Inside Wall Street "Super Tuesday" lässt die Börse kalt
06.02.2008, 21:29 UhrEs ist manchmal erstaunlich, welche Themen die Wall Street beherrschen und welche untergehen. Über den letzten Touchdown beim Super Bowl wurde etwa mehr diskutiert als über den "Super Tuesday". Dabei dürfte am gestrigen Dienstag eine Vorentscheidung im Rennen um das Weiße Haus gefallen sein - dessen Ausgang wiederum Wirtschaft und Märkte massiv beeinflussen dürfte.
Mit dem "Super Tuesday" liegt ein historischer Tag hinter Amerika. Nie zuvor hat binnen weniger Stunden das halbe Land über die nächsten Präsidentschaftskandidaten abgestimmt. Nie zuvor war das Rennen so offen. Nie zuvor, so möchte man hervorheben, stand für Amerika und die Welt so viel auf dem Spiel. Immerhin hinterlässt der scheidende Präsident George W. Bush ein schweres Erbe:
Amerika steckt in zwei völlig verfahrenen Kriegen in Afghanistan und Irak, in denen die Supermacht nicht nur tausende von Soldaten und Billionen von Dollar verloren hat, sondern auch jede Menge Verbündete und Ansehen in aller Welt. Zudem kämpft man mit einem Rekord-Defizit und droht in eine Rezession zu rutschen.
Letzteres indes dürfte der Grund sein, warum die aktuellen Vorwahlen an der Börse fast nicht diskutiert werden. Denn hinter welchem Kandidaten soll die Wall Street stehen? Was sind gute, was sind schlechte Nachrichten? Die alte Regel, dass die Republikaner die bessere Wirtschaftspolitik machen und grundsätzlich Corporate America mehr Chancen bieten, ist nach acht Jahren unter der gänzlich inkompetenten Bush-Regierung nichts mehr wert.
Und dass mit John McCain ausgerechnet der Kandidat die Favoritenrolle übernommen hat, der jüngst öffentlich bekannte, von Wirtschaft wenig zu verstehen, macht die Lage für die Partei nicht einfacher.
Auf der anderen Seite - bei den Demokraten - buhlen mit den Senatoren Hillary Clinton und Barack Obama zwei Politiker um die Präsidentschaftskandidatur, deren Konzepte für die künftige Wirtschaftspolitik der USA sich nicht weit voneinander unterscheiden. Zwischen Clinton und Obama stehen keine konzeptionellen Unterschiede, sondern höchstens ein paar Dollar hier und ein paar Prozentpunkte da, wenn es um Steuer-, Haushalts-, Gesundheits- und andere wirtschaftsrelevante Programme geht.
Hätte ein anderer Ausgang des "Super Tuesday" die Wall Street eher beeinflussen können? Wohl kaum - obwohl sich zumindest bei den Republikanern mit Mitt Romney ein Kandidat gefunden hätte, der als früherer Investmentbanker und 200-facher Millionär wirtschafts- und steuerpolitisch mit Sicherheit auf der Seite Corporate Americas gestanden hätte. Doch will das die Wall Street? Selbst auf dem Parkett, im Zentrum des Kapitalismus, ist mittlerweile vielen klar geworden, dass das Land ohne eine vernünftige (und nicht ganz billige) Gesundheitspolitik vor großen Schwierigkeiten steht. Oder dass den explodierenden CEO-Gehältern ein Riegel vorgeschoben werden muss.
Die Wall Street verhält sich mit Blick auf den Präsidentschaftswahlkampf also weiter ruhig. Rezessionsangst, Konjunkturdaten und Quartalszahlen beschäftigen die Anleger - und eigentlich ist das auch genug.
Quelle: ntv.de