Marktberichte

Inside Wall Street Revival für den Penny

Wer erst einmal im Laden ist, kauft auch für mehr als einen Penny - hoffentlich.

Wer erst einmal im Laden ist, kauft auch für mehr als einen Penny - hoffentlich.

(Foto: REUTERS)

Der Penny, rötlich schimmernd mit der Büste Lincolns, ist in den USA ebenso ein gutes Zeichen wie der Glückpfennig einst in Deutschland war. Wer einen Penny aushebt, soll den ganzen Tag Glück haben, und es gibt keinen Brunnen – ob im New Yorker Central Park oder im Caesar´s Palace in Las Vegas – in dem nicht tausende Münzen verbunden mit guten Wünschen am Grund liegen.

Zur Zeit bringt der Penny den Amerikanern allerdings mehr als Glück: Der Einzelhandel hat die kleinste Münze für ihre Geschäfte entdeckt und bietet am diesem Preis Sonderangebote an. Das scheint bitter nötig zu sein, denn die Umsätze sind stockend, obwohl das Land mitten in seiner zweitwichtigsten Verkaufssaison steckt: dem "Back -to-School-Sale", dem Schlussverkauf zum Ende der Sommerferien.

Die Umsätze in dieser Saison sind schwach. Experten rechnen damit, dass man erstmals seit fünfzehn Jahren ein Minus gegenüber dem Vorjahr einstecken muss. Das ist umso schlimmer, als der Sommerschlussverkauf als wichtiger Indikator für das Weihnachtsgeschäft gilt.

Umso mehr bemühen sich die Läden, auch finanziell gestresste Kunden anzulocken, und da kommt einigen der Penny gerade recht. Die großen Ketten für Schul- und Bürobedarf machen es vor: Bei Staples gibt es Bleistifte, Druckerpapier, Schreibblocks und Ringbücher für einen Penny, beim Konkurrenten OfficeMax sind Wachsstifte, Spitzer und Highlighter für den Minipreis erhältlich.

Andere Läden haben gleichgezogen. CVS Caremark verkauft Büroklammern und Textmarker für einen Penny, bei Target und Wal-Mart gibt es weitere Spezialangebote.

Penny als Lockvogel

Der Penny mag auf der einen Seite die Margen zerstören. Auf der anderen Seite hoffen die Einzelhändler, dass Kunden, die einmal im Laden sind, noch in anderen Regalen stöbern und Artikel mit höheren Preisaufschlägen kaufen. "Die Unternehmen stimulieren die Nachfrage", erklärt Paula Rosenblum von Beratungsinstitut Retail Systems Research. "Wenn Kunden beim Einkauf noch ihre Druckerpatronen auffüllen lassen, sind die Rabatte wieder eingeholt."

Diese Idee ist nicht neu – und sie scheint auch nicht mehr zu funktionieren. Branchenexperten beklagen, dass der amerikanische Verbraucher in der Rezession zu clever geworden sei. Viele greifen zwar gierig die spottbilligen Extras auf und kaufen für ein wenig Wechselgeld einen Jahresvorrat an einzelnen Waren – für andere Artikel ziehen sie dann aber zur Konkurrenz, wo es wiederum Rabatte gibt. Mehr als je zuvor gingen Verbraucher in mehrere Läden, um Preise zu vergleichen. Im Land der Supercenter war dies bisher eher unüblich.

An den Penny-Angeboten will die Industrie zunächst dennoch festhalten, und einen Gewinner gibt es auf jeden Fall: die kleine Münze. Denn als die zuletzt in so großem Maße diskutiert wurde, ging es um deren mögliche Abschaffung, da sie als Zahlungsmittel ausgedient habe und in der Herstellung zu teuer sei. Darüber spricht zur Zeit keiner mehr – das freut Abraham Lincoln.

Quelle: ntv.de

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