Arabischer Raum in Aufruhr Ölmarkt bleibt angespannt
28.02.2011, 15:06 UhrAn den Rohstoffmärkten beginnt die neue Woche mit alten Sorgen: Nach Libyen sorgt nun auch die Lage in Oman für Unruhe am Ölmarkt. Nach zunächst kräftigen Aufschlägen fallen allerdings die Preise für Brent und WTI. Zudem wird Gold wieder attraktiver.

Industriestandort Brega, rund 200 Kilometer südlich von Bengasi: Stadt, Hafen und Ölterminal sind in der Hand der Gaddafi-Gegner.
(Foto: REUTERS)
Neue Unruhen im Golfstaat Oman und die anhaltenden Kämpfe in Libyen haben am Ölmarkt zu Wochenbeginn für Nervosität gesorgt. Der Preis für die Nordsee-Sorte Brent legte um bis zu 2,1 Prozent auf 114,50 Dollar zu, fiel am Nachmittag aber um 0,2 Prozent auf 111,92 Dollar pro Fass. Die US-Sorte WTI verteuerte sich fast bis auf 100 Dollar je Barrel, notierte anschließend mit einem Abschlag von 0,6 Prozent auf 97,34 Dollar pro Fass aber ebenfalls im Minus.
In Oman blockierten Demonstranten die Straßen zum Hafen und der Raffinerie der Stadt Sohar. Die Förderung in dem Sultanat, das ein Prozent zu der weltweiten Ölversorgung beisteuert, war von den Unruhen nach Angaben des Hafenbetreibers aber nicht betroffen. Auch in der Hauptstadt Maskat kam es zu Protesten gegen den seit 40 Jahren herrschenden Sultan Kabus bin Said.
In Libyen dauerten die Kämpfe zwischen Gegnern und Anhängern von Machthaber Muammar Gaddafi an. Die Unruhen hatten in der Vorwoche den Ölpreis auf ein Zweieinhalb-Jahres-Hoch von fast 120 Dollar je Fass getrieben. Schätzungen zufolge fallen durch die Kämpfe in Libyen drei Viertel der 1,6 Millionen dort geförderten Barrel am Tag aus.
Langfristig könnten neue Probleme zu weiter steigenden Ölpreisen in diesem Jahr führen, erklärte Analyst Ulrich Hitzfeld von Unicredit. Wenn die Krise auf Förderländer wie Iran, Irak oder Nigeria überspringe, könne der Produktionsausfall nicht mehr ausgeglichen werden. Die Entwicklung weiterer Ölförderungen und neuer Ölfelder sei unsicher.
Gedämpft wurde der Aufwärtstrend des Ölpreises von Aussagen Saudi-Arabiens, für die Lieferausfälle Libyens in die Bresche gesprungen zu sein. Alle Nachfragen der Kunden seien erfüllt worden, sagte der Chef der staatlichen Ölgesellschaft Saudi Aramco, Chalid al-Fali. Genaue Zahlen könne er aber nicht nennen. Aus Industriekreisen hatte es bereits am Freitag geheißen, dass der weltgrößte Exporteur seine Fördermenge auf mehr als neun Millionen Barrel am Tag erhöht habe.
Der zeitweise steigende Ölpreis und die Furcht vor einer Konjunkturabkühlung machte zugleich Gold wieder attraktiv. Der Preis für das Edelmetall zog um 0,3 Prozent auf 1413 Dollar pro Feinunze an und steuerte damit auf seinen größten Monats-Kursgewinn seit November 2009 zu. "Wenn der Ölpreis weiter steigt, werden die Leute auch weiter auf Gold als Inflationsschutz setzen", sagte ein Börsianer. Silber war ebenfalls gefragt und kostete mit 33,55 Dollar je Feinunze 0,8 Prozent mehr.
Kupferpreis geht hoch
Nach dem Erdbeben im weltgrößten Produktionsland Chile stieg zudem der Kupferpreis. Das Industriemetall verteuerte sich an der Londoner Börse um 0,8 Prozent auf 9831 Dollar. Bisher gebe es keine Berichte über Schäden an Kupferminen durch das Beben, sagte ein Händler in Hongkong. "Aber Ereignisse wie diese erinnern die Welt daran, wie abhängig sie von der Produktion in Chile ist."
Das Erdbeben werde den Kupfermarkt jedoch nicht lange beschäftigen, betonte Chen Xin Yi, Analyst bei Barclays Capital. Der Markt werde sich vielmehr auf eine mögliche, weitere Straffung der Geldpolitik im größten Verbrauchsland China konzentrieren.
Quelle: ntv.de, rts