Wall Street-Vorschau Tanz der Bären
06.09.2008, 18:07 UhrDer September hat für die amerikanischen Börsen schlecht begonnen. In der ersten, kurzen Handelswoche ging es steil bergab; der Dow Jones handelt wieder im Bärenmarkt und die jüngsten Konjunkturdaten lassen nicht auf eine baldige Verbesserung der Lage hoffen. Das ist schlecht - vor allem für die Republikaner.
Zusammenhänge zwischen Börse und Politik lassen sich überall finden. Eine besonders interessante Konstellation zeigt sich im September in Wahljahren: Die Statistik zeigt, dass einem schwachen September in der Regel ein Regierungswechsel im November folgt. Nach einem starken September hat die regierende Partei hingegen bessere Chancen auf einen neuerlichen Sieg.
Überraschend ist das nicht. Denn der Markt spiegelt ja die Stabilität der Wirtschaft und Unternehmen wider und damit ein stückweit die konjunkturelle Gesundheit von Land und Wählern. Wenn diese unzufrieden sind, machen sie das Kreuzchen für die Opposition, weil sie keine "four more years" mehr wollen.
Insofern spricht der Handel in den ersten vier Septembertagen recht deutlich für das demokratische Team Obama/Biden. Nun ist der September zwar noch lang, doch haben die Bären das Ruder in der Hand. Der US-Arbeitsmarkt ist zurzeit so schwach wie seit fünf Jahren nicht mehr, die Zahlen aus Industrie und Dienstleistungssektor lassen zu wünschen übrig. Der rapide Verfall der Rohstoffpreise lässt auf eine schwächere Nachfrage schließen, und all das lässt die Amerikaner um ihr Wirtschaftswachstum bangen.
Noch schlimmer: Die Notenbank ist machtlos. Denn man kann dem Markt nicht einfach mit Zinssenkungen unter die Arme greifen, weil die Inflation zu hoch ist. Das weiß der Offenmarktausschuss auch, wie aus dem jüngsten Beige Book hervorging. Von Zinssenkungen war da nicht die Rede.
Der Markt scheint langsam zu erkennen, dass es in der Rezession keine schnelle Hilfe gibt, sondern dass sich die Situation nur langsam und fundamental bereinigen kann. Das wird auch klappen, doch könnte es Monate dauern und Tiefstände nötig machen, die Analysten aus dem bärischen Lager für den Dow bereits im vierstelligen Bereich fürchten.
Die Termine der nächsten Woche im einzelnen:
Montag, 8. September 2008:
Unternehmensdaten
Keine nennenswerten
Wirtschaftsdaten
Verbraucherkredite Juli (8,5 Milliarden Dollar erwartet)
Dienstag, 9. September 2008:
Unternehmensdaten
Pep Boys
Wirtschaftsdaten
Anstehende Hausverkäufe, Juli (-1,0 Prozent erwartet)
Lagerbestände Großhandel, Juli (+0,7 Prozent erwartet)
Mittwoch, 10. September 2008:
Unternehmensdaten
Keine nennenswerten
Wirtschaftsdaten
Öl-Lagerbestände
Donnerstag, 11. September 2008:
Unternehmensdaten
Campbell Soup, Lululemon
Wirtschaftsdaten
Import-/Exportpreise August
Handelsbilanz, Juli (-58,0 Mrd. Dollar erwartet)
Erstanträge auf Arbeitslosenunterstützung (Vorwoche)
Freitag, 12. September 2008:
Unternehmensdaten
Keine nennenswerten
Wirtschaftsdaten
Einzelhandelsumsätze August (5 Prozent/+0,6 Prozent Ex-Auto erwartet)
Erzeugerpreise August (+0,1 Prozent/ -0,2 Prozent Kernrate erwartet)
Verbrauchervertrauen Michigan, September (63,9 Punkte erwartet)
Lagerbestände Unternehmen, Juli (+0,5 Prozent erwartet)
Quelle: ntv.de