Inside Wall Street Raucher trotzen der Inflation
03.06.2008, 21:09 UhrInflationsgeplagte Amerikaner lassen sich einiges einfallen, ihre alltäglichen Kosten zu senken. Manch ein Pendler hat - lange unvorstellbar in USA - sogar die Vorzüge der Fahrgemeinschaft erkannt, um Benzin zu sparen. Andere kaufen nur noch in Discount-Läden ein. Nur eine Gruppe lässt sich von der Teuerung nicht beirren: die Raucher.
In New York gilt seit Monatsbeginn eine neue Tabaksteuer, die Zigaretten teurer macht als überall sonst in den Vereinigten Staaten: Satte 8 Dollar muss berappen, wer ein Päckchen Kippen verlangt. Damit ist der Preis auf einen Schlag um 17 Prozent gestiegen. In den letzten fünf Jahren haben sich die Glimmstängel um 50 Prozent verteuert, in den letzten zehn Jahren sogar um 250 Prozent.
Recht so. Denn New York, angeführt von Bürgermeister und Gesundheitsapostel Mike Bloomberg, verfolgt mit der Anhebung der Tabaksteuer zwei Ziele. Zum einen will man die Einnahmen mehren, um neue Gesundheits- und Sozialprogramme aufbauen zu können. Zum anderen - und viel wichtiger - will man die Bürger ganz von den Zigaretten wegbringen.
Einen ersten Schritt hat man bereits getan. Infolge des Rauchverbots in Bars und Kneipen ist die Zahl der Raucher vor vier Jahren deutlich zurückgegangen, wie das städtische Gesundheitsministerium ermittelt hat. Von der jetzigen Steueranhebung versprechen sich offizielle Stellen, dass allein im Stadtgebiet von New York City 50.000 Erwachsene und 7000 Jugendliche die Kippen weglegen.
Man hat allen Grund optimistisch zu sein: Die letzte Anhebung der Tabaksteuer im Jahre 2002 hat die Zahl der Raucher um 21 Prozent bei den Erwachsenen und 52 Prozent bei Schülern gesenkt.
Um einen solchen Erfolg noch einmal zu erzielen, geben städtische Behörden kostenlose Nikotinpflaster aus, die künftigen Ex-Rauchern den Weg aus der Sucht erleichtern sollen.
Das wird nicht bei allen funktionieren. Die New Yorker Zeitung "AM" zitiert nach einer Straßenumfrage trotzige Raucher, die ihre Zigaretten um (fast) keinen Preis aufgeben wollen. "Ich habe schon das Trinken aufgegeben", meint ein Senior aus Greenpoint im Stadtteil Queens. "Wenn ich alle meine Laster aufgebe, können sie mich ja gleich begraben." Und eine 37-Jährige aus Forest Hills erklärt: "Ich würde bis zu 15 Dollar pro Päckchen zahlen, bevor ich ans Aufhören denken würde."
Überraschende Aussagen in einer Zeit, in der eine dramatische Inflation bei Energie und Lebensmitteln den Amerikanern den Alltag bereits enorm verteuert hat. Zumal das 8-Dollar-Päckchen bedeutet, dass ein Raucher mit einem Konsum von einem Päckchen pro Tag im Jahr satte 3000 Dollar sparen könnte. Viele die sich das in den nächsten ausrechnen, werden die Kippen wohl bald weglegen. Andere jedoch denken sich allerlei Tricks aus, wie sich höhere Steuern umgehen lassen. So dürften zunächst die Tabakumsätze in New Yorks Nachbarstaaten und in den nahen Indianerreservaten steigen.
Quelle: ntv.de