Inside Wall Street Superbowl trotzt Rezession
13.01.2009, 15:58 UhrIn Krisenzeiten sucht der Mensch Ablenkung, und die schönste ist immer noch der Sport. Jedenfalls solange man ihn nicht selbst betreibt - der Amerikaner bevorzugt Fernseh-Sport, und man fiebert dem Saison-Höhepunkt entgegen: dem Superbowl, dem Endspiel um die Football-Meisterschaft. Das macht die Fans glücklich, und den TV-Sender NBC reich - auch in Krisenzeiten.
Denn ungeachtet der Rezession verkaufen sich die völlig überteuerten Werbespots bestens. Für 30 Sekunden während der Rauferei auf dem Platz verlangt NBC satte drei Mio. Dollar. Damit fordert die TV-Tochter des Dow-notierten Multis General Electric mehr Geld als je zuvor; im vergangenen Jahr musste nur 2,7 Mio. Dollar berappen, wer während der Partie der New York Giants und der New England Patriots beim übertragenden Sender Fox um Kunden werben wollte.
Dass bereits 90 Prozent der insgesamt 67 Werbespots verkauft sind, überrascht Experten. Schließlich haben sich zwei der größten Werbekunden in diesem Jahr aus dem Superbowl verabschiedet. Der strauchelnde Autobauer General Motors wird keine Spots schalten. Man hält den Zeitpunkt für "unpassend", und da stimmt vermutlich jeder zu, dessen Steuergelder in das jüngst in Washington beschlossene Hilfspaket geflossen sind.
Auch FedEx schaltet nicht mehr. Der Fracht- und Paketdienst leidet massiv unter der schwachen Wirtschaft, und ganz offensichtlich hat man kapiert, dass Unternehmen und Verbraucher auch dann nicht mehr verschicken, wenn man mit witzigen Filmchen wirbt.
Bei NBC scheint man sich darüber nicht den Kopf zu zerbrechen, denn es sind noch genug Unternehmen übrig, die sich um die Spots zur allerbesten Sendezeit reißen. Die meisten kommen aus dem Konsumsektor - dem einzigen, der auch in Krisenzeiten stabil ist. Ob Coca-Cola oder Pepsi, billige Brause wird immer getrunken. Hundefutter von Pedigree findet ebenfalls auch während der Rezession Käufer, und bei Anheuser-Busch sorgt man sich sowieso nicht: die Plörre aus St. Louis ist ohnehin die billigste, in der das Volk die Rezessionssorgen ertränken kann.
Überraschend ist hingegen, dass mit Audi und Hyundai auch zwei Auto-Hersteller weiter im Feld der Werbetreibenden sind; allerdings stehen die ausländischen Branchenriesen eben auch besser da als die "großen Drei" aus Detroit. Weitere Spots kommen vom Reifenhersteller Bridgestone und - ebenfalls überraschend - vom Online-Broker E-Trade. Ob der während dem Superbowl potenzielle Investoren ansprechen kann, bleibt abzuwarten.
Überhaupt zweifeln Werbe-Insider an der Wirksamkeit der Spots. Zwar ist das Fernsehpublikum nie größer als während des mehrstündigen Football-Spektakels, das in diesem Jahr übrigens in Tampa im Sonnenstaat Florida ausgetragen wird. Doch haben die Zuschauer allesamt kein Geld mehr, weshalb sich die Konsumausgaben auch nur den spannendsten oder witzigsten Spot nicht ankurbeln lassen.
Quelle: ntv.de