Inside Wall Street Romney gewinnt Michigan
16.01.2008, 21:33 UhrFast ein Jahr vor den Präsidentschaftwahlen geht den meisten Amerikanern der laufende Wahlkampf schon auf die Nerven. Die Vorwahlen der Republikaner in Michigan haben den Unmut in dieser Woche noch einmal verstärkt, denn mit dem Sieg von Mitt Romney ist das Rennen jetzt offener als je zuvor.
Sein deutlicher Sieg in Michigan hat Mitt Romney, den früheren Gouverneur von Massachusetts, wieder ins Spiel gebracht. Romney, der lange vor Beginn der Vorwahlen als Favorit unter den Republikanern gegolten hatte, hatte ja zuvor in Iowa und New Hampshire bittere Rückschläge einstecken müssen, als ihm der Prediger Mike Huckabee und Senats-Fossil John McCain Stimmen und Delegierte abnahmen.
Ein Sieg in Michigan war nun höchste Pflicht für den angeschlagenen Romney. Hätte er den Automobilstaat im Mittleren Westen nicht gewonnen, hätte das hohe Zweifel an seiner Wählbarkeit aufkommen lassen. Denn Romney kam in Michigan zur Welt, sein Vater war viele Jahre lang einer der höchsten Funktionäre der Automobilbranche und letztlich Gouverneur des Staates.
Und doch war auch für ihn Michigan kein leichtes Pflaster. In Detroit, in der Südostecke, feiert die wichtigste Branche des Staates zwar gerade die weltgrößte "Autoshow" mit neuen Modellen und Party an allen Ständen. Doch hinter den Kulissen ist die Stimmung trübe. Allein in den letzten sieben Jahren ist die Zahl der Beschäftigten in der Automobilindustrie in Michigan von 900 000 auf nur noch 600 000 gesunken. Und während US-weit das schwächere Wirtschaftswachstum Sorge macht, befindet sich der Auto-Staat längst mitten in einer Rezession.
Die monatlich gemeldeten Absatzzahlen der "großen Drei" haben den Niedergang Michigans in den letzten Jahren illustriert. Kamen noch vor zehn Jahren zwei von drei in den USA verkauften Autos von General Motors, Ford oder Chrysler, hat man die Marktführung mittlerweile den Japanern und Koreanern überlassen. Deren billigere und vor allem sparsamere Wagen haben längst auch unter den patriotischsten Amis Käufer gefunden - den wichtigsten Arbeitgebern Michigans brachen entsprechend Umsatz und Gewinne ein.
Mittlerweile liegt die Arbeitslosigkeit in Michigan bei 7,4 Prozent. Das ist ein ganzer Prozentpunkt höher als im zweischlechtesten Staat und deutlich höher als die 5,0 Prozent, die jüngst für ganz Amerika gemessen wurden. Klar, dass Wirtschaft und Arbeitsmarkt im Wahlkampf Thema Nummer Eins waren.
Und in diesem Zusammenhang wurde es zuletzt spannend im Kampf der Präsidentschaftskandidaten, vor allem zwischen Mitt Romney und John McCain. Letzterer stammt zwar nicht aus Michigan, hat den Staat aber vor acht Jahren im Vorwahlkampf gewonnen, bevor er die republikanische Kandidatur an George W. Bush verlor. Dass nun beide um die Wähler aus der Auto-Industrie kämpfen würden, war klar - doch kamen sie mit unterschiedlichen Ansätzen.
"Ich werde nicht ruhen, bevor Michigan gerettet ist", skandierte Romney während der Autoshow in Detroit. Für den Untergang der US-Hersteller gegenüber der asiatischen Konkurrenz macht er die Branchenregulierung aus Washington verantwortlich, die er als Präsident ändern will. Die Auto-Industrie werde bald wieder florieren, mein Romney, ganz im Gegensatz zu seinem Konkurrenten.
Quelle: ntv.de