Marktberichte

IWF wertet Goldbestände aus Ölpreise sinken zurück

1000, 500 und 250 Gramm: Mit einem Bestand von 1,75 Kilo Gold im Keller lebt es sich irgendwie ganz anders als ohne.

1000, 500 und 250 Gramm: Mit einem Bestand von 1,75 Kilo Gold im Keller lebt es sich irgendwie ganz anders als ohne.

(Foto: REUTERS)

An den Rohstoffmärkten überwiegen zu Wochenbeginn die Sorgen: Die Nikkei-Schwäche verheißt konjunkturell nichts Gutes. Beim Gold diskutieren Anlagestrategen auffällige Großeinkäufe mehrerer Zentralbanken. Die Gerüchteküche brodelt: Ist Zypern verantwortlich für den jüngsten Preisrutsch?

Die Ölpreise geben zu Wochenbeginn leicht nach. Ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent zur Juli-Lieferung kostete 102,40 US-Dollar. Das waren 24 Cent weniger als vor dem Wochenende. Der Preis für ein Fass der amerikanischen Sorte West Texas Intermediate (WTI) sank um 39 Cent auf 93,56 Dollar.

Die trübe Stimmung an den asiatischen Aktienmärkten habe auch die Ölpreise nach unten bewegt, sagten Händler. Vor allem in Japan waren die Aktienmärkte zuvor erneut auffallend stark unter Druck geraten. Bereits in der vergangenen Woche hatten die Ölpreise deutlich nachgegeben.

Insgesamt wirkt die Stimmung im Rohölhandel zu Wochenbeginn ungewöhnlich entspannt: Feiertagsbedingt herrscht im angelsächsischen Raum Ruhe an den Märkten. In Großbritannien findet wegen des "Spring Bank Holiday" und in den USA wegen des "Memorial Day" kein Handel statt.

Wirbel gibt es dagegen am Markt für Edelmetalle: Nach dem jüngsten Preisverfall sorgen drei gewichtige Zentralbanken mit größeren Ankäufen am Goldmarkt für Aufsehen. Die Währungshüter in Russland, Kasachstan und Aserbaidschan haben ihren Glauben an die Wertbeständigkeit der "Krisenwährung" offenbar nicht verloren.

Die Zentralbanken aller drei Staaten nutzten das Absacken des Goldpreises im April auf die niedrigsten Stände seit zwei Jahren dazu, ihre Goldbestände auszuweiten. Auch die im Zuge des Goldpreisabsturzes von rund 1600 auf gut 1320 Dollar aufkommenden Zweifel am Status des Edelmetalls als sicherer Hafen beeindruckten die Zentralbanken nicht. Sie nutzten stattdessen die Gelegenheit, günstig einzusteigen, wie aus den monatlichen Daten des Internationalen Währungsfonds (IWF) hervorgeht.

Demnach haben die drei früheren Sowjet-Republiken ihre Goldbestände im April zusammengenommen gegenüber dem März-Niveau um 75 Prozent aufgestockt. Russland erweiterte die Bestände in seinen Goldlagern um 269.000 Feinunzen auf nun 31,8 Millionen Feinunzen. Kasachstan kaufte 85.000 Feinunzen an und sitzt nun auf 4 Millionen Feinunzen. Das erdgasreiche Aserbaidschan erwarb 32.000 Feinunzen und hortet damit nun einen Goldbestand von 129.000 Feinunzen.

Für Analysten besonders auffällig: Aserbaidschan steigerte damit seine Goldvorräte bereits den vierten Monat in Folge. Noch im Dezember 2012 verfügte die Zentralbank des Landes über keinerlei Goldbestände.

Formal-Effekt in Istanbul

Auch abseits dieser großen drei Käufer gab es ungewöhnliche Bewegungen: Der Goldbestand der türkischen Zentralbank stieg zum Beispiel sogar um 586.000 auf 13,73 Millionen Feinunzen. Hauptgrund dafür dürften Analysten zufolge aber weniger direkte Goldkäufe gewesen sein, sondern vielmehr dürfte es sich dabei um Goldzugänge von Geschäftsbanken handeln, die neuerdings als Sicherheit von der türkischen Notenbank akzeptiert werden.

Der Monatsbericht des IWF wurde diesmal mit besonderer Spannung erwartet, weil sich Goldanleger davon Aufschlüsse über das Kauf- und Verkaufverhalten der Zentralbanken rund um den Goldpreisabsturz im April erhofften. Zwar geht aus den nun vorgelegten Daten nicht hervor, wann genau die Notenbanken das jeweilige Gold kauften, dass sie aber unter dem Strich zugekauft haben signalisiert, dass sie langfristig weiter von der Werthaltigkeit des Edelmetalls überzeugt scheinen.

