Vormarsch der Rebellen in Libyen Öl und Kupfer geben nach
29.03.2011, 13:45 Uhr
Sprit für den Kampfeinsatz: Ein französischer Kampfjet vom Typ Dassault Rafale füllt seine Tanks über dem südlichen Mittelmeer.
(Foto: AP)
Im internationalen Rohstoffhandel wecken die militärischen Erfolge der Gaddafi-Gegner Hoffnungen auf eine baldige Entspannung im Ölförderland Libyen. Auch bei den Industriemetallen ziehen sich die Preise zurück: Zweifel an der chinesischen Nachfrage machen Kupfer billiger.

Industriemetall mit besonderen Eigenschaften: Seine Wärmeleitfähigkeit verleihen dem Kupfer auch höchste Küchenwürden. In diesen Töpfen bereiten Köche im Inneren des Buckingham Palace königliche Gaumenfreude zu.
(Foto: REUTERS)
Hoffnungen auf eine baldige Normalisierung der libyschen Öllieferungen haben am Ölmarkt für etwas Entspannung gesorgt. Ein Fass der Nordsee-Sorte Brent verbilligte sich am Dienstag in der Spitze um mehr als 1 Prozent auf 113,52 Dollar je Fass, ein Barrel des US-Leichtöls WTI gab um bis zu 1,1 Prozent auf 102,79 Dollar nach. Seit Beginn der alliierten Luftangriffe vergangene Woche ist es den Rebellen gelungen, aus der militärischen Defensive zu kommen. Nacheinander nahmen sie die Städte Es Sider, Ras Lanuf, Brega, Sueitina und Tobruk im ölreichen Osten des Landes ein. "Im Markt spekuliert man darüber, dass die Ölförderung in Libyen schneller als erwartet wieder hochgefahren werden könnte", sagte Ben Westmore, Rohstoffanalyst der National Australia Bank.
Die Analysten der Commerzbank warnten allerdings vor zu großem Optimismus: Der westliche Landesteil stehe nach wie vor unter der Kontrolle von Machthaber Muammar Gaddafi, schrieben sie in einem Kommentar. "Der Vormarsch der Rebellen dürfte von nun an schwieriger werden, da sich Gaddafi im Westen Libyens auf stärkere Unterstützung seitens der Bevölkerung stützen kann als in den östlichen Landesteilen." In der Tat mussten die Rebellen am Dienstag einen ersten Rückschlag hinnehmen. Die Aufständischen sind eigenen Angaben zufolge beim Marsch auf Gaddafis Geburtsstadt Sirte von Soldaten und einigen Anwohnern beschossen worden und zogen sich in Richtung der Ortschaft Bin Jawad zurück.
Libyen ist der ölreichste afrikanische Staat und war 2009 der weltweit zwölftgrößte Öl-Exporteur. Die seit Wochen andauerdende Unruhen im arabischen Raum hatten Brent zweitweise bis auf knapp 120 Dollar, WTI bis auf 106,95 Dollar steigen lassen.
Weniger gefragt waren am Rohstoffmarkt auch Industriemetalle. Kupfer kostete mit 9446 Dollar je Tonne 0,9 Prozent weniger - seit seinem Rekordhoch von 10.190 Dollar Mitte Februar ging der Preis damit um knapp 8 Prozent zurück. Zweifel an der langfristigen Nachfrage des weltgrößten Kupferverbrauchers Chinas lasteten laut Händlern auf dem Markt. Anleger fürchten, dass die Volksrepublik im Kampf gegen die Inflation die geldpolitischen Zügel weiter anziehen und der heimischen Wirtschaft damit einen ordentlichen Dämpfer verpassen könnte. Zuletzt hatte China Mitte März die Mindestreserveanforderungen erhöht. Die Volksrepublik entzieht den Banken auf diesem Weg Geld für die Kreditvergabe. Nach Einschätzung von Credit-Agricole-Analyst Robin Bhar könnten vor allem chinesische Investoren die jüngsten Rücksetzer beim Kupferpreis schon bald wieder für Zukäufe nutzen. "Der Appetit ist da, aber der Preis muss stimmen", sagte er.
Gold ließen die Investoren weiter links liegen: Das Edelmetall fiel um bis zu 0,6 Prozent auf 1411,66 Dollar. Am Vortag war es zeitweise unter 1410 Dollar gefallen. "Anleger nehmen offenbar weiter Gewinne mit, nachdem der Goldpreis mit 1447,40 Dollar letzte Woche ein neues Rekordhoch markiert hatte", sagte ein Händler.
Quelle: ntv.de, rts