Dax-Vorschau Schuldenkrise dominiert
10.06.2012, 10:34 Uhr
Die europäische Schuldenkrise wird den Aktienmarkt auch in der kommenden Woche prägen.
(Foto: dapd)
Anleger dürften erleichtert auf die Nachricht reagieren, dass Spanien einen Hilfsantrag für den angeschlagenen Bankensektor gestellt hat. Insgesamt wird bei vielen Investoren aber die Vorsicht überwiegen.
Ob Griechenland, Spanien, Portugal oder Italien - jedes der Länder hofft auf den großen Durchbruch. Und wenn es schon in der Bewältigung der Finanzkrise nicht so recht klappt, dann vielleicht beim Fußball. Oder ist es eher ein schlechtes Omen für die Finanzlage, wenn man beim Fußball Titel gewinnt? Schließlich wurde 2004 Griechenland Europameister, 2008 war es Spanien...
Auf jeden Fall wird der Sport die nächsten Tage Gesprächsthema in den Handelsräumen sein. Doch den Ton dürften die Diskussionen rund um die europäische Krisenpolitik angeben. "Die Schuldenkrise bleibt im Vordergrund", sagt Marktstratege Jörg Rahn von Marcard Stein & Co. Vor allem Spanien steht im Fokus. Spanien hat sich nach langem Zögern nun doch zu einem finanziellen Notruf durchgerungen. Das Land werde bis zu 100 Milliarden Euro zur Rettung seiner maroden Banken erhalten, um jegliche Zweifel an ihrer Überlebensfähigkeit zu zerstreuen, erklärten die Finanzminister der Euro-Länder.
"Das ist grundsätzlich eine positive Nachricht, denn es wirkt erst einmal stabilisierend", so Rahn. "Die EU nimmt Spanien noch vor der Wahl in Griechenland unter ihre Fittiche, damit die Unsicherheiten nicht überhandnehmen." Einige Marktbeobachter blieben jedoch skeptisch, ob der spanische Hilferuf tatsächlich einen positiven Effekt auf die Märkte haben dürfte. "Alle wissen, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis sich die Aufmerksamkeit auf den nächsten Dominostein richtet. Und das ist Italien", sagte ein Börsianer.
Hohe Nervosität
In den vergangenen Handelstagen hatte der hiesige Aktienmarkt leicht zugelegt. Seit Anfang Mai kommt der Leitindex aber immer noch auf einen Abschlag von gut zehn Prozent."Nach einer kurzzeitigen Weltuntergangsstimmung ist wieder Atemholen angesagt", schreiben die Experten der HSH Nordbank. Viele Marktteilnehmer gingen davon aus, dass die Politik den Ernst der Lage erkannt habe und nun entschieden handeln werde.
"Kurzfristig wird es darum gehen, mit jedem erdenklichen Ausgang der Wahlen in Griechenland richtig umzugehen und sich auch auf den Fall eines Ausstiegs des Landes so vorzubereiten, dass eine Ansteckung anderer vermieden wird." Die Griechen wählen am kommenden Sonntag, und nach den letzten Umfragen blieb unklar, ob strikte Gegner des Sparkurses die Nase vorn haben werden.
Auch der Ausgang der ersten Runde der französischen Parlamentswahl dürfte wichtige Weichen stellen. "Ich vermute, dass Francois Hollande Rückendeckung für seine Wachstumspolitik bekommt, und das dürfte der Börse helfen", sagt Rahn. 46 Millionen Franzosen entscheiden in zwei Runden darüber, ob der erst im Mai gewählte Sozialist mit einer eigenen Mehrheit in der Nationalversammlung seine Wachstumspläne angehen kann. Die erste Runde ist diesen Sonntag, die zweite eine Woche später.
Blick in die USA
Bei den Konjunkturdaten richten Anleger ihr Augenmerk vor allem gen USA. Am Mittwoch stehen die Einzelhandelsumsätze an, zwei Tage später liefert der Index der Universität von Michigan neue Hinweise auf die Stimmung der Verbraucher, der Hauptstütze der weltgrößten Volkswirtschaft. Ebenfalls am Freitag soll der Konjunkturindex der Notenbank von New York veröffentlicht werden.
Auf Unternehmensseite stehen nur wenige Termine auf der Agenda. Am Mittwoch lädt Rhön-Klinikum zur Hauptversammlung ein. Börsianer rechnen nicht mit Störfeuer gegen die geplante Übernahme durch Fresenius, nachdem der Vorstand den Eignern die Annahme der Offerte empfohlen hatte. Darüber hinaus wollen einige Unternehmen aus der zweiten und dritten Reihe Geschäftszahlen vorlegen. Hierzu gehören der Bekleidungshersteller Gerry Weber und Heidelberger Druckmaschinen (jeweils Donnerstag).
Für größere Ausschläge am Markt könnte auch der große Verfall an den europäischen Terminmärkten am Freitag sorgen. Am sogenannten Hexensabbat laufen Futures und Optionen auf Indizes sowie Optionen auf einzelne Aktien aus.
Quelle: ntv.de, jga/rts