Stark schwankender Wert

"Ich glaube, dass das helfen wird, den Rückgang des Goldpreises in geordnete Bahnen zu lenken", kommentierte Gold-Analysten Yvonne Wang von Beijing Antaike. "Es zeigt, dass einige den Glauben an das Gold noch nicht verloren haben". Insgesamt sind den IWF-Daten zufolge die Goldvorräte bei den Zentralbanken im April weltweit um 972.000 Feinunzen gestiegen. Zu Beginn des Monats Aprils entsprach dies noch einem Wert von etwa 1,5 Mrd. Dollar. Zum Tiefpreis von 1321,50 Dollar am 16. April waren es lediglich 1,3 Mrd. Dollar.

Die IWF-Zahlen finden unter Goldanlegern deswegen viel Beachtung, weil sich die Goldkäufe von Zentralbanken in den vergangenen Jahren als wichtige Stütze für die Entwicklung des Goldpreises erwiesen haben. Den Daten des World Gold Council zufolge machten allein Zentralbankkäufe im ersten Quartal des laufenden Jahres 11,3 Prozent aller Goldkäufe weltweit aus. Zentralbanken stocken ihre Goldvorräte typischerweise langsam und behutsam auf, um sie auch länger zu halten. Hektische Goldkäufe beziehungsweise Goldverkäufe von einem Tag auf den anderen sind ihre Sache dagegen nicht. Damit sorgen sie für eine Art Puffer bei der Entwicklung des Goldpreises.

Zypern schuld am Goldpreis-Sturz?

Das Kaufverhalten der Notenbanken im zurückliegenden Monat war auch deswegen in den Fokus geraten, weil Zypern im Zuge der Bewältigung seiner Schuldenkrise den Verkauf von 10 Tonnen des gelben Metalls in Erwägung gezogen hatte und damit zu dem wenig später erfolgten Goldpreisabsturz beigetragen haben könnte. Die am 10. April bekanntgewordenen Überlegungen hatten Ängste geschürt, auch andere mit finanziellen Problemen kämpfende Staaten der Eurozone wie Italien, das die weltweit viertgrößten Goldvorräte besitzt, könnten auf ähnliche Ideen kommen.

Viele Notenbanken aus Schwellenländern haben als Reaktion auf die europäische Staatsschuldenkrise in den vergangenen Jahren ihre Goldbestände erhöht, was zum einen nicht ohne Auswirkungen auf andere Reservepositionen wie den US-Dollar oder den Euro geblieben ist und zum anderen mit dazu beigetragen hatte, den Goldpreis nach oben zu treiben. Schließlich erreichte das Gold erst im Oktober 2012 mit knapp 1800 Dollar den höchsten Stand seit dem Rekordhoch von 1921 Dollar rund ein Jahr zuvor.

Gold-Profis gehen in den Leerverkauf

Doch auch wenn einige Zentralbanken wie auch private Investoren die jüngst gesunkenen Goldpreis zu Käufen nutzten, sorgt die in den vergangenen Wochen stark erhöht Schwankungsanfälligkeit bei vielen Akteuren weiterhin für Argwohn. Hinzu kommt, dass sich die Profis für einen fallenden Goldpreis wappnen. Nach Angaben der für den Handel mit Futures und Optionen auf Rohstoffe in den USA zuständigen Behörde, der Commodity Futures Trading Commission, beliefen sich die Gold-Leerverkaufspositionen von Fondsmanagern in der Woche zum 21. Mai auf das Rekordniveau von 79.416 Kontrakten. Während sich die Kontrakte auf einen steigenden Goldpreis um 1494 erhöhten, stieg die Zahl der Leerverkaufspositionen um 4985.

Nach Ansicht von Gold-Expertin Yvonne Wang sprechen der hohe Bestand an Leerverkaufspositionen ebenso wie die jüngst zu beobachtenden Positionsauflösungen von Gold-Indexfonds dafür, dass das gelbe Edelmetall allenfalls begrenztes Aufwärtspotenzial hat. "Es gibt derzeit einfach keine Impulse, die den Goldpreis nach oben treiben", zeigte sich Wang pessimistisch. Aktuell kostet die Feinunze Gold rund 1395,20 Dollar. Seit Jahresbeginn entspricht dies einem Minus von knapp 12 Prozent.

Quelle: ntv.de, mmo/DJ/dpa

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