Marktberichte

Rückzug aus dem Kriegsszenario Ölpreise geben weiter nach

Alarmbereit: Unweit der türkischen Grenzstadt Reyhanli stehen Luftabwehrraketen bereit.

Alarmbereit: Unweit der türkischen Grenzstadt Reyhanli stehen Luftabwehrraketen bereit.

(Foto: REUTERS)

Die Gefahr einer internationalen Eskalation der Syrien-Krise scheint gebannt. Der Abschuss eines Hubschraubers an der türkisch-syrischen Grenze lässt Rohstoffanleger ungerührt. Die Preise für richtungsweisende Rohölsorten kommen zurück.

Die Einigung zwischen den USA und Russland auf eine gemeinsame Linie in der Syrienkrise sorgt am Ölmarkt weiterhin für sinkende Preise. Ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent zur Lieferung im Oktober kostete am Dienstagmorgen 109,55 US-Dollar. Das waren 52 Cent weniger als zu Wochenbeginn. Der Preis für ein Fass der amerikanischen Sorte West Texas Intermediate (WTI) sank um 84 Cent auf 105,75 Dollar.

Die Erleichterung der Anleger über die diplomatische Lösung zur Zerstörung der syrischen Chemiewaffen bleibt das vorherrschende Thema am Rohölmarkt. Sollte der Plan aufgehen, könnte der Ölpreis bald wieder unter die psychologisch wichtige Marke von 100 Dollar je Barrel fallen, sagte Börsenhändler Matt Basi vom Brokerhaus CMC Markets. Am Vortag war der Terminkontrakt auf die richtungsweisende Sorte Brent bereits auf ein Vier-Wochen-Tief gesunken.

Ein militärischer Zwischenfall an der türkisch-syrischen Grenze sorgte an den Rohstoffmärkten für keine größere Aufregung. Nach dem Abschuss eines syrischen Militärhubschraubers durch türkische Kampfjets verstärkten sich die Spannungen zwischen Damaskus und Ankara. Die "voreilige Reaktion" beweise, dass es der Regierung von Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan um eine Eskalation der Lage im Grenzgebiet gehe, zitierte die staatlich-syrische Nachrichtenagentur Sana aus einer Mitteilung des syrischen Generalstabs. Der Hubschrauber sei bei einem Aufklärungsflug versehentlich für kurze Zeit in den türkischen Luftraum geraten und sofort zurückbeordert worden. Die türkischen Jets hätten den Helikopter "auf syrischem Territorium" abgeschossen.

Der türkische Vizeregierungschef Bülent Arinc hatte gesagt, der syrische Helikopter sei bis zu zwei Kilometer tief in den türkischen Luftraum eingedrungen und vor dem Abschuss mehrfach gewarnt worden. Türkische Fernsehsender berichteten, der Hubschrauber sei auf syrischer Seite 400 Meter von der Grenze entfernt aufgeschlagen. Im vergangenen Jahr hatte die syrische Luftverteidigung über dem Mittelmeer ein türkisches Kampfflugzeug abgeschossen. Erdogan gehört den schärfsten Kritikern von Syriens Machthaber Baschar al-Assad.

Stärker als die Syrien-Krise wirken an den Märkten die Spekulationen um den künftigen Kurs der US-Notenbank Federal Reserve (Fed): Die Personaldebatte um die Nachfolge für Fed-Chef Ben Bernanke ließ Rohstoffanleger dagegen weitgehend unberührt. An den Aktienmärkten hatte der überraschende Rückzug des ehemaligen US-Finanzministers Lawrence Summers teils kräftige Kursgewinne ausgelöst. Mittlerweile gilt Janet Yellen, die sich als Verfechterin einer lockeren Geldpolitik positioniert hat, als Favoritin für den Posten.

"Wer auch immer ernannt wird, er wird bei der Rückführung der Fed-Konjunkturhilfen sicher vorsichtig sein", schrieb Berenberg-Volkswirt Christian Schulz in einem Kommentar. Hedgefonds-Manager Lex Van Dam bezeichnete den Summers-Rückzug sogar als Startschuss für eine Jahresend-Rally.

Die US-Geldpolitik wird das Geschehen an den Märkten weiter beherrschen: Der Fed-Offenmarktausschuss (FOMC) will am Mittwochabend verkünden, ob und wie stark die Notenbank ihre Wertpapier-Käufe drosseln wird. "Eine Drosselung von mehr als 15 Milliarden Dollar wäre negativ für den Aktienmarkt", sagte Anlagestratege Gerard Lane von Shore Capital.

Bislang kauft die US-Notenbank zur Ankurbelung der Konjunktur monatlich Staatsanleihen und Immobilienpapiere im Volumen von 85 Milliarden Dollar auf. Fed-Chef Bernanke hatte angekündigt, den Geldhahn allmählich zuzudrehen, sofern sich die US-Konjunktur weiter erholt.

Quelle: ntv.de, mmo/dpa/rts

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen