Märkte im "Risk-Off-Modus" Ölpreise ahnen den Gipfel
26.06.2012, 12:45 Uhr
Rohstoffhandel an der New York Mercantile Exchange: Die Probleme der Europäer sind verwickelt.
(Foto: AP)
Zwei Tage vor dem großen EU-Gipfel zur Lösung der Schuldenkrise in Europa prüfen Anlagestrategen unterschiedliche Szenarien an den Rohstoffmärkten. Die Erwartungen sind niedrig. Sollte es jedoch zu einem überraschenden Befreiungsschlag kommen, rechnen Analysten mit größeren Kurssprüngen.
Die Unsicherheit vor dem anstehenden EU-Gipfel sorgt auch an den Rohstoffmärkten für außergewöhnliche Zurückhaltung. Ob Gold, Kupfer oder Öl - Anleger wollten zunächst keine neuen Positionen aufbauen. Die Preise pendelten gegen Mittag um das Vortagesschlussniveau. "Die Märkte scheinen den Risk-Off-Modus eingeschaltet zu haben", erklärte ANZ-Analyst Mark Pervan in London.
Rohstoffe gelten generell als risikoreicher als andere Anlageklassen, da die Nachfrage sich letztlich vor allem an den Konjunkturerwartungen orientiert. Wie an den übrigen Finanzmärkten, so sind auch am Rohstoffmarkt die Anleger eher negativ für den Gipfel gestimmt. "Viele preisen eine Enttäuschung beim Gipfel ein", fügte Pervan hinzu. Sollte es dagegen Fortschritte geben, könnte es rasch zu einer Rally kommen.
Ein Fass (159 Liter) Nordseeöl der Sorte Brent kostete mit 91,63 Dollar 0,7 Prozent mehr als am Vorabend, US-Leichtöl der Sorte WTI notierte kaum verändert. Am Vorabend hatten Spekulationen um mögliche Lieferengpässe angesichts eines den Preis in die Höhe getrieben.
Gold kostete gegen Mittag 1583,54 Dollar je Feinunze - geringfügig weniger als am Vorabend. Sollte der Dollar im Sog des EU-Gipfels zulegen, meinte ein Händler, dann könnte das gelbe Metall an Wert verlieren. Die Begründung: Für Anleger aus der Eurozone sei Gold bei einem hohen Dollarkurs relativ unattraktiv, da sehr teuer.
"Wir müssen sehen, ob die Leute ihr Vertrauen in Gold behalten", erklärte Ronald Leung, Händler bei Lee Cheong Gold Dealers in Hongkong. "Wenn man weniger Geld in der Tasche hat, warum sollte man dann Gold kaufen. Das einzige, was man dann braucht sind Dollar", fügte er hinzu. Auslöser für die Gold-Hausse der vergangenen Jahre ist vor allem die Angst vor Inflation. Derzeit überwiegen aber die Sorgen um die Konjunktur, die weltweit schwächelt.
Auch der Preis für Kupfer bewegte sich zunächst wenig und notierte mit 7349 Dollar je Tonne 0,2 Prozent höher.
Quelle: ntv.de, rts