Sorge vor Hormus-Blockade Ölpreise steigen leicht
30.12.2011, 11:39 Uhr
Der Iran droht, wenn der Westen nicht von seinen Sanktionsplänen ablasse, werde "kein Tropfen Öl" mehr die Meerenge passieren. Die US-Marine will eine Hormus-Blockade "nicht tolerieren".
(Foto: REUTERS)
Vor dem Hintergrund der drohenden Eskalation des Streits zwischen dem Ölförderland Iran und den westlichen Industriestaaten ziehen die Ölpreise an. Wegen der Angst vor Versorgungsengpässen bewegen sich die Preise das zweite Jahr in Folge auf Rekordniveau.
Die Ölpreise haben sich vor den amtlichen Daten zu den US-Ölreserven etwas stabiler präsentiert. Händler sprachen kurz vor dem Jahresende von einem ruhigen Handel mit geringen Umsätzen.

Ein US-Flugzeugträger in der Straße von Hormus. Der freie Verkehr von Gütern durch die Meerenge ist entscheidend für die Region und für die Welt.
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Ein Fass (159 Liter) Brent kostete mit 107,61 Dollar, WTI mit 99,49 Dollar etwa so viel wie am Vorabend. Händler erklärten, die Sorge um Lieferengpässe im Sog des Streits zwischen dem Iran und dem Westen werde von unerwartet hohen US-Ölbeständen und dem Dollar-Anstieg aufgewogen.
"Im Moment belastet der starke Anstieg der US-Rohölvorräte und der schwache Euro", erklärte Ken Hasegawa, Derivatemanager beim Brokerhaus Newedge in Tokio. Ein hoher Dollarkurs macht generell Rohstoffe für Anleger im Nicht-Dollar-Raum unattraktiver. Händler erklärten, das überraschend deutliche Anschwellen der Ölbestände in den USA in der vergangenen Woche drücke zusätzlich auf die Preise. Der Branchenverband API hatte am Vorabend überraschend einen Anstieg von 9,6 Mio. Barrel gemeldet. Die amtlichen Daten werden am Nachmittag veröffentlicht.
Die Daten gelten als vergleichsweise verlässlicher Indikator für die Energienachfrage in der größten Volkswirtschaft der Welt. Beobachter versuchen daraus Rückschlüsse auf die wirtschaftliche Entwicklung zu ziehen. Daraus wiederum ergeben sich Hinweise auf die künftige Ölnachfrage
Am Vortag hatte noch ein starker Anstieg des US-Dollar die Ölpreise zeitweise kräftig unter Verkaufsdruck gesetzt. Im asiatischen Handel hatte sich die Lage an den Ölmärkten aber wieder beruhigt.
Teheran droht mit Hormus-Blockade
Unterstützt wurde der Ölpreis von Aussagen eines iranischen Marinekommandeurs, wonach eine Blockade der Straße von Hormus leichter sei, als ein Glas Wasser zu trinken. Analysten bezweifeln allerdings, dass der Iran dies militärisch gegen den Widerstand der USA durchsetzen könnte.
Die Seestreitkräfte des Iran halten seit dem 24. Dezember in der Straße von Hormus ein Manöver ab. Im Fall einer Blockade wäre eine der wichtigsten Fördergebiete für Öl und Erdgas von den Absatzmärkten weitgehend abgeschnitten.
Währungseffekte bei den Metallen
Unterdessen machten die Kursgewinne des Dollar den Edelmetallen wieder zu Schaffen. Das unter anderem zur Herstellung von Auto-Katalysatoren benötigte Platin verbilligte sich um bis zu 2,4 Prozent auf 1349,25 Dollar je Feinunze und war damit so billig wie zuletzt im November 2009. Damit hat Platin seit Jahresbeginn knapp ein Viertel seines Wertes eingebüßt, mehr als das Schwestermetall Palladium (minus 21,4 Prozent) oder als Silber (minus 13 Prozent).
Der Dollar-Index lag am Donnerstag mit 80,729 Punkten nur knapp unter seinem Elf-Monats-Hoch von Mitte Dezember. Die Aufwertung der US-Währung macht Edelmetalle für Investoren außerhalb der USA unattraktiver.
Gold notierte mit 1553,89 Dollar nur knapp über seinem Drei-Monats-Tief vom Vortag. Die viel beschworene "Antikrisen-Währung" Gold sei 2011 eine der wenigen Anlagen mit Kursgewinnen (plus 10 Prozent seit Jahresbeginn), sagte Rohstoff-Stratege Nick Treverthan von der ANZ Bank. Viele Anleger machten daher vor dem Jahresende noch einmal Kasse.
Wetterberichte treiben den Mais-Preis
Bei den Agrarrohstoffen beendeten Gewinnmitnahmen die Rally des Mais-Preises. Nach acht Tagen in Folge mit Kursgewinnen verbilligte sich der US-Kontrakt auf das Futter- und Lebensmittel um 0,6 Prozent auf 6,385 Dollar je Scheffel. Die jüngsten Kursverluste an den Aktienmärkten schürten die Risikoscheu der Anleger, sagte Analyst Adam Davis von Merricks Capital. Entscheidend für die weitere Preisentwicklung sei allerdings das Wetter in Südamerika.
Angesichts ausbleibender Niederschläge in den Anbaugebieten Brasiliens und Argentiniens fürchten Anleger Ernteeinbußen. Den Analysten von Agrobrokers zufolge liegen die zu erwartenden Erträge in Argentinien mit 24,5 Millionen Tonnen zwar unter früheren Prognosen, aber immer noch über dem Rekordwert des Vorjahres.
Im Sog der Kursverluste bei Mais verbilligten sich Weizen und Sojabohnen um jeweils ein knappes Prozent auf 6,4525 beziehungsweise 11,875 Dollar je Scheffel.
Quelle: ntv.de, dpa/rts