den Preisrückgang am Vortag hinzu. Schon am Dienstag könnte es wieder abwärts mit dem Preis gehen. Marktanalyst Wang Tao rechnet aus technischer Sicht mit einem Preisrückgang auf 1759 Dollar.
Physische Goldkäufer werden derzeit durch den hohen Preis eher abgeschreckt, erklärten Händler in Singapur. Dies gelte vor allem für indische Interessenten, da der Preis in Rupie ebenfalls sehr hoch sei. Indien ist der weltweit größte Gold-Markt. Ende des Monats beginnt die Heiratssaison in dem Land mit 1,2 Mrd. Einwohnern.
Quelle: ntv.de, rts