Yuan-Euphorie vorbei Realität holt Dax ein
22.06.2010, 17:35 UhrUnklare Währungssignale aus China belasten den Handel in Frankfurt. Vor allem exportorientierte Werte rutschen in den negativen Bereich. Der überraschende Anstieg des Ifo-Index findet kaum Beachtung.
Nach einem starken Wochenauftakt ist am deutschen Aktienmarkt wieder Ernüchterung eingekehrt. Die Euphorie über neue Gewinnchancen für die exportlastige deutsche Wirtschaft durch eine Aufwertung der chinesischen Währung legte sich am Dienstag deutlich.
Der Dax verlor 0,4 Prozent und schloss bei 6269 Punkten. Der MDax gab um 0,6 Prozent auf 8460 Zähler nach. Der TecDax verzeichnete ein Minus von 1,1 Prozent und wies 781 Punkte auf.
Am Montag hatte die Aussicht auf Wettbewerbsvorteile heimischer Firmen auf dem umkämpften Boommarkt China vor allem bei Exportwerten noch kräftige Kursgewinne ausgelöst. Unklare weitere Signale aus China hätten allerdings schnell wieder für Unsicherheit gesorgt, sagte ein Händler. So ließ China große staatseigene Banken Dollar kaufen und drückte damit den Yuan-Kurs, der zum Wochenbeginn noch auf den höchsten Stand seit 2005 geklettert war.
Stratege Emil Wolter von der Royal Bank of Scotland verwies darauf, dass China mit der Ankündigung vom Wochenende ohnehin eher politische Absichten vor dem Gipfel der G-20-Staaten in Kanada verfolge. "Auch in Deutschland wird dem ein oder anderen klar, dass die neue Wechselkurspolitik und eine mögliche Yuan-Aufwertung nicht per se für alle Branchen gut sind", sagte ein Händler. Belastet werden könnten die Unternehmen, die in der Volksrepublik im großen Stil produzieren.
Kaum Impulse gab dem Markt der überraschende Anstieg des Ifo-Index. Demnach ist die Stimmung der deutschen Top-Manager zwar wieder so gut wie vor der Finanzkrise. Mit dem Ende von Konjunkturprogrammen und wegen künftiger Sparpakete erwarten Firmen und Fachleute aber, dass die Erholung spätestens zum Jahreswechsel an Fahrt verliert. "Im Augenblick laufen die Geschäfte der deutschen Unternehmen noch sehr gut, insbesondere im Export. Aber es mehren sich die Warnsignale", sagte Unicredit-Volkswirt Andreas Rees.
Wieder deutlicher in den Vordergrund traten auch Sorgen über die Schuldenkrise und die Stabilität des Finanzsektors in Südeuropa. "Das Thema lässt uns einfach nicht los", sagte ein Händler. Eine pessimistische Einschätzung der Ratingagentur Standard & Poor's (S&P) zur Lage am spanischen Immobilienmarkt belastete die Aktien der großen Banken des Landes.
Somit standen in Frankfurt Finanztitel unter Druck. Deutsche Bank verbilligten sich um 1,3 Prozent; Commerzbank gaben 0,2 Prozent nach.
Auf der Verkaufsliste standen auch die Industriewerte, die am Montag noch deutlich zugelegt hatten. Siemens verbilligten sich um 0,9 Prozent, ThyssenKrupp ebenfalls um 0,9 Prozent.
In Mitleidenschaft gezogen wurden auch die Autowerte. VW-Vorzüge verloren 1,4 Prozent. Die Papiere von Daimler und BWM tendierten 0,1 Prozent beziehungsweise 0,7 Prozent tiefer.
Adidas stiegen um 0,7 Prozent. Die Fußball-WM beschert dem Sportartikelhersteller gute Geschäfte. Adidas rechnet im Bereich Fußball in diesem Jahr mit einem Rekordumsatz von 1,5 Milliarden Euro.
Im TecDax führten Centrotherm mit einem Abschlag von 4,5 Prozent die Verliererliste an. Am Vorabend hatte der Lieferant von Produktionsanlagen für Solarzellen mitgeteilt, dass der Finanzvorstand Ende Juni ausscheiden werde, um sich "neuen beruflichen Herausforderungen zu stellen".
Quelle: ntv.de, wne/rts