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Inside Wall Street Republikanische Wirtschaftslüge

Mal geht es um den Irak-Krieg, dann um den Hurrikan "Gustav", doch beim aktuellen Parteitag der Republikaner geht es doch meist um das eine: die Wirtschaft. Spätestens seit der denkwürdigen Niederlage gegen Bill Clinton hat die Partei gelernt, dass die Amerikaner vor einer Wahl zuallererst in den eigenen Geldbeutel schauen.

John McCain will nun wieder einmal erklären, dass die Republikaner die Wirtschaft besser im Griff haben als die Demokraten. Das dürfte dem Kandidaten nicht leicht fallen, denn nach acht Jahren unter George W. Bush ist die Nation so verschuldet wie nie zuvor in der Geschichte, die Immobilien- und Kreditkrise führt zu einer Vielzahl von Zwangsräumungen und Bankenpleiten, und mehr Amerikaner leben in Armut als zuvor.

Eine aktuelle Statistik, die die New York Times mit Hilfe des unparteiischen Statistikamtes in Washington ermittelt hat, dürfte McCain die Sache zusätzlich erschweren. Denn seit 1948, also seit entsprechende Daten vorliegen, zeigt sich ganz klar: Unter demokratischen Präsidenten ist die Wirtschaft immer besser gelaufen, vor allem mit Blick auf die eine Größe, die den meisten Wählern am Herzen liegen dürfte: das Einkommenswachstum.

Die Zahlen belegen zweierlei: Zum einen ist das Einkommen aller Amerikaner in den 26 Jahren mit einem Demokraten im Weißen Haus im Durchschnitt zwischen 2,12 und 2,64 Prozent gestiegen und damit deutlich steiler als in den 32 Jahren unter Herrschaft der "Grand Old Party", die auf ein durchschnittliches Wachstum von 0,43 bis 1,9 Prozent kommt.

Noch interessanter: In demokratischen Jahren ist das Einkommen der Unterschicht stets ein wenig stärker gestiegen, gefolgt vom Einkommen der Mittelschicht. Die oberen 5 Prozent sahen jeweils die geringsten Steigerungsraten - wenngleich die immer noch höher waren als in republikanischen Jahren, in denen wiederum die Oberschicht deutlich mehr zulegen konnte als die Mittelschicht. Die Unterschicht hingegen musste mit Republikanern im Weißen Haus mit einem jährlichen Einkommenswachstum von 0,43 Prozent zufrieden sein.

Damit ist bewiesen, was Kenner längst wissen: Unter republikanischen Regierungen hat sich die Einkommensschere zwischen den Reichen und den Armen stets weiter geöffnet; unter demokratischen Regierungen hat sie sich jeweils geschlossen. Umso erstaunlicher ist, wie hartnäckig sich McCain's Wahlkampf-Schmähung gegen Barack Obama hält, dem er öffentlich vorwirft, die Steuern für Amerikaner in den unteren Einkommensklassen anheben zu wollen.

Das Gegenteil ist der Fall. In Obama's Wahlprogramm ist vorgesehen, die Steuererleichterungen rückgängig zu machen, die George W. Bush den Superreichen und den Unternehmen gegeben hat. Die waren von Bush damit begründet worden, dass niedrige Steuern für die Konzerne deren Business verbessern, Arbeitsplätze schaffen und Kaufkraft erzeugen würde dass also die Steuererleichterungen von ganz oben nach ganz unten durchsickern würden.

Es ist unter Volkswirtschaftlern eigentlich unbestritten, dass das ganze so nicht funktioniert. Vielmehr folgt den Steuersenkungen für die Reichen eine Mehrbelastung für die Armen und die Mittelschicht - und damit genau die Umverteilung von Vermögen, die McCain seinem Gegner vorwirft. Die Zahlen der letzten 60 Jahre beweisen: Das Wirtschaftsverständnis der Republikaner nutzt nur den Reichen, und "reich" definierte McCain jüngst in einer Talkshow mit "mindestens 5 Millionen Dollar".

Für die Wähler müsste im November eigentlich alles klar sein. Wenn sich die Statistiken herumsprechen würden, könnte Obama seine Koffer schon packen und den Möbelwagen für den Umzug in die Hauptstadt bestellen.

Quelle: ntv.de

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