Marktberichte

Asien im Minus Schwere Breitseite

Schwache Vorgaben von der Wallstreet und eine ganze Reihe von betrüblichen Meldungen aus den USA haben heute die asiatischen Börsen in Mitleidenschaft gezogen. Für Sorgenfalten sorgten unter anderem die Insolvenz des Telekom-Ausrüsters Nortel und die äußerst schwachen Daten zum US-Einzelhandel. Auch das gestern veröffentlichte Beige Book der US-Notenbank schien keinen Zweifel daran zu lassen, dass es mit der Wirtschaft der Vereinigten Staaten weiter bergab geht. Dies wurde in Asien sehr schlecht aufgenommen, denn die USA sind weiterhin die wichtigste Triebkraft für die globale Konjunktur und außerdem ein bedeutender Abnehmer asiatischer Exportgüter.

In Japan ging der Nikkei 225 heute um 4,9 Prozent nach unten auf 8023 Punkte. Dies entspricht dem niedrigsten Schlussstand seit über einem Monat. Der breitere Topix verlor 2,9 Prozent auf 795 Zähler. Die Stimmung wurde vor allem durch die Daten zu den Auftragseingängen im Maschinenbausektor schwer beeinträchtigt. Diese waren im November gegenüber dem Vormonat um 16,2 Prozent, und damit deutlich stärker als erwartet eingebrochen. Die Titel der Produzenten von Investitionsgütern gehörten dementsprechend heute zu den stärksten Verlierern. Kyocera etwa knickten um 7,1 Prozent ein, Komatsu fielen um 5,0 Prozent und Okuma um 8,0 Prozent. Unter den Produzenten von Maschinen für den Halbleitersektor verbilligten sich Advantest um 9,8 Prozent und Tokyo Electron um 7,9 Prozent. Die Anbieter von Unterhaltungselektronik erhielten ebenfalls eine schwere Breitseite. Hier gaben Sony weitere 5,2 Prozent ab, Sharp verloren 5,5 Prozent und Canon 5,9 Prozent. Im Autosektor verbilligten sich Nissan Motor um 3,4 Prozent. Pressemeldungen zufolge erwarte nun auch Nissan für das laufende Jahr einen operativen Verlust. Toyota gaben 2,4 Prozent und Honda 4,3 Prozent ab. Die Titel von Bridgestone gingen um 4,2 Prozent nach unten, nachdem Goldman Sachs die Branche der Reifenhersteller abgestuft hatte. Sumitomo Rubber knickten um 6,6 Prozent ein.

In Korea brach der Kospi heute um 6 Prozent auf 1111 Stellen ein. Dies entsprach dem niedrigsten Schlussstand seit mehr als einem Monat. Der Verkaufsdruck verschärfte sich im Handelsverlauf, nachdem offenkundig geworden war, dass die Widerstandlinie bei 1200 Punkten nicht gehalten werden konnte. Zudem hatte ein Angehöriger des Finanzministeriums erklärt, dass das diesjährige Wirtschaftswachstum unterhalb der Prognose der Zentralbank von 2 Prozent liegen könne. Händler erklärten den heutigen Kurseinbruch auch damit, dass sich der Kospi in den letzten Wochen besser entwickelt hatte als andere asiatische Indizes, und deshalb auch besonders anfällig für einen Rückschlag gewesen sei. Deutliche Abschläge fanden vor allem im Bankensektor statt. Hier rutschten etwa KB Financial um 9,2 Prozent und Hana Financial um 8,9 Prozent nach unten. Daneben brachen vor allem die Titel der Autohersteller schwer ein. Zuvor hatte die Ratingagentur Fitch die Verbindlichkeiten von Hyundai Motor und Kia Motors auf "Junk" abgestuft, und dies mit den erheblichen Problemen der Autobranche begründet. Hyundai rutschten daraufhin um 10,4 Prozent ab, Kia verbilligten sich um 10,8 Prozent. Die Aktie von Samsung Electronics gab 6,2 Prozent ab. Hier stieg die Zahl der Investoren, die für den Konzern für das abgelaufene Quartal mit einem empfindlichen Verlust rechnen.


In Taiwan rutschte der TAIEX heute um 4,44 Prozent auf 4320 Stellen ab. Besonders betroffen davon waren der Finanzsektor und die Technologiewerte, deren ADRs gestern bereits an der Nasdaq schwer unter die Räder gekommen waren. Händler merkten an, dass vor allem die Anleger vor Ort derzeit keinerlei Gründe sehen würden, um sich in einem solchen Umfeld noch vor dem chinesischen Neujahrsfest zu engagieren. Im Technologiesektor schockte vor allem die Meldung vom vorübergehenden Rückzug von Apple-Chef Steve Jobs aus gesundheitlichen Gründen. Dies brachte Hon Hai Precision um 3,9 Prozent und Quanta Computer um 4,1 Prozent nach unten. Beide Firmen sind für Apple als Auftragsfertiger tätig. Im Halbleitersektor gaben Taiwan Semiconductor 4,7 Prozent und United Microelectronics 6,0 Prozent ab. Die Aktie des Speicherchipherstellers ProMOS glitt um die in Taipeh maximal möglichen 7 Prozent nach unten. Die taiwanesische Regierung hatte zuvor erklärt, noch nicht über mögliche Hilfen für die DRAM-Chip-Hersteller entschieden zu haben. Deutliche Abschläge gab es auch im Finanzsektor, wo heute erneut Fragen über die finanzielle Gesundheit der Banken aufgeworfen wurden. Angesichts dessen knickten sowohl Fubon Financial als auch Chinatrust und First Financial um 7 Prozent ein.

In Hongkong rutschte der Hang Seng Index heute um 3,4 Prozent auf 13.242 Stellen ab. Dies entspricht dem niedrigsten Schlussstand seit 7 Wochen. Zwischenzeitlich ging Hongkongs Leitindex sogar bis auf 12.904 Zähler nach unten. Beim Unterschreiten der 13.000-Punkte-Linie setzten dann aber wieder neue Käufe ein. Im Blickpunkt standen unter anderem die Titel der Fluggesellschaften. China Southern Airlines gaben 2,3 Prozent ab, nachdem das Unternehmen erklärt hatte, nunmehr für 2008 einen Verlust zu erwarten. Air China verloren 8,1 Prozent. Dagegen konnten sich China Eastern Airlines um knapp 11 Prozent verbessern. Die Gesellschaft wird offenbar Anteile an kleineren Konkurrenten abstoßen und zudem Flugzeugbestellungen stornieren. Im Bankensektor gaben HSBC weitere 5,7 Prozent ab. Die Marktteilnehmer fürchteten weiterhin, dass die Großbank demnächst eine umfangreiche Kapitalerhöhung vornehmen müsse. Standard Chartered fielen um 6,7 Prozent, nachdem dort Chairman Mervyn Davies seinen Rücktritt angekündigt hatte. Gegen den Trend positiv entwickelten sich die Titel aus dem Stahlsektor. Hier legten Angang Steel 4,9 Prozent und Maanshan Iron & Steel 4,2 Prozent zu. Die chinesische Regierung will hier offenbar den Aufbau weiterer Kapazitäten stoppen und damit die Branche stabilisieren.

In China fielen der Shanghai Composite Index um 0,45 Prozent auf 1920 Punkte und der Shanghai A-Share Index um 0,45 Prozent auf 2015 Zähler. Hoffnungen auf weitere konjunkturstützende Maßnahmen der chinesischen Regierung konnten hier Schlimmeres verhindern.

Quelle: ntv.de

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