Ryanair hebt ab Stoxx bleibt zurück
10.06.2002, 20:25 UhrWie gewonnen - so zeronnen, so hieß es am Montag bei der europäischen Blue Chips. Ein Großteil der Gewinne des Vormittags schmolz im Tagesverlauf wieder dahin. Schlecht sah es vor allem bei den Finanzwerten aus, die unter einer Gewinnwarnung von Abbey National litten. Dagegen konnte der Billigfliegers Ryanair erneut durchstarten. Der Eurostoxx 50 gab 0,2 Prozent auf 3.205 Punkte ab, der Stoxx 50 konnte mit einem Plus von 0,2 Prozent auf 3.170 Punkte zumindest die Pluszone verteidigen.
Eine Gewinnwarnung der britischen Bank Abbey National setze den Finanzsektor unter Druck. Der Vorsteuergewinn werde im laufenden Jahr deutlich unter den Markterwartungen liegen, so die Bank am Morgen. Grund seien vor allem zusätzliche Provisionszahlungen sowie Abschreibungen, so die Bank weiter. Die Aktie brach knapp 8 Prozent auf 928 Pence ein. Unter Druck standen im Sog der Abbey-Warnung auch die Aktien der Royal Bank of Scotland, die rund 1 Prozent auf 1965 Pence nachgaben, für Lloyds ging es 1,1 Prozent auf 708 Pence nach unten. Und HBOS büßten 2,3 Prozent auf 792 Pence ein.
Gute Nachrichten gab es von der irischen Billig-Fluglinie Ryanair, die ihren Gewinn im abgelaufenen Geschäftsjahr um 44 Prozent auf 150,4 Millionen Euro gesteigert und damit die Erwartungen von Analysten deutlich übertroffen hat. Die Experten hatten durchschnittlich nur mit einem Gewinn von 140,9 Millionen Euro gerechnet. Für die nächsten beiden Jahre hob Ryanair zudem die Wachstumsprognosen an. Die Aktie machte 6,4 Prozent auf 427 Pence gut. Und im Schlepptau von Ryanair konnte auch Konkurrent easyjet 1,3 Prozent auf 482 Pence zulegen.
Im Blickpunkt stand auch die Aktie von Vivendi, die 1,3 Prozent auf 30,15 Euro zulegte. Der Medienkonzern News Corp von Rupert Murdoch will von dem französisch-amerikanischen Konkurrenten das italienische Bezahlfernsehen Telepiu für eine Milliarde Euro übernehmen. In einer Absichtserklärung sei zudem vereinbart worden, Rechtsstreitigkeiten beizulegen, wenn das Geschäft zustande komme, teilten die Unternehmen am Samstag mit. Händler begrüßten, dass Vivendi Anstrengungen unternehme, seinen Schuldenberg abzubauen.
Auch eine Übernahme war Gesprächsthema. Der zweitgrößte Zigaretten-Konzern der Welt, British American Tobacco will den britischen Konkurrenten Gallaher übernehmen. Dies berichtet eine englische Zeitung. Die Gallaher-Aktie legte knapp 3 Prozent auf 668 Pence zu. Die Aktie von British American Tobacco ging bei 794 Pence praktisch unverändert aus dem Tag.
Zudem warf der Dienstag seine Schatten voraus. Dann wird der finnische Handy-Riese Nokia einen Ausblick auf das laufende Quartal geben. Wenn der schlecht ausfalle, könne sich der Abwärtstrend weiter verstärken, so ein Händler. Die Nokia-Aktie zeigte sich im Vorfeld freundlich und legte rund 2 Prozent auf 13,32 Euro zu. Die Investmentbank J.P. Morgan hat ihre Bewertung für die Papiere auf „market perform“ von zuvor „underperform“ hochgesetzt, das Kursziel für die Aktie allerdings auf 13 von zuvor 15 US-Dollar reduziert. Die Investmentbank Merrill Lynch hat unterdessen aufgrund des unverändert schwierigen Umfeldes in der Telekom-Branche seine Prognose für den weltweiten Absatz von Handys für 2002 und 2003 gesenkt. Bei Nokia, dem weltgrößten Handy-Hersteller rechnen die Analysten in diesem und dem nächsten mit weniger Gewinn und Umsatz.
Nachbörslich teilte Fiat mit, das Paolo Catarella, der Chef des italienischen Industriekonzerns zurückgetreten sei. Nach eigenem Bekunden will er mit diesem Schritt bei dem hoch verschuldeten Unternehmen den Weg für einen Neuanfang freimachen. Chairman Paolo Fresco solle die Aufgaben von Cantarella übernehmen, teilte Fiat weiter mit. Die Fiat-Aktie hatte sich im Tagesverlauf um 2,5 Prozent auf 13,23 Euro verbessert.
Noch ein kurzer Blick nach Paris: Die Börse in Frankreich konnte unterdessen kaum vom Erfolg des bürgerlichen Lagers um Staatspräsident Jacques Chirac profitieren. Analysten sehen in dem Wahlergebnis dennoch die Rückkehr der zweitgrößten Volkswirtschaft der Euro-Zone zur politischen Stabilität. Es werde mehrheitlich mit einer Umsetzung marktfreundlicher Reformen gerechnet, so ein Händler. Der CAC 40 legte 0,1 Prozent auf 4.024 Punkte zu.
Quelle: ntv.de