Verdacht auf Manipulation Ölpreis sinkt weiter
30.05.2008, 17:20 UhrDer Ölpreis hat sich zum Wochenschluss unter der Marke von 130 US-Dollar je Fass gehalten. Marktteilnehmer führten den Preisrückgang auf den stärkeren Dollar, die Aussicht auf eine strengere Überwachung des Handels und das Fehlen preistreibender Nachrichten zurück. Belastet wird der Rohölmarkt Händlern zufolge von Meldungen, die US-Behörden gingen dem Verdacht von Marktmanipulationen nach. Nach Einschätzung von Analyst Antoine Halff von Newedge könnte dies den Zufluss von Anlagegeldern in den Markt bremsen.
Aufsicht greift ein
Nach den jüngsten Ölpreis-Rekorden wollen die US-Behörden in Zusammenarbeit mit europäischen Stellen prüfen, ob dafür Markt-Manipulationen mitverantwortlich sind. Die oberste Aufsicht für die US-Terminbörsen, CFTC, erklärte, sie habe mit den britischen Aufsichtsbehörden und der Londoner Future-Börse ICE Futures Europe einen Informations-Austausch über Energie-Kontrakte vereinbart. Vorausgegangen sei eine sechsmonatige, intensive Beobachtung des Handels.
US-Politiker haben die CFTC seit Monaten gedrängt, die Aufsicht zu verschärfen und gegen Spekulanten vorzugehen, die für den drastischen Anstieg des Ölpreises mitverantwortlich gemacht werden.
"Die Kommission hat wichtige Schritte eingeleitet, um sicherzustellen, dass die US-Energie-Terminmärkte ordnungsgemäß und frei von Manipulation in Missbrauch funktionieren", teilte die CFTC mit. Es habe bereits im Dezember eine landesweite Untersuchung über Handelsgeschäfte mit Öl gegeben. Normalerweise würden solche Prüfungen nicht bekanntgemacht, erklärte die US-Aufsichtsbehörde. Angesichts der derzeit beispiellosen Marktbedingungen habe man sich diesmal aber anders entschieden.
Bei der Prüfung geht es unter anderem um Rohöl-Handelskontrakte für das oft gehandelte Produkt West Texas Intermediate (WTI), die in New York und London gehandelt werden. Ein Fass dieser Sorte kostete am Freitag 127,31 Dollar, die in Europa führende Nordseeöl-Sorte Brent notierte bei 128,24 Dollar. Am Morgen war der Ölpreis auf rund 125 Dollar gefallen, nachdem er am Vortag rund um 130 Dollar geschwankt hatte. "Der Markt hat in den vergangenen Monaten nur die Nachrichten realisiert, die den Preis nach oben treiben. Es wird jetzt realisiert, dass die US-Bürger weniger Auto fahren und das Konsumentenvertrauen in den USA sinkt", sagte Dresdner-Bank-Analystin Ingrid Angermann. "Derzeit ist das Angebot größer als die Nachfrage, deshalb haben auch die jüngsten US-Lagerdaten den Preis nicht stützen können." Nach Angaben der US-Energiebehörde EIA sind die Rohölbestände in den USA in der vergangenen Woche gesunken. Vergangene Woche war der Ölpreis noch auf bis zu 135 Dollar gesprungen.
Kupfer und Aluminium teurer
Der sinkende Ölpreis hat die Notierung von Gold zeitweilig auf ein Zwei-Wochen-Tief bei rund 870 Dollar je Feinunze gedrückt. Im weiteren Handelsverlauf verteuerte sich das Edelmetall wieder etwas und war mit 885 Dollar rund sieben Dollar teurer als im späten US-Geschäft. Der Goldpreis entwickelt sich häufig gleichlaufend mit den Notierungen für Rohöl, da Gold als Schutz gegen eine vom Ölpreis getriebene Inflation gilt.
Hinweise auf mögliche Versorgungsengpässe haben die Preise für Kupfer und Aluminium etwas gestützt. Die Tonne Kupfer verteuerte sich um 0,2 Prozent auf 7920 Dollar, die Tonne Aluminium verteuerte sich um 0,6 Prozent auf 2917 Dollar.
Quelle: ntv.de