Dax-Vorschau Starke Nerven nötig
18.08.2007, 10:20 UhrDie Sorge vor einem Übergreifen der Krise am US-Hypothekenmarkt auf die Weltkonjunktur wird weiter die Richtung an den Aktienmärkten bestimmen. Neue Hiobsbotschaften über Schieflagen von Hypothekenbanken oder weitere Fondsschließungen könnten nach Einschätzung von Aktienstrategen den Dax unter Druck setzen. Stützen könnten dagegen Zinssenkungsfantasien, nachdem die US-Notenbank am Freitag einen ihrer Zinssätze herunterschraubte.
"Nervosität und hohe Kursschwankungen dürften die Aktienmärkte in den nächsten Tagen prägen", sagte Tobias Basse von der NordLB. Auch Andy Sommer von der HSH Nordbank erwartet, dass die Unsicherheit im Markt bleibt. "Es gibt ein großes schwarzes Loch. Keiner weiß, welche Firmen noch von der US-Hypothekenkrise betroffen sein könnten."
Wegen der Immobilienkrise hatte First Magnus Financial, einer der größten privaten Hypothekenbanken der USA, seine Kreditvergabe eingestellt. Als Begründung führte das Management an, dass wegen der zunehmenden Risikoscheu an den Finanzmärkten keine Investoren als Käufer für die Baudarlehen mehr gefunden werden konnten. Die Risikoscheu der Investoren hatte dem japanischen Aktienmarkt am Freitag mit über fünf Prozent die stärksten Kursverluste seit den Anschlägen vom 11. September 2001 in den USA beschert.
Nicht alle Aktienexperten sehen für die neue Woche aber schwarz. "Erst waren die Märkte von Gier getrieben, zuletzt regierte die Angst, und jetzt wird wohl etwas Vernunft einziehen", sagte Kai Stefani, Kapitalmarktanalyst bei Allianz Global Investors. Seiner Einschätzung nach sind aus fundamentalen Gesichtspunkten Aktien nach wie vor attraktiv. Basse erwartet von der Krise keine nachhaltige Belastung für die Weltwirtschaft. "Die Volkswirtschaften in Indien und China verbuchen weiter hohe Wachstumsraten", sagte er.
Warten auf Zinsentscheidung in Japan
Beistand erhalten die Investoren von den Notenbanken, die rund um den Globus die Finanzmärkte mit zusätzlicher Liquidität versorgt hatten. Am Freitagnachmittag senkte die US-Notenbank (Fed) überraschend den Diskontsatz, zu dem sich Banken bei der Zentralbank Geld leihen können, um einen halben Prozentpunkt auf 5,75 Prozent. Die Kurse an den Börsen in Frankfurt, London, Zürich und Paris schossen daraufhin nach oben. "Das ist eine wichtige Botschaft. Die Notenbanken signalisieren damit, dass sie zur Unterstützung zur Verfügung stehen", sagte Max Holzer, Leiter Portfoliomanagement bei Union Investment. Für Marktstratege Christian Schmidt von der Helaba hat die Fed damit den Grundstein für eine Senkung des zentralen US-Zinssatzes für Tagesgeld, der derzeit bei 5,25 Prozent liegt, im September gelegt. "Viele hatten schon darauf gesetzt, aber jetzt ist die Wahrscheinlichkeit sehr hoch", sagte er.
Im Fokus steht nächste Woche daher auch die Zinsentscheidung der japanischen Notenbank (BoJ). Von Reuters befragt Analysten sehen die Wahrscheinlichkeit einer Zinserhöhung angesichts der jüngsten Marktturbulenzen nur noch bei zehn Prozent. Vor der am Mittwoch beginnenden Sitzung der BoJ steht am Dienstag in Deutschland der ZEW-Konjunkturbericht für August auf der Agenda. Am Freitag werden in den USA die Auftragseingänge für langlebige Güter sowie der Eigenheimabsatz für Juli veröffentlicht.
Ralf Banser, Reuters
Quelle: ntv.de