Nestle vor den Zahlen Stoxx gibt nach
20.08.2002, 20:20 UhrDie europäischen Blue Chips haben am Dientstag überwiegend schwächer geschlossen. Nach der Kursrally des Vortages gingen viele Anleger auf Nummer sicher und nahmen erst einmal Gewinne mit. Zudem bremsten gemischt ausgefallene Unternehmensergebnisse sowie Rückstufungen grosser Unternehmen. Einer der größten Verlierer war die Aktie von Nestle, die im Vorfeld der Quartalszahlen mehr als fünf Prozent nachgab. Dagegen setzte sich bei Vivendi Universal die Kurserholung fort. Der Eurostoxx 50 fiel 1,9 Prozent auf 2.771 Punkte, für den Stoxx 50 ging es 1,9 Prozent auf 2.794 Zähler nach unten.
Im Blickpunkt stand auch die Aktie von KPN. Der niederländische Telekomkonzern hat im zweiten Quartal einen Netto-Verlust von 9,3 Milliarden Euro verbucht, hob seine Prognose für den Zuwachs im Kerngewinn für das laufende Jahr jedoch auf mindestens 14 von zuvor 12 Prozent an. Der Verlust sei vor allem durch die hohen Abschreibungen bei der deutschen Mobilfunk-Tochter E-Plus entstanden, so das Unternehmen. Die Ankündigung, die Telefonbuchsparte in Kürze zu verkaufen, verhalf der KPN-Aktie im Handelsverlauf jedoch zu deutlichen Zugewinnen, so Händler. Die Aktie legte knapp 14 Prozent auf 5,40 Euro zu.
Die Gerüchte um einen Verkauf der US-Entertainment-Sparte des französischen Medienriesen Vivendi Universal bekamen am Dienstag durch einen Zeitungsbericht neue Nahrung. Demnach soll die Sparte nun mit dem Entertainment-Bereich der Liberty Media verbunden und dann an die Börse gebracht werden. Die Aktie legte 11,5 Prozent auf 12,70 Euro zu, nachdem die Aktie bereits am Montag mehr als 20 Prozent gut gemacht hatte.
Auch die Vivendi-Tochter Vivendi Environnement wurde mit nach oben gerissen und verbesserte sich um 16,1 Prozent auf 23 Euro.
Kräftige Minuszeichen verbuchte hingegen die Nestle-Aktie. Der schweizerische Nahrungsmittelriese wird am Mittwoch seine Geschäftszahlen präsentieren. Im Vorfeld stufte Merill Lynch den Wert mittelfristig zurück auf "neutral" von zuvor "buy". Das bescherte dem Nestle-Papier ein Minus von 5,8 Prozent auf 325 Schweizer Franken.
Der weltgrößte Marketingkonzern WPP hat im ersten Halbjahr 2002 einen Rückgang des Vorsteuergewinns um 17 Prozent auf 210,4 Millionen Pfund erlitten. Für das Gesamtjahr gaben die Briten zudem einen düsteren Ausblick - eine Erholung des Werbemarktes sei weiterhin nicht in Sicht. Die Aktie fiel 6,4 Prozent auf 468,5 britische Pence.
Die zum Schweizer Finanzkonzern UBS gehörende Investmentbank UBS Warburg will nach Angaben aus Firmenkreisen wegen der schlechten Marktverfassung in den USA einen Teil ihrer 600 Energiehändler entlassen. Die Entscheidung könne schon am Dienstag fallen, hieß es weiter. Die Aktie gab 0,8 Prozent auf 71,95 Schweizer Franken nach.
Die österreichische Fluglinie Austrian Airlines hat ihre Ergebniserwartung für 2002 erhöht. War die AUA bis zuletzt von einem ausgegleichenen Betriebsergebnis für den Konzern ausgegangen, sieht sie nun für das Gesamtjahr 2002 einen operativen Gewinn von 24 Millionen Euro. Zuvor hatte der Konzern bereits Zahlen für das erste Halbjahr vorgelegt, die über den Erwartungen der Analysten lagen. Die Aktie legte 2,1 Prozent auf 7,88 Euro zu.
Die Stimmung im Pharmasektor blieb weiter schlecht und belastete nach Angaben von Händlern auch die Bayer-Aktie. Am Vortag hatte der zweitgrößte europäische Pharmakonzern AstraZeneca mitgeteilt, dass das neue Krebsmedikament Iressa in klinischen Studien die erhoffte Wirkung nicht gezeigt hatte. Das seien schlechte Nachrichten, die den gesamten Sektor belasten würden, so ein Händler. Die Bayer-Aktie fiel 4,8 Prozent auf 23,81 Euro, für AstraZeneca ging es 7 Prozent auf 1938 britische Pence nach unten.
Quelle: ntv.de