Rubel unter Druck Pfund steigt stärker als der Euro
12.05.2014, 18:24 Uhr
(Foto: dpa)
Der Euro bremst seine Abwärtsfahrt und hält sich deutlich über der Marke von 1,37 Dollar. Devisenhändler rechnen aber nicht damit, dass es schnell wieder aufwärts geht. Die Zinsaussichten in Frankfurt und London sorgen für Unruhe.
Spekulationen auf eine näher rückende Zinserhöhung in Großbritannien haben dem Pfund Sterling zu Wochenbeginn Auftrieb verliehen. Vor allem zum Euro legte die britische Währung zu, da Anleger für Juni eine Lockerung der Geldpolitik durch die Europäische Zentralbank (EZB) erwarten. Die Gemeinschaftswährung gab 0,4 Prozent nach und war mit 0,8136 Pfund so billig wie zuletzt im Januar 2013.
Den britischen Anleihen setzte die Zinserhöhungsfantasie dagegen zu. Die Rendite der zweijährigen Titel erreichte mit 0,809 Prozent den höchsten Stand seit knapp drei Jahren.
Börsianer warten angesichts der überraschend starken Erholung der britischen Konjunktur gespannt auf den Inflationsbericht der Bank von England (BoE). Die Veröffentlichung ist für Mitte der Woche angekündigt. Aus dem Bericht könnten sich den Markterwartungen zufolge neue Zinsaussichten ergeben. Bislang rechnen die meisten Experten für Anfang 2015 mit einer Zinserhöhung, einige tippen allerdings auch auf das vierte Quartal 2014. In der Eurozone spekulieren Investoren wegen der drohenden Deflation dagegen auf eine Zinssenkung und zusätzliche Geldspritzen.
Euro hält die Höhe
Der Kurs des Euro scheint sich nach der Talfahrt der vergangenen Woche unterdessen zu stabilisieren. Die europäische Gemeinschaftswährung notiert am Abend kurz nach Börsenschluss in Europa bei 1,3757 Dollar und damit in etwa so viel wie im Freitagshandel in New York.
Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs auf 1,3765 (Freitag: 1,3781) Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,7265 (0,7256) Euro. Zu anderen wichtigen Währungen legte die EZB die Referenzkurse für einen Euro auf 0,81515 (0,81725) britische Pfund, 140,31 (140,14) japanische Yen und 1,2211 (1,2186) Schweizer Franken fest.
Im Handel sieht man nur sehr begrenztes Aufwärtspotenzial für den Euro, nachdem EZB-Präsident Mario Draghi für die Juni-Sitzung weitere geldpolitische Lockerungen in Aussicht gestellt hatte. Wie die Credit Agricole anmerkt, sind die Erwartungen am Markt gestiegen, dass die EZB negative Einlagesätze einführen könnte.
Über einen solchen Schritt wird in der Eurozone schon seit geraumer Zeit diskutiert. Die Banken müssten dann "Strafzinsen" zahlen, wenn sie Geld bei der EZB parken. Die EZB will, dass Banken ihr Geld nicht bunkern, sondern mit Krediten die Wirtschaft ankurbeln. Zudem fließt nach Angaben der Notenbank viel Kapital in die Eurozone. Das sei mitverantwortlich für den starken Euro und belaste die Exporte, so die EZB. Negative Einlagezinsen könnten diese Entwicklung abmildern. Ob es aber tatsächlich dazu kommt, ist offen.
Unterdessen wenden sich Investoren vom Rubel ab. In Russland stieg die Nachfrage nach ausländischen Währungen - vor allem Dollar und Euro - im März auf 14,9 Milliarden Dollar, wie aus Daten der russischen Zentralbank hervorgeht. Dies ist der höchste Stand seit Januar 2009 und ein Plus von 50 Prozent zum Vormonat. Die Zentralbank sprach von einem "dramatischen Anstieg". Die Russen hätten auch in Rekordtempo ausländische Bargeldanlagen von ihren Konten abgezogen - insgesamt rund 6,9 Milliarden Dollar. Rund die Hälfte davon stamme von ihren Dollar-Konten. Der Rubel hat in den ersten drei Monaten des Jahres zum Dollar rund neun Prozent an Wert verloren und gut acht Prozent zum Euro.
Blick nach Japan
Kaum überrascht zeigt sich indes die Commerzbank vom stark verringerten Leistungsbilanzüberschuss Japans für März. Werde der Yen nicht von sich aus schwächer und entlaste so die Handels- und damit auch die Leistungsbilanz, werde die Bank of Japan aktiv eine Abwertung herbeiführen müssen, so die Analysten.
Eine Finanzierung eines möglichen Leistungsbilanzdefizits durch ausländische Investorenmüsse durch höhere Rendite erkauft werden. Das verschärfte Japans Schuldenproblem und drückte zwangsläufig auch wieder auf den Yen, führen die Experten aus. Der schwächere Yen komme also so oder so. Da sich aber auch der Dollar bis zum Abschluss des Wertpapierkaufprogramms durch die US-Notenbank eher von der schwachen Seite zeigen dürfte, könnte das Paar Dollar/Yen aber weiterhin seitwärts handeln.
Derzeit sehen die Analysten noch nicht genügend Impulse, den Bereich von 101,50 bis 102,50 Yen je Dollar dauerhaft zu verlassen. Im Verlauf kostete der Dollar 101,93 Yen.
Quelle: ntv.de, mmo/jga/DJ/dpa/rts