Inside Wall Street Suppenküchen in Not
24.02.2009, 20:57 UhrAn der Wall Street gibt es zur Zeit nur ein Thema: Wie sind die amerikanischen Banken zu retten? Verstaatlichung, Kreditzusagen es gibt viele Ideen, doch für einen Großteil der Bevölkerung könnten diese Probleme nicht weiter weg sein. Millionen von Amerikanern stehen an den Suppenküchen an, die mit der Speisung der Armen völlig überfordert sind.
Die Suppenküchen, an denen die Ärmsten kostenlos mit Essen und Trinken versorgt werden, hat es im Zusammenhang mit der Finanzkrise doppelt erwischt. Die hohe Arbeitslosigkeit hat die Zahl derer rasant steigen lassen, die die Dienste der Institutionen in Anspruch nehmen müssen. Und der dramatische Anstieg bei den Lebensmittelpreisen überlastet die Budgets.
Im Stimulus-Paket hat die Regierung Obama jetzt 150 Millionen Dollar untergebracht, um die Situation zu entspannen - doch ob der Betrag, nicht einmal 0,0002 Prozent der Gesamtsumme, ausreicht, ist unklar. Der Andrang an den Suppenküchen hat im Jahr 2008 um satte 30 Prozent zugenommen, rund 70 Prozent der Einrichtungen können die Nachfrage jetzt schon nicht mehr erfüllen.
Und die Prognosen für 2009 sind düster: Der Trend soll anhalten. Erschreckende Zahlen werden aus New York gemeldet, wo die größte Suppenküche der USA eingerichtet ist. Gouverneur David Patterson geht davon aus, dass in seinem Staat im laufenden Jahr 3,5 Millionen Bürger auf die Hilfseinrichtungen zurückgreifen müssen. Unter ihnen seien 2 Millionen, die noch nie zuvor bei einer Suppenküche waren. Mathematisch betrachtet heißt das: Die Zahl der Bedürftigen dürfte sich mehr als verdoppeln.
In anderen Regionen des Landes sieht es nicht besser aus: In den Industriezentren um Detroit etwa, wo Millionen von Amerikanern jüngst ihre Jobs verloren haben, sind soziale Programme ohnehin überlastet.
Entsprechend sind die Suppenküchen auf den Kongress nicht gut zu sprechen. Immerhin hatten sie ursprünglich um Fördergelder in Höhe von 300 Millionen Dollar gebeten. Selbst damit hatte man geglaubt, konservativ vorzugehen. Denn der finanzielle Aufwand, mit dem die Suppenküchen fertig werden müssen, nimmt immer mehr zu. Während sich nämlich die Gesamt-Inflation in den USA weitgehend gelegt hat, hat sie das ausgerechnet im Lebensmittelbereich nicht.
Die Preise für Lebensmittel haben in den USA im letzten Jahr um 5,9 Prozent zugelegt; bei Grundnahrungsmitteln wie Mais und Getreide waren die Anstiege noch steiler. In den letzten Wochen hat der Trend gehalten. Mit mehr Geld können die Suppenküchen also zur Zeit nicht unbedingt mehr Nahrung kaufen. Trotzdem halten sich die sozialen Einrichtungen zunächst mit Kritik am Stimulus-Paket zurück. Sie verstehen, dass ein großer Teil des Geldes in Infrastrukturmaßnahmen fließen soll. Die sollen bis zu 3,5 Millionen Arbeitsplätze schaffen - und die Schlangen vor den Suppenküchen kürzen.
Quelle: ntv.de