Überraschend leere Lager Ölpreise ziehen an
03.06.2010, 17:15 UhrMit den offiziellen Pegelständen aus den Rohöllagern der USA sorgt das Energieministerium in Washington für hochgezogene Augenbrauen: Die US-Wirtschaft verbraucht offenbar mehr als erwartet. Der Markt erkennt darin eine nachhaltig steigende Nachfrage.

Diese Tanks zählen nicht zur strategischen Reserve: Sie stehen auf den Hügeln über Richmond im Bundesstaat Kalifornien. Das Öl darin gehört Chevron.
(Foto: REUTERS)
Die Rohöllagerbestände in den USA sind in der Woche zum 28. Mai im Vergleich zur Vorwoche um 1,9 Mio. Barrel auf 363,2 Mio. Barrel gefallen. Analysten hatten im Durchschnitt nur mit einem leichten Rückgang um 0,2 Mio. Barrel gerechnet. Wie das Department of Energy (DoE) mitteilte, erhöhten sich die Lagerbestände an Mitteldestillaten wie Diesel und leichtes Heizöl um 0,5 Mio Barrel auf 153,0 Mio. Barrel. Hier war ein Anstieg um 0,2 Mio. Barrel erwartet worden.
Die Lagerbestände an Benzin sanken um 2,6 Mio. Barrel auf 219,0 Mio Barrel, während die Prognose auf ein Minus von 0,8 Mio. Barrel gelautet hatte. Die Kapazitätsauslastung der US-Raffinerien belief sich auf 87,5 Prozent nach 87,8 Prozent in der Vorwoche. Die Rohölimporte verringerten sich um 0,473 Mio Barrel pro Tag (bpd) auf 9,455 Mio. bpd. Die strategische Ölreserve stagnierte bei 726,6 Mio. Barrel.
Bereits am Vortag hatten die Daten des Interessenverbands der Öl- und Gasindustrie, das American Petrol Institute (API), einen unerwartet starken Rückgang der US-Vorräte angezeigt. Die Preise für Öl am Wletmarkt waren daraufhin angezogen. Händlern zufolge trugen auch zuletzt optimistisch stimmende Daten vom US-Immobilienmarkt und prozentual zweistelliger Zuwachsraten bei den US-Autoverkäufen zum Preisanstieg bei.
Nach Bekanntgabe der DoE-Daten verteuerte sich das Fass zu 159 Litern der US-Ölsorte WTI um 1,07 Dollar auf 73,93 Dollar je Fass. Die Nordseesorte Brent wurde 1,50 Dollar höher zu 75,25 Dollar gehandelt. Zu Wochenbeginn hatten noch Sorgen über die konjunkturellen Perspektiven in China und die Bewältigung der europäischen Schuldenkrise den Ölpreis gedrückt.
"Eine insgesamt bessere Stimmung hinsichtlich der Konjunkturentwicklung, höhere Aktienmärkte und ein Euro, der sich etwas von seinen Tiefständen erholt hat - all das trägt dazu bei, dass etwas Risikolust in den Markt zurückkommt", hatte Analyst Robin Bhar von Credit Agricole die Lage kommentiert.
Die Entwicklung ließe sich Händlern zufolge auch an den anziehenden Metallnotierungen ablesen. Gold erscheine in so einem Umfeld wiederum etwas weniger attraktiv, hatte Bhar ergänzt. Entsprechend verbilligte sich das Edelmetall etwas. Die Feinunze kostete 1217,20 Dollar nach 1224 Dollar im späten Vortagesgeschäft.
Der Pres für Kupfer hatte sich zuvor auf 6752 Dollar je Tonne verteuert. Im späten Vortagesgeschäft hatte das Industriemetall noch 6665 Dollar gekostet. Experten blieben allerdings skeptisch und warnten, dass keine Trendwende bevorstehe.
"Ich gehe nicht davon aus, dass sich der Preis deutlich erholen wird. Nach der Korrektur in den vergangenen Wochen sind die Investoren immer noch sehr vorsichtig", sagte Analyst Yingxi Yu von Barclays Capital. "Die Metallpreise werden durchaus noch von den Erwartungen einer abflachenden Konjunkturdynamik in China belastet. Die Unsicherheit über die globale Wirtschaftserholung könnte allerdings die chinesischen Bemühungen, eine Überhitzung zu vermeiden, etwas hinauszögern."
Quelle: ntv.de, mmo/DJ/rts