Heißer erster April Rally in den USA
01.04.2008, 22:25 UhrAn den amerikanischen Börsen wurden schwache Konjunkturdaten und weitere Abschreibungen im Bankensektor wie Aprilscherze aufgenommen, auf die man nicht hereinfallen wollte. Dadurch begann das zweite Quartal mit einer steilen Rallye, denn die Experten machten sich Hoffnungen, dass die Wirtschaftskrise bald überstanden ist.
Der Dow-Jones-Index kletterte um 391 Zähler oder 3,2 Prozent auf 12 654 Punkte. Der marktbreite S&P-500-Index stieg um 47 Zähler oder 3,6 Prozent auf 1370 Punkte. Die Hightech-orientierte Nasdaq legte um 84 Zähler oder 3,7 Prozent auf 2363 Punkte zu.
Der ISM-Index ist im März überraschend auf 48,6 Punkte gestiegen, während Experten mit einem Absinken gerechnet hatten. Der Wert unter 50 zeigt aber weiterhin schrumpfende Betriebe an. Außerdem waren die Bestellungen so niedrig wie seit 2001 nicht mehr.
Die Bautätigkeiten waren im Februar ebenfalls erfreulich, wenn auch nicht gut. Sie sanken zwar, um 0,3 Prozent, was wesentlich weniger war als der erwartete volle Prozentpunkt.
Der Motor für die Märkten war allerdings eine erfolgreiche Kapitalerhöhung von Lehman Brothers. Das Brokerhaus hat 4 Mrd. an Vorzugsaktien ausgegeben, bei denen die Anleger eine Dividende von 7 Prozent erhalten werden. Die Märkte erhielten besonders starken Schub, da die Aktien bereits verkauft wurden und dreifach überzeichnet waren. Die Aktie von Lehman schnellte um 18 Prozent nach oben.
Auch die Schweizer Bank UBS wird ihr Kapital durch die Ausgabe neuer Aktien aufstocken. Insgesamt sollen durch die Ausgabe von Bezugsrechten so 15 Mrd. US-Dollar eingenommen werden. Dies wird von mehreren Banken gesichert werden, wozu J.P. Morgan und Morgan Stanley gehören, deren Aktien um 9 bzw. 7 Prozent gestiegen sind.
Die Rally des Tages wurde allerdings von Negativmeldungen aus Europa gestartet. UBS muss nämlich außerdem auch 19 Mrd. US-Dollar abschreiben, und die Deutsche Bank verzeichnet Abschreibungen in Höhe von fast 4 Mrd. US-Dollar aufgrund von Verlusten aus der Kredit- und Hypothekenkrise.
Die Anleger freuten sich allerdings eher über schlechte Nachrichten, denn dies verstärkte die Hoffnung, dass nun bald alles über die Kreditkrise bekannt und der Boden nahe ist. Auch die Aktie der Citigroup kletterte um 11 Prozent und die von Merrill Lynch sogar um 13 Prozent, obwohl die Analysten von Goldman Sachs die Aussichten für beide Unternehmen gesenkt hatten. Es seien weitere Abschreibungen zu erwarten und die Verluste im ersten Quartal dürften höher ausfallen als bisher angenommen. Goldman legte um 7 Prozent zu.
Auch die Zahlen der Autohersteller waren alles andere als gut. Im März ging der Umsatz bei den drei großen amerikanischen Unternehme jeweils im zweistelligen Bereich zurück, wobei General Motors mit 19 Prozent am stärksten betroffen war. Auch Toyota sah seinen Umsatz um 10 Prozent sinken. Doch auch die Aktien der Autobauer konnten allesamt zulegen, obwohl Experten vermuten, dass das zweite Quartal für die Branche noch schwieriger wird.
Einer der wenigen Verlierer des Tages war Yahoo, da der Softwareriese Microsoft keinen Grund sieht, sein Übernahmeangebot aufzustocken. Die Aktie von Yahoo gab daraufhin um 1,5 Prozent nach, während die von Microsoft um 4 Prozent zulegte.
Der Computerhersteller IBM ist zeitweilig von der Vergabe aller öffentlichen Aufträge ausgeschlossen, da die amerikanische Behörde für Umweltschutz gegen das Unternehmen ermittelt. Es geht dabei um den Verdacht des Betrugs bei einem Gebot von IBM für einen Auftrag zur Modernisierung des Finanzsystems der Behörde. Die Aktie folgte dennoch der Rallye und gewann um 1,2 Prozent.
Die Papiere von Konkurrent Dell stiegen um 2 Prozent, da das Unternehmen eine Fabrik in Texas, in der Desktop-Computer hergestellt werden, schließen will. Dell will so in den nächsten drei Jahren 3 Mrd. US-Dollar sparen und knapp 9000 Stellen abbauen.
Quelle: ntv.de