Inside Wall Street Republikaner bremsen Stimulus
26.01.2009, 17:19 UhrDie letzte Januarwoche dürfte für die US-Börsen schwierig werden. Das ist bitter, denn für die ersten drei Wochen stehen bereits dicke Verluste zu Buche. Dabei besagt der viel zitierte Januar-Indikator, dass der erste Monat den Handelstrend für das ganze Jahr vorwegnimmt. Anleger müssen sich also noch einmal warm anziehen.
In den nächsten Tagen warten die Bullen jedenfalls händeringend auf gute Nachrichten - schlechte wird es zuhauf geben. Zum einen melden Dow-Werte aus allen Branchen, es gibt Quartalszahlen von Banken und Industrieriesen, von Hightech-Unternehmen und Öl-Konzernen. Um sie alle scharen sich zur Zeit die Pessimisten, die Optimisten setzen höchstens auf ein paar Konsumartikler. Doch die dürften selbst mit ausgezeichneten Zahlen die Märkte kaum bewegen.
Das dürften hingegen einige Konjunkturdaten, doch auch die werden eher Druck nach unten ausüben. Etwa am Freitag, wenn das Bruttoinlandsprodukt für das vierte Quartal gemeldet wird, das mit einem Minus von 5,0 Prozent den steilsten Einbruch seit mehr als 25 jahren widerspiegeln soll. Die Bären bringen sich schon einmal in Stellung.
Die Bullen schauen unterdessen nach Washington und hoffen stündlich auf neue Details zum Stimulus-Paket, das Präsident Barack Obama dem Land versprochen hat. Satte 825 Milliarden Dollar soll es wiegen, die größtenteils in Infrastrukturmaßnehmen und damit die Schaffung von Arbeitsplätzen gehen sollen - wenn das Paket in seiner aktuellen Form verabschiedet werden kann.
Das ist alles andere als sicher, denn die Republikaner wehren sich mit Händen und Füßen gegen das Paket. Hauptgrund: Man glaubt nicht an die Investitionen, sondern will der Konjunktur mit Steuersenkungen helfen, dem Allheilmittel, das sich bereits in den Bush-Jahren als teures Placebo erwiesen hat. Selbst moderate Republikaner wie John McCain, der Obama nach seiner Wahl eine konstruktive bilaterale Zusammenarbeit versprochen hat, wollen gegen die Initiative stimmen.
Das ist unerhört, zumal die Regierung bereits 275 Milliarden Dollar und damit ein Drittel des gesamten Pakets für Steuersenkungen vorgesehen hat. Mehr als man eigentlich wollte, denn über die Wirksamkeit dieser Maßnahme sind sich die Experten uneinig. Umso erstaunlicher, mit welcher Dreistigkeit die Republikaner - die bekanntlich die jüngsten Wahlen sehr deutlich verloren haben! - weitere Zugeständnisse von Obama fordern, der die Opposition erst in der vergangenen Woche noch einmal an das jüngste Votum erinnern musste. "I won", postulierte er vor dem Kongress, von dem er sich schnelles Handeln in bezug auf das Stimulus-Paket erhofft hatte.
Großen Erfolg werden die Republikaner mit ihren Forderungen, das Paket komplett umzuschreiben, nicht haben. Ihre Ränge in Washington sind gelichtet, und zwischen New York und Kalifornien gibt es nicht mehr allzuviele, die den Ausführungen von McCain und Co. lauschen. Unter den großen Talkshows am Sonntagmorgen konzentrierte sich allein der loyale Rechtsaußen-Sender Fox News auf die Partei und ließ McCain über die Konjunkturspritze wettern. Diesen Dissenz lehnt die überwältigende Mehrheit der Amerikaner ab - auch, weil man befürchtet, den wahren Grund dafür zu kennen. Den hat der radikal konservative Radio-Moderator Rush Limbaugh geäußert. Er sei gegen das Stimulus-Paket, gab er offen zu, weil es funktionieren und dann die Wahlerfolge der Republikaner auf lange Sicht einschränken könnte.
Die Wall Street will von solcherlei Parteigeplänkel nichts hören. Die einzige Chance für die Märkte, sich in diesem Monat noch ein wenig zu verbessern, liegt in schnellem und resolutem Handeln in Washington, wohin man in den nächsten Tagen sehr konzentriert schauen wird.
Quelle: ntv.de