Krisenherd Bahrain Öl wieder teurer
16.03.2011, 16:10 UhrAm Rohstoffmarkt macht sich Angst vor einem Flächenbrand in der Golfregion breit. Nach schweren Zusammenstößen mit zwei Toten in dem Golfstaat klettert der Ölpreis wieder.
Der sich zuspitzende Konflikt im arabischen Inselstaat Bahrain hat dem Ölpreis am Mittwoch neuen Auftrieb gegeben. Anleger fürchten eine Ausweitung der Unruhen auf den weltgrößten Öl-Exporteur Saudi-Arabien, der das Königreich am Persischen Golf seit Montag mit Soldaten unterstützt. Zudem spekulierten Anleger laut Händlern auf eine steigende Ölnachfrage aus Japan, da dort nach der verheerenden Strahlenkatastrophe künftig weniger Strom in Atomkraftwerken produziert werden könnte. Das Nordsee-Öl Brent stieg nach dem deutlichen Preissturz vom Vortag um mehr als zwei Prozent auf 110,60 US-Dollar je Fass, US-Leichtöl verteuerte sich um 1,9 Prozent auf 98,98 US-Dollar. Im Sog der Panikverkäufe am japanischen Aktienmarkt war am Dienstag auch an den Rohstoffmärkten ein Verkauf auf breiter Front ausgelöst worden.
Saudi-Arabien im Fokus
Im Nahen Osten droht derweil eine neue Eskalation der Gewalt: Während in Libyen die Truppen von Machthaber Muammar Gaddafi immer weiter nach Osten vorrücken, kam es in Bahrain zu heftigen Auseinandersetzungen zwischen Opposition und Regierung. Die Opposition sprach von einem "Vernichtungskrieg".
Die Unruhen in dem Inselstaat könnten sich zu einem handfesten Konflikt in der Golfregion ausweiten. Im Gegensatz zu den Volksaufständen in anderen arabischen Staaten verlaufen die Spannungslinien hier zwischen den Mitgliedern der zwei großen Glaubensrichtungen des Islam: Die schiitische Mehrheit wirft der sunnitischen Al-Chalifa Herrscherfamilie Diskriminierung vor.
Auch im Nachbarstaat Saudi-Arabien herrschen die Sunniten. Die Regierung dort befürchtet ein Übergreifen der Proteste auf die schiitische Minderheit im eigenen Land, die überwiegend im Osten - dem Zentrum der Ölindustrie - lebt. Auf dem Ölmarkt dürfte die anhaltende Gewalt und unsichere Lage auch weiterhin preistreibend wirken, sagte Ken Hasegawa, Rohstoff-Experte bei Newedge.
Industriemetalle wieder gefragt
Auf Erholungskurs gingen neben Öl auch die Industriemetalle - ungeachtet der weiterhin drohenden großflächigen Strahlenverseuchung Japans nach dem schweren Beben vom Freitag. Kupfer verteuerte sich um bis zu 2,9 Prozent auf 9382 US-Dollar je Tonne, nachdem es am Vortag auf ein Drei-Monats-Tief von 8950 US-Dollar gefallen war. Zink notierte 1,9 Prozent höher bei 29.150 Dollar je Tonne, Nickel kletterte um 2,3 Prozent auf 25.273 Dollar je Tonne.
Offenbar würden die Preisrückgänge des Vortages als übertrieben erachtet, schrieben die Analysten der Commerzbank in einem Kurzkommentar. "Die Marktteilnehmer scheinen sich für den Moment wieder auf den Wiederaufbau des Landes und die damit verbundene erwartete hohe Nachfrage nach Metallen und Stahl zu fokussieren." Auch der Nikkei-Index in Tokio schloss nach seinem mehr als zehnprozentigem Kurssturz am Vortag am Mittwoch 5,7 Prozent fester.
Gold knackt 1400 Dollar
Beim Gold nutzten Anleger das Ein-Monats-Tief vom Vortag zum Wiedereinstieg. Der Preis für das Edelmetall legte um 0,6 Prozent auf 1402 US-Dollar je Feinunze zu, nachdem er am Vortag in der Spitze auf 1380,90 US-Dollar abgesackt war. "Gold könnte allerdings erneut unter Druck geraten, je nachdem wie sich die Lage rund um das Unglückskraftwerk Fukushima entwickelt", sagte Peter Fertig von Quantitative Commodity Research. Investoren hatten am Dienstag angesichts der Verunsicherung über die Lage in Japan Gold verkauft, um Verluste bei anderen Rohstoffen und Vermögenswerten aufzufangen.
Quelle: ntv.de, rts