Inside Wall Street Steakessen mit Buffett
30.06.2009, 17:26 Uhr"Wenn Steak eine Religion wäre, dann wären wir die Kathedrale", wirbt das New Yorker Steakhouse Smith & Wollensky. Und obwohl Aficionados über das beste Porterhouse streiten - Peter Luger? Mark Joseph? Kobe? - ist zumindest unumstritten, dass ein Dinner bei S&W in Midtown Manhattan etwas Besonderes ist. Manch einem ist es sogar Millionen wert.

Warren Buffett steht jedes Jahr für ein Steakdinner zur Verfügung.
(Foto: REUTERS)
Der chinesische Hedgefonds-Manager Zhao Danyang legte nun 2,11 Mio. Dollar auf den Tisch, um bei Smith & Wollensky speisen zu dürfen - wohlgemerkt gemeinsam mit Warren Buffett. Die Investment-Legende steht jedes Jahr für ein Steakdinner zur Verfügung, das online zugunsten der Obdachlosen in San Francisco versteigert wird. Ging das erste Dinner vor ein paar Jahren noch für einen fünfstelligen Betrag weg, hat Danyang nun einen dicken Rekord aufgestellt.
Gelohnt hat es sich trotzdem, mein Danyang. Teuer fand er den Abend nicht, an dem noch sieben Familienmitglieder dabei waren. "Ich habe in den letzten Jahren sehr viel Geld gemacht", erklärte er dem Magazin Fortune. "Und das verdanke ich vor allem Warren Buffett."
Zhaos Geschichte beginnt, als er eine Elektronikfirma in China managte und nebenbei ein wenig Geld im Aktienmarkt hatte. Der chinesische Marke kollabierte in den späten 1990er Jahren - und damit war Zhaos Geld futsch. "Ich war wütend auf mich selbst", blickt er heute zurück. "Ich habe mir damals geschworen: Nie wieder kaufe ich Aktien."
Das änderte sich erst, als Zhao ein Buch über die Investmentstrategie des Orakels von Omaha in die Finger bekam. Die Idee, in fundamentale und langlebige Werte anzulegen, gefiel ihm so sehr, dass er im Jahr 2000 doch wieder in den Markt ging. Und zwar mit seinem eigenen Hedgefonds. In seiner Funktion als Fond-Manager flog er vor ein paar Jahren nach Omaha, Nebraska, um Warren Buffett bei der jährlichen, spektakulären Hauptversammlung zu treffen. Die recht anonyme Begegnung machte Lust auf mehr.
"Er ist so berühmt, aber er behandelt dich wie ein echter Freund", lobt Zhao seinen Mentor, von dem er jetzt wirkliche Anlagetipps bekam. Den Medien gegenüber gaben sich beide nach dem Abendessen bedeckt. "Der Mann hat gerade mehr als zwei Mio. Dollar bezahlt, um meine Tipps zu hören", schäkerte Warren Buffett mit der Presse. "Da kann ich das gleiche für euch doch nicht ausplaudern."
Und auch sein erfolgreicher Fan aus China deutete das Tischgespräch nur an. Man habe die kurzfristigen Marktschwankungen der letzten Monate gar nicht erst angesprochen. "Als Investoren mit langfristigem Horizont interessiert uns das nicht", so Zhao. Vielmehr habe man sich über die wirtschaftlichen Zyklen unterhalten, darüber hinaus über Warren Buffetts philantropische Leistungen. Zu denen trug Zhao nun einen gewaltigen Teil bei.
Quelle: ntv.de