Blick nach Syrien Ölpreise auf Drei-Monats-Hoch
21.08.2012, 18:40 Uhr
Hier in Bryan Mound nahe Freeport (Texas) schlummert ein Teil der strategischen Ölreserven der USA.
(Foto: dpa)
Der Bürgerkrieg in Syrien treibt die Preise für Rohöl weiter nach oben. Die Androhung einer Militäraktion durch die USA nährt am Markt die Sorge vor einer Zuspitzung der Lage.
Die Ölpreise haben am Dienstag nach einer kurzen Verschnaufpause den Höhenflug der vergangenen Wochen fortgesetzt und die höchsten Werte seit über drei Monaten erreicht. Händler nannten als Ursache die jüngste Zuspitzung der Lage im Nahen Osten, nachdem die USA erstmals mit einem Militärschlag gegen Syrien gedroht haben. Ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent zur Oktober-Lieferung kostete zuletzt 115,17 US-Dollar. Das waren 1,47 Dollar mehr als am Montag. Ein Fass der US-Sorte West Texas Intermediate zur Lieferung im September verteuerte sich um 1,29 Dollar auf 97,55 Dollar.
Mit dem jüngsten Preisschub erreichte der Brent-Preis den höchsten Stand seit Anfang Mai, der Preis für US-Öl sprang auf den höchsten Wert seit Mitte Mai. Zuvor hatten die USA offen mit einer Militäraktion in Syrien gedroht, falls dessen Massenvernichtungswaffen zur Gefahr für Israel werden. "Wir dürfen nicht in die Situation kommen, dass chemische oder biologische Waffen in die falschen Hände fallen", sagte US-Präsident Barack Obama mit Blick auf die chaotischen Verhältnisse in Syrien. Seit geraumer Zeit sorgt die angespannte Lage im Nahen und Mittleren Osten, auch wegen des Atomstreits zwischen den westlichen Industriestaaten und Iran, für steigende Ölpreise.
Der Preis für Rohöl der Organisation Erdöl exportierender Länder (Opec) fiel zuletzt wieder leicht zurück. Nach Berechnungen des Opec-Sekretariats vom Dienstag kostete ein Barrel am Montag im Durchschnitt 111,49 US-Dollar. Das sind sieben Cent weniger als am Freitag. Die Opec berechnet ihren Korbpreis täglich auf Basis von zwölf wichtigen Sorten des Kartells.
Dürre macht Weizen teuer
Unterdessen trieb die Aussicht auf drastische Ernteeinbußen den Preis für Sojabohnen zur Lieferung im November in die Höhe. Der US-Future verteuerte sich um bis zu 1,1 Prozent auf 17,0125 Dollar je Scheffel. Damit war dieser Kontrakt so teuer wie noch nie.
Die Entspannung bei den Preisen in den vergangenen Wochen habe physische Nachfrage geschürt, sagte Victor Thianpiriya, Agrarrohstoff-Stratege der ANZ Bank. Viel Luft nach oben sei aber nicht mehr: Inzwischen reife bei vielen Anlegern die Erkenntnis, dass die hohen Preise die Nachfrage weit stärker dämpfen werden als bislang gedacht.
Die Jahrhundert-Dürre in den USA hielt weiterhin die Preise für Weizen und Mais hoch. Die Futures notierten jeweils 0,3 Prozent fester bei 8,82 beziehungsweise 8,18 Dollar je Scheffel. Der Mais-Preis lag damit nur etwa 25 US-Cent unter seinem Rekordhoch der vorvergangenen Woche.
Silber behauptete seine kräftigen Vortagesgewinne. Mit 28,78 Dollar je Feinunze blieb der Preis nur sechs US-Cent unter dem Zwei-Monats-Hoch vom Montag. Das Edelmetall profitierte Börsianern zufolge von den jüngsten Preisaufschlägen bei Platin, sowie den anhaltenden Spekulationen auf eine weitere Lockerung der Geldpolitik durch mehrere Notenbanken. Mit Beginn der Hochzeits- und Feiertagssaison in Indien könne zudem mit einer anziehenden physischen Gold -Nachfrage gerechnet werden. Indien ist der weltgrößte Markt für Gold, dort werden Brautleute traditionell mit Schmuck beschenkt. Eine Feinunze Gold kostete 1622,20 Dollar und damit 0,1 Prozent mehr als am Vortag.
Platin notierte etwas niedriger bei 1481,80 Dollar je Feinunze, nachdem es am Montag mit 1492,99 Dollar ein Zwei-Monats-Hoch markiert hatte. Ein Drittel der Beschäftigten in der bestreikten südafrikanischen Marikana-Mine war nach den gewaltsamen Auseinandersetzungen der Vorwoche, die 44 Menschen das Leben kosteten, wieder zur Arbeit erschienen. Marikana gehört zum Bergbaukonzern Lonmin, der Nummer drei unter den Platin-Förderern der Welt.
Quelle: ntv.de, nne/jga/dpa/rts